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OUTDOOR & ABENTEUER
Der Experte sagt, wie's geht!
21. April 2023

OUTDOOR & ABENTEUER

Wie du dich in der Wildnis auch ohne Smartphone nicht verläufst, welches Equipment du beim Wandern immer dabei haben solltest und warum Stand-up-Paddeln eine tolle „Beginners“-Disziplin für Outdoor-Fans ist, sagt dir Abenteuerexperte und Fitnesstrainer Jens Fischer.

 

DU BIST FALLSCHIRMSPRINGER, KITESURFER, BERGSTEIGER UND SNOWBOARDER – WARST DU ALS KIND SCHON EIN ADRENALIN-JUNKIE?

Ich war als Kind auf jeden Fall schon ein abenteuerlustiges und aufgewecktes Kerlchen. Ich bin im Prinzip auf jeden Baum geklettert, der gerade in der Nähe rumstand. Meine Eltern haben mich frühzeitig in verschiedensten Vereinen – sei es nun Fußball oder Tennis – angemeldet, und so war der Grundstein für meine Sportkarriere gelegt. Dann kamen Wasserski und Wakeboarding dazu. Später habe ich mich auch in Kampfsportarten versucht.

WELCHE DER VIELEN SPORTARTEN, DIE DU BETREIBST, MACHST DU DENN AM LIEBSTEN?

Wenn ich mir eine Sportart aussuchen müsste, dann wäre es tatsächlich das Fallschirmspringen.

 

WANN BIST DU DAS ERSTE MAL GESPRUNGEN?

2009 bin ich das erste Mal mit einem Fallschirm aus dem Flieger gestürzt. Seitdem ist es aus meinem Leben auch nicht mehr wegzudenken, weil es mir ein Gefühl von Freiheit gibt. Man gibt sich der Naturgewalt hin und ist für sich.

 

MACHT WAHRSCHEINLICH EIN BISSCHEN SÜCHTIG.

Klar. Zum einen wegen des Adrenalinkicks, zum anderen hat man irgendwann das Gefühl, man würde schweben und nicht fallen. Der Rausch ist einfach unbeschreiblich.

GIBT ES EINEN SPORTLICHEN ERFOLG, AUF DEN DU LANGE HINGEARBEITET HAST UND AUF DEN DU BESONDERS STOLZ BIST?

Der Marathon in Hamburg. Ich hatte mir schon lange vorgenommen, dass ich irgendwann mal einen Marathon laufen will, bin dann aber kurz vor dem Event erkrankt und wollte schon aufgeben. Meine Freunde und Familie haben mich dann aber überredet, das Ding doch durchzuziehen. Das war eines meiner sportlichen Highlights, weil ich nicht geglaubt hätte, dass ich es durchstehen würde.

 

WENN MAN SICH DEINEN INSTAGRAM-ACCOUNT SO ANSIEHT, BIST DU GANZ SCHÖN VIEL UNTERWEGS. WAS WAREN DIE SCHÖNSTEN DESTINATIONEN BISLANG FÜR DICH?

Ja, definitiv! Einmal ist das Mallorca, weil ich da mittlerweile einen zweiten Wohnsitz habe und alle meine Sportarten ausleben kann: Klettern, Kiten, Windsurfen, Wellenreiten – man kann dort wirklich alles machen. Analog dazu finde ich auch Kapstadt und Südafrika ganz toll, vor allem wegen der Natur und der Tiere.

KOMMEN WIR MAL ZUM THEMA OUTDOOR UND ABENTEUER. WAS SIND ESSENZIELLE DINGE, DIE MAN BEIM WANDERN IMMER DABEIHABEN SOLLTE?

In erster Linie Motivation. Das ist das Wichtigste. Ich sage auch „Gute Laune im Rucksack“. Was das Equipment angeht: Eine gute und kompakte Tasche. Darin sollte auf jeden Fall etwas zum Trinken verstaut sein. Ich nehme mir außerdem auf langen Strecken immer noch etwas Magnesium mit, damit die Muskeln versorgt sind und nicht krampfen. Selbstverständlich zwei, drei Riegel, damit man zwischendurch auch etwas zu essen hat. Zur Notfallausrüstung gehört für mich ein Smartphone, falls man sich verletzt hat oder einfach nicht mehr kann. Zu guter Letzt: Die passende Kleidung. Ein Wechsel-T-Shirt und Wechselsocken und ein Cap oder Hut, sonst verbrennt man sich schnell.

 

AN DIE SONNE DENKEN BESTIMMT VIELE NICHT, AUCH WEIL ES BEIM WANDERN JA NICHT IMMER WARM IST. WELCHE GEFAHREN LAUERN AUSSERDEM AUF UNERFAHRENE WANDERER?

Meiner Erfahrung nach nutzen viele Hobbywanderer die falsche oder ungenügende Ausrüstung. Also beispielsweise schlechtes Schuhwerk oder billige bis gar keine Wanderstöcke. Darüber hinaus überschätzen sich viele. Sie nehmen sich viel zu viel vor, anstatt sich an ihr Ziel mit kleinen Steps heranzutasten. Oft merken sie schon während der Hälfte der Strecke, dass sie nicht mehr können, und laufen trotzdem weiter. Im schlimmsten Fall wird es dunkel, bevor sie ihr Ziel erreichen, sie verlaufen sich und müssen gerettet werden. Was ich aber auch unbedingt noch erwähnen möchte: Wenn man Wandern geht, dann tut man das aus Naturverbundenheit und um den Kopf freizubekommen und die Stille zu genießen. Dem sollte man sich auch wirklich hingeben und nicht am Smartphone hängen oder Musik hören.

WAS MACHE ICH, WENN ICH MICH VERLAUFEN HABE? KANN ICH MICH AN DEN STERNEN ORIENTIEREN?

Wer das Smartphone dabei hat und Empfang hat, ist hier klar im Vorteil. Es macht auch Sinn, sich die Karten für die Strecke herunterzuladen, falls das Netz mal ausfallen sollte. Hat man das nicht getan, kann man sich im Vorfeld auch Orientierungspunkte in der Landschaft suchen, beispielsweise Gebäude oder Dörfer. Oder wie ich es häufig tue: Vom Meer aus starten und dieses als Orientierung nutzen. Oftmals fahren Boote auf dem Meer. Die kann man auch im Dunkeln gut erkennen. Davon, Sternenkonstellationen für die Navigation zu verwenden, kann ich nur abraten. Das ist gar nicht so einfach, wenn man sich damit nicht auskennt.

 

MUSS ICH MICH IN EUROPA EIGENTLICH VOR WILDEN TIEREN FÜRCHTEN? UND WENN JA, VOR WELCHEN?

Grundsätzlich braucht man keine Angst haben. Mittlerweile sind Wölfe in Europa wieder weiter verbreitet, die entsprechenden Gebiete kann man sich vorher im Netz anschauen. Normalerweise sind Wölfe dem Menschen gegenüber aber sehr scheu.

 

GIBT ES EINEN TRICK, OHNE FEUERZEUG ODER STREICHHÖLZER FEUER ZU MACHEN?

Es gibt im Camping-Handel Feuerstein-Sets zu kaufen. Die sind aber nur dann interessant, wenn man über mehrere Tage oder Wochen unterwegs ist. Feuerzeug oder Streichhölzer sind auf jeden Fall die bequemere Lösung.

 

VON ALL DEN SPORTARTEN, DIE DU BETREIBST, WELCHE WÜRDEST DU ABSOLUTEN OUTDOOR-NEULINGEN EMPFEHLEN UND WARUM?

Das Wandern oder Nordic Walking sind tatsächlich die beiden Sportarten, die ich auch Anfängern empfehlen kann. Ansonsten bin ich ein großer Fan von Stand-up-Paddeln. Das lässt sich binnen eines Tages leicht erlernen, und das Equipment ist heute auch nicht mehr so teuer. Außerdem lassen sich beim Stand-up-Paddeln toll Fische und in einigen Gegenden sogar Delfine beobachten.

 

DU WARST FRÜHER MAL MECHATRONIKER, HEUTE ARBEITEST DU ALS MODEL UND COACH. WIE UND WO KANN MAN DICH BUCHEN UND WAS GENAU BIETEST DU AN?

Genau! Ich habe in ganz jungen Jahren Mechatroniker gelernt und bin dann umgestiegen auf Polizist. Während meiner Zeit als Polizeibeamter habe ich eine Ausbildung zum Fitnesstrainer gemacht. Ich trainiere im Grunde genommen alles vom Lauftraining über Functional Training bis hin zur Marathonvorbereitung. Auf Mallorca bringe ich Menschen außerdem das Kitesurfen und Stand-up-Paddeln bei. /// www.instagram.com/jensfisch

 

Interview: Felix Just