-
-
-
 
KÜNSTLERPORTRÄT:
GIO BLACK PETER
„Ohne Kunst wäre ich schon längst tot.“
21. Juni 2016

KÜNSTLERPORTRAIT: GIO BLACK PETER

Als Kind war Gio Black Peter ein Einzelgänger und sein einziger Freund oft seine eigene Fantasie. „Dinge auszuspinnen war und ist noch heute meine Art, mit dem Leben umzugehen. Wenn ich nicht gerade etwas erschaffe, neige ich zur Selbstzerstörung. Das klingt vielleicht ein bisschen extrem, aber wer mich kennt, weiß, was ich damit meine.“ Wir wollten den New Yorker Künstler mit selbstzerstörerischen Neigungen kennenlernen und haben ihn zum Interview eingeladen.

DU BIST ECHTER NEW YORKER?

Geboren wurde ich in Guatemala, aber aufgewachsen bin ich in New York, in der Lower East Side, als es dort für Künstler wie Lady Gaga noch zu ungemütlich war.

 

HAT DICH DIE STADT ALS KÜNSTLER GEPRÄGT?

New York hat mich abgehärtet. Als Künstler braucht man Eier – zumindest die Art von Künstler, die ich bewundere.

 

WAS HAT ES MIT DEN BILDERN DEINER „PINOCHIOS REVENGE“-SERIE AUF SICH? WIESO AUF ALTEN LEBENSLÄUFEN MALEN?

Da muss ich etwas ausholen. Ich kann mich gut mit Pinocchio und seiner Geschichte identifizieren. Als er zum Leben erweckt wurde, hat man ihm vor eine Alternative gestellt: Er konnte entweder ein „richtiger“ Junge werden oder wieder eine Puppe sein. Als junger Mann und junger Künstler wurde ich vor eine ähnliche Entscheidung gestellt. Mein Lebenslauf stellt dabei eine Phase in meinem Leben dar, in der ich das, was und wer ich sein wollte, kompromittiert habe. Diese Lebensläufe jetzt zu übermalen, ist befreiend.

 

DU MALST UND ZEICHNEST NICHT NUR, DU NIMMST AUCH MUSIK AUF. GEHST DU PROJEKTE ALS SÄNGER ANDERS AN ALS ALS MALER?

Beides entspringt der gleichen künstlerischen Ader. Im Herzen bin ich ein Geschichtenerzähler. Für mich macht es dabei keinen Unterschied, ob ich diese Geschichten in einem Bild, einem Lied oder in einem Video erzähle.

DEINE TEXTE SIND MITUNTER ZIEMLICH BRUTAL. BIST DU WÜTEND?

Das stimmt, manche meiner Arbeiten sind harsch. Wenn ich mich mit Themen auseinandersetze, zu denen ich eine besonders ausgeprägte Meinung habe – wie zum Beispiel zur derzeitigen Situation in Russland –, kann das schon mal in einem sprichwörtlichen Faustschlag enden. Aber ich habe auch eine weiche Seite, und die sieht man in meinem Bildern. Ab und zu zeige ich auch mehrere Facetten gleichzeitig. Schau dir mal mein Video BOX an! Da verarbeite ich einerseits meine Frustration als Künstler, auf der anderen Seite zelebriere ich sexuelle Ungezwungenheit.

 

APROPOS – DU HAST KEIN PROBLEM, DICH AUCH MAL NACKT ZU ZEIGEN. IST DAS EIN AUSDRUCK KÜNSTLERISCHER FREIHEIT ODER REINE PROVOKATION?

Meine Kunst findet in meiner eigenen Welt statt, und in meiner Welt feiern wir unseren Körper und verstecken ihn nicht unter Klamotten. Kleidung kann gut aussehen, teure Kleidung kann richtig gut aussehen, aber es gibt nichts Schöneres als den menschlichen Körper. /// www.gioblackpeter.com

 

Interview: Felix Just