JUWEL AUF VIER RÄDERN
Luxus und Öko vertragen sich in den meisten Fällen nicht besonders gut. Mit Luxus assoziiert man kuschelweiche Pelze, mit Blattgold verzierte Desserts in einem Unterwasserrestaurant oder eine Ski-Halle samt Riesenaquarium mitten in der arabischen Wüste. – Dekadent und überflüssig, das ist wahrer Luxus, und so sind es auch die meisten Supersportautos. Wie man einen Supersportler nicht nur sexy und cool, sondern auch ein wenig öko macht, zeigt Peugeot mit der Onyx-Studie. Klar, das Konzept ist angreifbar, weil ein Sportwagen per se unvernünftig und ökologisch unsinnig ist. Doch Peugeot begibt sich mit dem Onyx auf eine Metaebene und erhebt ihn zu einem Gesamtkunstwerk.
Anders lassen sich die handbearbeiteten kupfernen Karosserieverkleidungen nicht erklären. Sowohl die Kotflügel als auch die beiden Türen bestehen jeweils aus einer einzigen Tafel reinen Kupfers. Diese verleihen dem Auto einen geradezu lebendigen Charakter, indem sie durch den Oxydationsprozess im Laufe der Zeit ihren Hochglanz gegen eine charakteristische Patina eintauschen. Den optischen Gegenpart dazu bilden die übrigen Karosserieverkleidungen aus mattschwarz lackiertem Karbon. Zum Strahlen bringen den Onyx effiziente Full-LED-Scheinwerfer sowohl an der Front als auch am Heck. Apropos Heck. Darin befindet sich die Energiequelle der makellosen Schönheit. Ein Hybridantrieb bestehend aus einem großem V8-Dieselmotor und Lithium-Ionen-Batterien, die kinetische Energie während der Bremsphasen speichern. Daraus resultieren berauschende 600 PS Leistung. Dennoch gilt die Kombination aus Dieselmotor und elektrischer Energie als effizient und dürfte sparsamer sein als bei anderen Extremsportlern.
So einzigartig wie der Antrieb und das Äußere präsentiert sich ebenfalls der Innenraum des Onyx. Dabei stand auch hier die Materialauswahl im Vordergrund: Während gewöhnliche Autos uns mit einer schnöden Kunststofflandschaft empfangen, haben die Entwickler von Peugeot einen völlig neuen Materialmix kreiert, der nicht nur exklusiv, sondern auch nachhaltig ist. Sie wählten „Karbon für hohe Leistungen, Kupfer und Kristall für Tradition und Filz und Papier als alltägliche natürliche Materialien“, erklärt Sophie Gazeau, Designerin für Farben und Materialien bei Peugeot. Wie ein schützender Kokon kleidet der gepresste und in die Länge gezogene Filz nahezu den kompletten Innenraum aus. Er erfüllt Funktionen, für die normalerweise mehrere Teile erforderlich wären: Schallschutz, Boden, obere Konsole, Dach und Schalensitze. Der Filz-Künstler Joseph Beuys hätte sicherlich gestaunt, bei all der Handfertigkeit mit seinem Lieblingsstoff.
Noch erstaunlicher ist allerdings das neu entwickelte Holz namens Newspaper Wood. Es besteht aus Alt-Zeitungen, die zu neuen Sägeblöcken gepresst werden und aus denen die Einzelelemente entstehen. Eine Maserung auf der Oberfläche verleiht dem Material eine holzähnliche Haptik. Das i-Tüpfelchen der Extravaganz bildet ein mundgeblasenes Kristallelement, das mit kunstvoll eingravierten Markierungen als wohl dekadenteste Tankanzeige aller Zeiten dient.
Leider ist und bleibt der Onyx als Studie nur ein Traum auf vier Rädern. – Schön, stark und mit einem guten Ego ausgestattet. / www.peugeot.de
Text: Martin Lewicki
Schlagworte: Auto, Design, Feature, Peugeot