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WAS MACHT EIGENTLICH …?
Culture
7. Dezember 2016

WAS MACHT EIGENTLICH …?

Wir feiern 50 Ausgaben Mate: In über 14 Jahren Lifestyle und Abenteuer hatten wir die Gelegenheit, hunderte interessanter Persönlichkeiten zu interviewen. Was die Berühmtesten von ihnen heute machen? Wir haben nachgeforscht.

 

WOLFGANG JOOP

Die erste Krise seines Labels „Wunderkind“ überstanden, eine erste Autobiografie geschrieben, zwei Staffeln Schoßhund von Heidi gespielt: Seit unserem Besuch in seinem heiß geliebten Zuhause in Potsdam (Mate #30/2011) hat sich bei Wolfgang Joop einiges getan. Damals ließ er es sich nicht anmerken, dass es im Unternehmen kriselte und Investoren fehlten, die seine teuren Ideen finanzierten. Er machte sogar Scherze über die Konkurrenz. „Wir sind hier nicht bei Lagerfeld, hier gibt’s nur Cola“, witzelte er auf die Frage, ob er auch Cola Light hätte. Kryptisch äußerte er sich gegen Ende unseres Gesprächs aber doch über die Talfahrt von Wunderkind: „Wenn man dieses hohe Niveau erreicht hat, ist man nicht mehr erfolglos! Vielleicht arm – aber nicht erfolglos!“ Seit einigen Jahren zeigt Wunderkind seine Kollektionen wieder auf der Pariser Fashion Week – Krise überwunden! Ob die zwei Staffeln als Juror bei „Germany’s Next Topmodel“ an der Seite von Heidi Klum geholfen haben? Wohl eher nicht. Das Publikum aber hatte Spaß an Joops süffisanter Art, und die Show brachte Joop zumindest für kurze Zeit dorthin zurück, wo er sich schon immer am wohlsten gefühlt hat: in den Mittelpunkt des Geschehens.

Foto: Stephane Feugere

MARC JACOBS

Mit „Bang“ katapultierte sich Marc Jacobs 2010 endgültig in den Designer-Mode-Olymp – und wurde dafür mit einem vierseitigen Porträt in der 28. Ausgabe von Mate bedacht. Es war der erste weltweit erfolgreiche Duft des Amerikaners und das Sahnehäubchen auf einer bis dahin steil verlaufenden Karriere. 1986 schuf er mit gerade einmal 23 Jahren seine erste eigene Kollektion. Ein Jahr später verlieh man ihm den Council of Fashion Designers of America’s Perry Ellis Award in der Kategorie „New Fashion Talent“. Er blieb der jüngste Designer, dem diese Ehre jemals zuteilwurde. Zwischen 1988 und 1992 war Jacobs Creative Director bei Perry Ellis, bis eine Grunge-Kollektion für seinen Rausschmiss sorgte. Ab 1997 und bis 2014 feierte er Erfolge als Chefdesigner für Louis Vuitton, bevor er sich wieder ausschließlich seinem eigenen Label widmete. Heute macht Jacobs nicht länger mit knappen Kleidern und Grunge-Looks auf sich aufmerksam. Im Herbst letzten Jahres sorgten Gerüchte um eine wilde Sexorgie für Aufsehen. Nachdem im Jahr zuvor ein junger Mann im Luxusapartment des New Yorker Hotelbetreibers Ian Reisner bewusstlos aufgefunden und später im Krankenhaus verstorben war, witterte die Presse den nächsten schwulen Sexskandal. Drogen sollen im Spiel gewesen sein. Jacobs soll auf die schiefe Bahn abgerutscht sein. Der Designer selbst dementierte die Gerüchte und winkte ab. Keine wilde Party habe er gefeiert, sondern lediglich ein wenig Spaß mit Freunden gehabt haben. Die Dating-App Grindr löschte Jacobs trotzdem von seinem Handy.

Foto: Lado Alexi

BILL KAULITZ

2014 waren wir für Mate #43 mit Tokio-Hotel-Frontsänger und Mädchenschwarm Bill Kaulitz und seinem Zwillingsbruder Tom zum Interview verabredet. Via Videochat erzählten sie uns von ihrem neuen Leben in Los Angeles. Das Haus, in dem sie lebten, hätten sie sich online ausgesucht und wären einfach ohne Rückflugticket losgeflogen. Fünf Jahre war es her seit der Veröffentlichung ihres letzten Albums „Humanoid“. Nun stand endlich der neue Longplayer in den Startlöchern und die Erwartungen waren groß. „Kings of Suburbia“ konnte in Deutschland den Hype vergangener Alben zwar nicht wiederholen, war aber auf iTunes die bis dahin erfolgreichste Arbeit der vier Magdeburger. „Kings of Suburbia“ war internationaler und elektronischer als alle anderen Tokio-Hotel-Platten und einfach cool. Für 2016 kündigten die Jungs bereits kurz nach Jahreswechsel ihr nächstes Album an – das Erste, das nicht von Universal Music herausgegeben würde. Außerdem gab Bill bekannt, ein Solowerk veröffentlichen zu wollen, und rührte fleißig die Werbetrommel. In ersten Ausschnitten des Videos zur Debut-Single sah man den Superstar nackt unter Dusche stehen. So richtig (kommerziell) erfolgreich wollte die Single trotz der Nackigmacherei nicht werden. Vielleicht geht’s deshalb im nächsten Jahr wieder mit seinen Bandkollegen auf Tour?

Foto: SPD

KLAUS WOWEREIT

In Ausgabe #5 von Mate (2003) konnten wir Klaus Wowereit noch mit der Aussage zitieren: „Sag niemals nie.“ Damals wurde bereits öffentlich diskutiert, ob er nach Gerhard Schröder womöglich der nächste Kanzlerkandidat der SPD werden könnte. Seitdem ist viel passiert. Wowereit wurde Kultursenator – eine Aufgabe, die ihm so gut lag, dass manch einer vergaß, dass er ja eigentlich Berlins Regierender Bürgermeister war –, er spielte in einem Kinofilm mit und veröffentlichte ein Buch. Berlin erlebte einen mehrmonatigen Nahverkehrs-GAU, irgendjemand im Aufsichtsrat des Flughafens Berlin-Brandenburg baute ganz großen Mist, und Wowereit verkündete, sein Amt niederzulegen und sich aus der aktiven Politik zurückzuziehen. Am 11. Dezember 2014 verabschiedete Berlin seinen „Wowi“. Es ist ruhig geworden um den ehemaligen Event- und TV-Bürgermeister. Man sah ihn noch einmal mit der Queen plauschen und auf dem Sofa mit Hausfrauenliebling Guido Maria Kretschmer. Die letzte große Schlagzeile machte Wowereits Mann, als dieses Jahr bekannt wurde, dass Jörn Kubicki Ende 2015 in einen schweren Autounfall verwickelt war. Mittlerweile geht es ihm wieder gut. Und Klaus Wowereit? Der kann sich an frühere Visionen einer Kanzlerkandidatur sicher schon lange nicht mehr erinnern.

Foto: Universal Music

MADONNA?

Endlich! Nach zwei zwar kommerziell sehr erfolgreichen, aber von den Kritikern verrissenen Alben wieder ein Volltreffer: „Rebel Heart“, das im letzten Jahr erschienen ist, konnte Fans wie Musikjournalisten gleichermaßen überzeugen, nachdem „Hard Candy“ (2008) und „MDNA“ (2012) zwar Madonnajünger glücklich machten, aber in Print, Web und TV reihenweise durchfielen. Zwischenzeitlich versuchte sich Mama Madonna auch als Regisseurin – mit ebenso wenig Zustimmung von Kritikerseite. „Filth & Wisdom“ aus dem Jahr 2008: Flop. Das Semi-Historiendrama „W.E.“ drei Jahre später: FLOP! Wir trafen Madonna damals für ein Interview über die Verfilmung der Affäre zwischen König Edward VIII. und Wallis Simpson. In Mate #33 sprach die heute 57-Jährige noch zuversichtlich über die Rezeption ihres Films. Zum Zeitpunkt des Interviews hatten ihn nur wenige Menschen gesehen. Ja, sie erzählte sogar, mehr Filme drehen zu wollen. Sie ließ es bleiben und konzentrierte sich wieder auf die Musik. Mit „Rebel Heart“ fand Madonna zu alter Stärke zurück. Die gleichnamige Konzerttournee endete in diesem Frühjahr. Man sagt, es sei ihre beste überhaupt gewesen. ///

 

Text: Felix Just

7. Dezember 2016 Culture m #50 zum mate.style.lab