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EINMAL AUFLADEN, BITTE!
„Das Elektroauto ist (wieder) in den Überlegungen potenzieller Käufer angekommen.“
17. Januar 2017

EINMAL AUFLADEN, BITTE!

Mit einer Reichweite von rund 640 Kilometern fuhr das Upgrade des Tesla Roadster 3.0 in einer Testfahrt im Frühjahr 2015 mehr als viermal so weit wie alle Modelle anderer Autohersteller und immer noch knapp 200 Kilometer weiter als das hauseigene Model S 85D des reinen E-Car-Unternehmens. Währenddessen experimentieren die deutschen Riesen Mercedes und BMW mit neuen Designs, die durch den Elektroantrieb möglich werden. Und mit selbststeuernden Fahrzeugen.

 

Lange hat es gedauert, bis das Elektroauto das Interesse der Fahrzeughersteller und des Konsumenten wiedergewann. Die ersten batteriebetriebenen Wagen fuhren bereits Ende des 19. Jahrhunderts durch die Straßen europäischer und amerikanischer Großstädte. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts gab es sogar mehr Elektroautos als Autos mit herkömmlichen Verbrennungsmotor. Das lag zum einen an der damals noch umständlichen Bedienung der Motorwagen, zum anderen an den starken Abgasen und störenden Geräuschen, die sie verursachten. Nachdem der Benzinwagen das Batterieauto aber im Preis plötzlich weit unterbieten konnte und der Ingenieur Charles Kettering den elektrischen Anlasser für Verbrennungsmotoren serientauglich machte, ließ das Interesse am Elektroauto nach.

Tesla

Erst die Ölkrise in den 1970er-Jahren bedingte eine zeitweise Zuwendung zu alternativen Antrieben. Die geringe Reichweite elektrisch betriebener Fahrzeuge – eine Batterieladung reichte gerade einmal 60 Kilometer – und Topgeschwindigkeiten von circa 70 km/h konnten Autoindustrie und Konsumenten nicht überzeugen. Sinkende Spritpreise in den 1990ern sorgten dafür, dass die von Autofans meistens belächelten Ökoboliden weiter mühsam und nur wenige Kilometer vor sich hin trotteten. Es war das kalifornische Start-up-Unternehmen Tesla Motors, das das Elektroauto von seinem leidigen Image befreien sollte. Tempofreudig, cool und vor allem ausdauernd war das erste Modell des heute global agierenden Konzerns – und ein Sportwagen. Der Roadster, der sein Debüt 2008 feierte, brachte es von 0 auf 100 km/h in 3,9 Sekunden und eine Batteriereichweite von 394 Kilometern. 2012 launchte Tesla die erste E-Limousine, den Tesla S, mit einer unglaublichen Reichweite von 502 Kilometern. Die dritte Generation des Roadsters wagte sich im letzten Jahr in einer ersten Testfahrt an die 600-Kilometer-Marke. Dabei war nicht nur die rund 400 Kilo schwere Lithium-Ionen-Batterie gefragt, auch Optimierungen im Design, um beispielsweise den Windwiderstand zu reduzieren, und neuartige Reifen entschieden über Erfolg oder Misserfolg, das ehrgeizige Ziel zu erreichen. Andere Hersteller wie smart und Nissan basteln fleißig daran, ihre eigenen Alternativen zum fossilen Brennstofffresser zu verbessern. Nach Zukunftsmusik klingen E-Car, Plug-in und Hybrid aber schon längst nicht mehr. Das Elektroauto ist (wieder) in den Überlegungen potenzieller Käufer angekommen. Echte Science-Fiction muss her. Zum Beispiel der Mercedes F 015.

Mercedes

Das Forschungsfahrzeug, das erstmals auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas vorgestellt wurde, wird über einen Computer gesteuert und macht einen Fahrer überflüssig. Der F 015 fährt völlig autonom und erlaubt so das Arbeiten während der Fahrt oder die Kommunikation mit der Außenwelt über insgesamt sechs in die Seiten- und Rückwände eingebaute Displays. Die Anordnung der Sitzplätze gleicht eher einer Lounge als dem traditionellen Innenraum eines Autos. Ein Hybridsystem soll eine Gesamtreichweite von über 1.000 Kilometern bewältigen können. Noch ist das fahrerlose Auto nicht mehr als eine Idee, in den nächsten zehn Jahren will Mercedes aber zumindest schon erste computergesteuerte Lastkraftwagen über europäische Autobahnen jagen. Ein Prototyp hatte bereits Jungfernfahrt und soll nun weiter auf seine Alltags- und Straßentauglichkeit getestet werden. ///

 

Text: Felix Just

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