Ein Koch ohne Küche? Ja, das gibt’s! Mirko Reeh beispielsweise ist so einer. Aber wozu braucht er eine Küche daheim, wenn er in Frankfurt seine eigene Kochschule hat und kulinarisch sowieso auf der ganzen Welt zu Hause ist?

DU HAST DEINE EIGENE KOCHSCHULE IN DER WIESENSTRASSE IN FRANKFURT UND GIBST REGELMÄSSIG KOCHKURSE FÜR HOBBYKÖCHE – WO UND WANN HAST DU DENN KOCHEN GELERNT?

Ich habe mit fünf Jahren schon bei meiner Mutter und bei meiner Oma am Herd gestanden und geschaut, was sie machen. Mit sieben konnte ich die Rezepte nahezu auswendig – natürlich noch nicht kochen, aber wenn ich gefragt wurde, konnte ich alle Zutaten runterbeten. Mit neun habe ich mein erstes Menü gekocht, was lecker war, aber danach musste meine Mutter die Küche renovieren. Mit 14 bin ich aus eigener Initiative in die Gastro gegangen: erst als Tellertaxi in einer Pizzeria und später dann im Romantik-Hotel Zum Stern in Bad Hersfeld. Weil jemand in der Küche ausgefallen ist, durfte ich einspringen und bin dann sozusagen hängen geblieben.

MAN SAGT JA, IN DER KÜCHE HERRSCHE EIN RAUER TON. IST DAS IN DEINER KÜCHE AUCH SO?

Ja das ist so, denn es geht sehr laut in der Küche zu. Um sich durchzusetzen, muss man etwas härtere Ansagen machen, beziehungsweise in gewisser Weise Druck ausüben. Nach dem Abend sitzt man zusammen, trinkt zusammen, und dann ist alles wieder vergessen.

WAS GEHT DENN BEI DIR IN DER KÜCHE GAR NICHT?

Wenn mir die Leute beim Kurs nicht zuhören. Das ist etwas, das mich wirklich an die Decke bringt. Mittlerweile gibt es da ein paar deutliche Sprüche von mir. Einer davon ist: „Ich hab schon gegessen, und wenn ihr nicht mitmacht, gibt’s auch nix.“ Was mich außerdem zur Weißglut bring, ist, wenn unsauber gearbeitet wird. Das finde ich eklig, denn ich will mich wohlfühlen, vor und hinter den Kulissen.

DU BIST NICHT NUR KOCH, SONDERN AUCH ERFOLGREICHER BUCHAUTOR. 2014 ERSCHIEN DEIN BUCH „HANDKÄSE DELUXE“ UND ZWEI JAHRE SPÄTER „HANDKÄSE DELUXE 2“. KANN MAN DENN WIRKLICH ZWEI BÜCHER NUR ÜBER HANDKÄSE SCHREIBEN?

Doch, das kann man wirklich. Ich selbst bin über den gigantischen Erfolg überrascht, denn Handkäse ist kein Produkt wie Nudeln, das von den meisten gerne gegessen wird, sondern er ist sozusagen „Special Interest“. Das Ganze kam so: Ich habe in verschiedenen Kursen, wo der Handkäse hingepasst hat, immer mal Rezepte ausprobiert. Irgendwann kam ein Kunde auf mich zu und fragte nach einem Kurs nur zu diesem Thema. Im ersten Moment dachte ich, das sei ein Scherz, aber er meinte das tatsächlich sehr ernst. Als ich die Idee meinem Team vorstellte, schauten die mich komisch an und sagten, dass dies nie laufen würde. Da ich gerne ausprobiere, haben wir den Kurs online gestellt. Zwei Tage später war er ausgebucht – unglaublich. Im Mai 2014 hab ich dann mein erstes Buch über Handkäse gemacht, mit ungewöhnlichem Erfolg, sodass ich dann 2016 ein zweites gemacht habe, ebenfalls mit gigantischem Erfolg. Und ja, es wird 2018 ein drittes geben, denn ich habe schon wieder so viele Rezepte gesammelt und probiere ständig neue aus.

DEIN TIPP, WENN’S MAL WIEDER SCHNELLER GEHEN MUSS UND TROTZDEM LECKER UND GESUND SEIN SOLL?

Salat und Gemüse! Das geht meist sehr schnell, und wenn man zu faul ist, kann man das Gemüse auch aus der Tiefkühltruhe nehmen und knackig anbraten mit etwas Sojasoße und einem Reis.

WAS HAST DU IMMER IM KÜHLSCHRANK?

Da ich zu Hause keine Küche habe – tatsächlich! –, habe ich außer ’nem biss’l Käse und mal ’nem Joghurt nix im Kühlschrank außer einem Fläschchen Wein.

DU BIST SEIT JAHREN REGELMÄSSIG AUF DEM HOMESHOPPING-SENDER QVC ZU SEHEN, DREHST FÜR SAT.1 „KOCH UNDERCOVER“ UND TRITTST IN DIVERSEN KOCHSHOWS AUF. MUSS MAN HEUTE ALS KOCH INS FERNSEHEN, UM ERFOLGREICH ZU SEIN?

TV ist natürlich wichtig, um bekannt zu werden, aber man muss das auch mögen, denn im TV sieht das immer alles so leicht aus, was es nicht ist. Ich habe oft Drehtage mit sehr langen Wartezeiten zwischen den Einstellungen.

WIE WICHTIG SIND FÜR DICH ALS KOCH SOCIAL-MEDIA-KANÄLE WIE FACEBOOK?

Mittlerweile extrem wichtig. Wenn man nicht auf diesen Kanälen unterwegs ist, existiert man quasi nicht. Sie sind natürlich auch ein guter Träger von Botschaften und Produkten, die man gerne zeigen möchte.

WANN HAST DU DAS LETZTE MAL TIEFKÜHLPIZZA GEGESSEN?

Mit 19 und dann für einen Test fürs TV viele Jahre später. Ich bevorzuge frisch gemachte Pizza. Wo ich wohne, haben wir gleich mehrere Pizzabäcker direkt um die Ecke, sodass ich nicht zur Truhe greifen muss. /// www.mirko-reeh.com

Interview: Felix Just