MOGELPACKUNG TRIANGLE
Hochhäuser ja, Wohnungen nein: In einer Stadt, die bis vor wenigen Jahren noch alle Gebäude im Stadtzentrum auf eine Höhe von unter 37 Metern begrenzte, nun ein Hochhaus integrieren zu wollen, ist ein Drahtseilakt und es wundert nicht, dass das erste jetzt realisierte Hochbau-Projekt in Paris’ Mitte filigran, ja fast schon zerbrechlich wirkt. Zugegeben, die vom Architekturbüro Herzog & de Meuron entworfene Pyramidenstruktur ist stolze 200 Meter hoch, und zerbrechlich sollte sie besser nicht sein, wenn sich Herzog & de Meuron ihren guten Namen bewahren möchte. Das Schweizer Büro ist eines der angesehensten der Welt und zeigte sich unter anderem schon für das Tate Modern in London oder die Allianz Arena in München verantwortlich. Die Konstruktion ist so konzipiert, dass sie praktisch keinen Schatten auf die umliegenden Straßen und Gebäude wirft – dank der gläsernen Fassade verschmilzt sie mit dem Himmel. Einziges Problem des „Tour Triangle“: den Bann von Hochhäusern im Stadtzentrum aufzuheben, wurde vor allem mit dem Wohnungsmangel in Paris begründet – die Pyramide aber soll ein Hotel und Büros beherbergen.
Bislang waren die höchsten Gebäude innerhalb der französischen Hauptstadt der Eiffelturm und der Tour Montparnasse südwestlich der Mitte. 62 Prozent der Pariser waren gegen die Aufhebung des Hochhausverbots. Mittlerweile ist aber alles „merde“ und „n’est pas joli“ umsonst, denn das Tour Triangle hat von der Stadt nach ersten Startschwierigkeiten das Go erhalten: Bis 2020 soll die Pyramide an der Porte de Versaille fertiggestellt werden. Standort und Winkel erlauben eine optimale Nutzung von Solar- und Windenergie. Die Pariser werden wenig haben von ihrem ersten Hochhaus im Stadtzentrum, aber zumindest die Umwelt freut sich. C’est la vie! /// www.herzogdemeuron.com
Text: Felix Just
Schlagworte: Architektur, Design, Feature, Herzog & de Meuron, Paris
Hintergrundbild: © Herzog & de Meuron