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MICHAEL LUCAS:
HANDZAHMER ROCKSTAR
„Ich rauche nicht, ich habe noch nie Drogen genommen und ich trinke keinen Alkohol.“
29. Dezember 2016

MICHAEL LUCAS: HANDZAHMER ROCKSTAR

Mit „Michael Lucas’ La Dolce Vita“ drehte er den teuersten schwulen Erotikfilm aller Zeiten. Lange war er selbst einer der gefragtesten Darsteller. Seit seiner Gründung 1998 ist Lucas Entertainment eines der erfolgreichsten Filmstudios für Erwachsenenstreifen. „Men of Israel“ war der erste Porno mit ausschließlich israelischen Darstellern. 2012 gab Michael Lucas sein Debüt als Dokumentarfilmer. Man würde meinen, der Unternehmer mit russischen Wurzeln führt ein Leben wie ein Rockstar, aber: Michael lebt eher wie ein Mönch als wie man es von einem Pornostar erwarten würde. Der heute 42-Jährige trinkt nicht, raucht nicht, geht nicht aus und nimmt keine Drogen. Er trainiert fünf Mal die Woche und ist einer der leidenschaftlichsten Fürsprecher der sogenannten PreP-Behandlung – einer HIV-Präventionstherapie.

WAS WAREN DEINE ELTERN VON BERUF?

Meine Familie gehörte zur russischen Elite. Mein Vater war Ingenieur, meine Mutter war Lehrerin und unterrichtete Russisch.

 

UND WAS WOLLTEST DU ALS KIND MAL WERDEN? KOSMONAUT? FEUERWEHRMANN?

Auf jeden Fall habe ich nicht geplant, irgendwann mal Amerikaner zu werden. Ich wollte auch kein Kosmonaut sein. Als Kind habe ich viel Zeit draußen verbracht. Ich wollte Biologe werden.

 

DER SPRUNG IN DIE EROTIKFILMBRANCHE WAR ALSO NICHT GANZ ABWEGIG.

(lacht) Als ich nach Europa kam, habe ich zunächst in München gelebt. Wenn man keine Papiere hat und im kapitalistischen Westen leben will, muss man kreativ sein. Also habe ich angefangen, als Darsteller in Erotikfilmen zu arbeiten. Damals war das eine sichere Einnahmequelle.

 

IN EINIGEN DEINER FILME VERSAMMELST DU NEBEN BEKANNTEN EROTIKDARSTELLERN AUCH EINE GANZE MENGE PROMIS. WOHER KENNST DU DIE DENN ALLE?

Die meisten sind Freunde von mir, es war also nicht schwer sie zu überreden, bei einem meiner Filme mitzuspielen. Andere haben aber auch abgesagt. Woher ich die alle kenne? Ich lebe in New York City und hässlich bin ich auch nicht. (lacht)

WO WIR SCHON VON DEINEM AUSSEHEN SPRECHEN: ICH HABE BILDER VON DIR AUS DEN 1990ERN GESEHEN, AUS DEN FRÜHEN 2000ERN, UND DEINE AGENTUR HAT MIR VOR UNSEREM INTERVIEW GANZ NEUE AUFNAHMEN GESCHICKT. WIE HÄLTST DU DICH FIT? UND WIRD DIE STÄNDIGE SELBSTKASTEIUNG NICHT IRGENDWANN FADE?

Auf keinen Fall. Wer will denn bitte schön nicht gut aussehen? Ich bin nicht der Typ, der sich gehen lassen würde. Ich trainiere fünf Mal die Woche. Ich rauche nicht, ich habe noch nie Drogen genommen und ich trinke keinen Alkohol. Ich war schon immer sehr diszipliniert. Ich gehe nicht in Klubs und achte auf meine Ernährung.

 

UND WIE SIEHT DEIN TRAININGSPLAN AUS?

Früher bin ich noch oft Ski gefahren und habe Tennis gespielt. Heute habe ich dafür keine Zeit mehr. Ich gehe also nur noch ins Fitnessstudio. Regelmäßiges Work-out ist nicht nur gut für den Körper, es hilft auch der mentalen Gesundheit auf die Sprünge und kann sogar gute Laune machen.

 

WAS TUST DU SONST FÜR DEIN AUSSEHEN? GIBT ES VIELLEICHT EINEN GEHEIMTIPP, DEN DU MIT UNS TEILEN WILLST?

Wenn du lange jung aussehen willst: Geh nicht in die Sonne! Das ist wirklich die einzige Regel, die ich seit Jahren gebetsartig befolge. Als ich noch in Europa gelebt habe, bin ich regelmäßig ins Sonnenstudio gegangen und hatte fürchterlich schlechte Haut. Es war irgendwann so schlimm, dass ich einen Hautarzt aufsuchen musste. Der riet mir dann, mich nicht mehr zu bräunen. Außerdem benutze ich – mal abgesehen von Sonnencreme – keine Produkte für die Haut. Bevor ich ins Bett gehe, wasche ich mein Gesicht mit Wasser und das war’s. Die Leute glauben, sie könnten sich irgendwelche Cremes ins Gesicht schmieren und würden danach besser aussehen. Blödsinn! Es gibt auf dieser Welt nicht eine Creme oder Lotion, die die Haut schöner aussehen lässt. Nicht eine Einzige! Solche Produkte lassen die Haut allenfalls dreckig aussehen. Gerade Männer produzieren so viel Testosteron und Öl, dass unsere Haut der perfekte Nährboden für Infektionen ist. Also: Gesicht mit Wasser waschen und Hände weg von Hautcremes!

 

SCHON MAL BOTOX PROBIERT?

Vor Jahren mal. Mittlerweile bin ich aber dagegen. Es ist kein besonders hübscher Look, auch nicht für Frauen. Aber gerade Männer sehen bescheuert aus, wenn sie sich Botox spritzen lassen. Lässt du zum Beispiel die Stirn behandeln, sieht die anschließend aus wie eine Wand – eine starre, glänzende Wand.

ALS ABSOLUTER GRÜNSCHNABEL: WIE MUSS ICH MIR SO EINEN DREH VORSTELLEN? ICH HABE MAL GEHÖRT, DASS SO EINE SZENE SCHON MAL BIS ZU VIER STUNDEN DAUERN KANN.

Das hängt immer ganz von der Szene ab. Im Normalfall ist das Endergebnis so 30 bis 40 Minuten lang. Wenn man also nur zwei Darsteller hat, braucht man rund anderthalb Stunden, bis alles im Kasten ist. Wenn die Szene länger sein soll, kann so ein Dreh tatsächlich 4 bis 5 Stunden dauern.

 

VERLIEBEN SICH MANCHE JUNGS AUCH MAL AM SET?

Ich persönlich glaube nicht an die Liebe auf den ersten Blick. Das ist doch lächerlich. Liebe braucht Zeit. Man kann sich bei einem Dreh verknallen, aber nicht verlieben. Männer, die glauben, sich auf den ersten Blick verliebt zu haben, wachen zwangsläufig irgendwann neben einem Fremden auf. Erst nach einer Weile realisieren sie dann, dass sie mit der Person neben sich nichts gemeinsam haben – außer vielleicht den Sex, wenn sie Glück haben. Liebe kommt nicht über Nacht. Man muss sich schon auf die Suche begeben, um das passende Gegenstück zu finden. Als ich zum Beispiel dreißig wurde, wusste ich genau, was ich von einem Partner erwarte. Bei Dates stellte ich bestimmte Fragen und wusste schon nach kurzer Zeit, ob es sich lohnen würde, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Diese Entscheidung hatte nichts mehr mit dem Aussehen zu tun. Und das sollte es auch nicht. Die sexuelle Anziehungskraft zu einer Person schwächt sich irgendwann ab. Und wenn das passiert, macht es sich durchaus bezahlt, wenn das Gegenüber nicht nur Lustobjekt, sondern gleichzeitig der beste Freund und ein echter Partner ist.

DU HAST DIR MITTLERWEILE AUCH ALS MENSCHENRECHTLER EINEN NAMEN GEMACHT. WARUM IST DIR GERADE DAS THEMA RELIGION SO WICHTIG?

Das stimmt, ich habe in der Vergangenheit viel über Religion und den Nahen Osten gesprochen. Nehmen wir doch mal den Islam als Beispiel. Ich glaube nicht, dass muslimische Immigranten Interesse daran haben, sich in westliche Gesellschaften einzuordnen. Sie kommen hierher und verbreiten nichts als Hass. In Holland gab es zum Beispiel lange Zeit keine homophoben Gewaltverbrechen. Und plötzlich hört man von Schwulen, die misshandelt und zusammengeschlagen werden. Dreimal darfst du raten, wer für diesen Trend verantwortlich ist. Überhaupt sind Muslime gegenüber Europäern extrem gewaltbereit. Gleichzeitig fordern sie Gesetze zum Schutz ihrer Religionsfreiheit und bevorzugte Behandlung. Im eigenen Land lassen sie Christen und Juden nicht einmal winzige Kapellen errichten, verlangen als Einwanderer aber riesige Moscheen. Von mir aus können die in ihrem eigenen Land doch machen, was sie wollen. Das tut mir zwar leid für die Frauen, die dumm genug sind, diese Gesellschaft zu unterstützen, und auch für die Homosexuellen, die das Pech hatten, in solchen Ländern geboren zu sein, aber wenn du als Ausländer in ein fremdes Land kommst, hast du gefälligst die dort herrschenden Gesetze und Traditionen zu respektieren.

 

WAS BRINGT DIE ZUKUNFT? WIRD ES MÖGLICHERWEISE MEHR MICHAEL-LUCAS-DOKUMENTATIONEN GEBEN?

Ich plane im Moment keine weiteren Dokumentarfilme zu drehen. Ich bin stark involviert in HIV- und Aids-Aufklärungskampagnen. Ich habe ja schon erwähnt, dass mein Freund HIV-positiv ist. Das Thema ist für mich also eine echte Herzensangelegenheit. Ansonsten gehe ich ganz gewohnt meiner Arbeit nach und hoffe, dass ich weiter einen guten Job mache. ///

 

Interview: Felix Just / Fotos: Christopher Logan

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