MÄNNERGESUNDHEIT
Auf was könnte Mann wohl eher verzichten: volles Haupthaar oder einen funktionierenden Penis? Mit Sicherheit würden sich die allermeisten Männer wohl für die Einsatzfähigkeit des besten Stücks entscheiden. Dass die Gewichtung von Haar und Penis in den Medien allerdings häufig ganz anders ausfällt, hat eine Studie der Gesundheitsplattform Spring gezeigt.
Die Studie hat die jeweils zehn populärsten Zeitschriften für die Zielgruppen Männer beziehungsweise Frauen der DACH-Länder (Deutschland, Österreich Schweiz), des UK und der USA auf die Häufigkeit der besprochenen Gesundheitsprobleme im Zeitraum vom 1. Januar 2017 bis 1. März 2019 untersucht. Insgesamt war festzustellen, dass Frauenzeitschriften Gesundheitsthemen bis zu zehn Mal häufiger behandelten als Männerzeitschriften. In beiden Zielgruppen gleich: Sexualgesundheitliche Themen wurden sehr viel seltener diskutiert als beispielsweise Haarausfall. In den DACH-Medien machten erektile Dysfunktion und Potenzstörungen bei den Männerzeitschriften immerhin noch 12,1 Prozent der Themen aus und damit mehr als das Thema Hautalterung (9,5 Prozent). Haarausfall wurde mit 78,4 Prozent auch im deutschsprachigen Raum am häufigsten diskutiert. In den USA scheint man noch am ehesten bereit zu sein, über die männliche Sexualgesundheit zu reden. Acht Mal öfter als in DACH, um genau zu sein. Im Vergleich zu den Frauenmedien hinken aber auch die amerikanischen Männermagazine hinterher: Ihre Kolleginnen berichteten drei Mal so oft über die Probleme ihrer Geschlechtsgenossinnen. In DACH sogar vier Mal so oft. Woran könnte das liegen? Das und noch mehr haben wir Nico Hribernik (Gründer und Geschäftsführer) und Dr. Sven Jungmann (medizinischer Berater) von gospring.de gefragt.
DIE STUDIE ZEIGT GANZ DEUTLICH: MÄNNERMEDIEN REDEN SEHR VIEL WENIGER ÜBER MÄNNERGESUNDHEIT ALS FRAUENZEITSCHRIFTEN ÜBER FRAUENGESUNDHEIT. DAS TRIFFT VOR ALLEM AUF THEMEN WIE POTENZ- ODER EREKTIONSSTÖRUNGEN ZU. INTERESSIEREN SICH MÄNNER NICHT FÜR IHREN EIGENEN KÖRPER?
Nico: Sicherlich fällt es vielen Männern schwer, über ihre Sorgen, Probleme und Selbstzweifel zu sprechen oder ärztliche Hilfe zu suchen. Allerdings ist das Geschlecht nur ein Faktor von vielen, der beeinflusst, wie wir uns um unsere Gesundheit kümmern.
WIESO TAUCHT MÄNNLICHE SEXUALGESUNDHEIT IN US-MEDIEN ACHT MAL SO HÄUFIG AUF WIE ZUM BEISPIEL IN DACH-MAGAZINEN UND -ZEITUNGEN? LIEGT ES AN DER ÜBERPRÄSENTEN PHARMABRANCHE UND DEM SCHEINBAR UNKOMPLIZIERTEN ZUGANG ZU MEDIKAMENTEN?
Sven: In vielen Orten der USA herrscht ein Zeitgeist ununterbrochener technologischer Innovation. Mit ihm kommt ein starker Druck zur persönlichen Optimierung in allen Lebensbereichen – und auch die Gewohnheit, zu unterstützenden Substanzen zu greifen.
WAS WAR FÜR EUCH PERSÖNLICH DER SPANNENDSTE FAKT DIESER STUDIE?
Nico: Für mich ist es immer wieder beeindruckend zu sehen, welchen Einfluss Marketing und Agenda-Setting in Medien haben. Die USA, aber auch UK, wo Viagra zum Beispiel frei verkäuflich und Werbung an den Endverbraucher nicht untersagt ist, haben offensichtlich weniger Vorbehalte bei Themen wie Erektion. Man merkt, dass dort ein anderer Umgang mit der sexuellen Gesundheit herrscht – und das liegt mit Sicherheit auch an Firmen, die diese Artikel in Medien beleben und immer wieder die Aufmerksamkeit darauf lenken. Das hilft am Ende auch den Endverbrauchern, da sie verstehen, dass sie mit ihrem Problem nicht alleine sind und schnell wirksam etwas dagegen unternehmen können.
Sven: Man kann klar erkennen, wie das Thema Haarausfall von der Kosmetikbranche gefördert wird. Ich würde mich freuen, wenn auch andere schambehaftete Probleme wie beispielsweise sexuelle Gesundheit mehr Präsenz in den Medien hätten.
WAS MÜSSEN MEDIEN IN ZUKUNFT BESSER MACHEN?
Sven: Sexuelle Gesundheitsprobleme sind nicht nur psychisch belastend für die Betroffenen und ihre Partner, sondern können auch Frühzeichen anderer Erkrankungen sein. Die Medien können stark dazu beitragen, die Hemmschwellen zu reduzieren, sodass Betroffene schneller die Hilfe bekommen, die sie brauchen.
MÄNNERGESUNDHEIT NACH BUNDESLÄNDERN
Neben der Studie zur Abbildung von Männer- und Frauengesundheit in den Medien hat Spring eine Risikostudie zum Gesundheitszustand der Männer in Deutschland erhoben. Welche Erkrankungen treten regional besonders häufig auf? Über ein Punktesystem in drei Kategorien und die Auswertung von wissenschaftlichen Studien zur Situation der geistigen Gesundheit von Männern, der Verbreitung von Herz- und Stoffwechselerkrankungen unter ihnen und ihre Neigung zu ungesunden Lebensgewohnheiten entstand ein bundesweites Ranking. Am gesündesten leben Männer demnach in Bremen (Hamburg und Bayern landen auf Platz 2 und 3), am ungesündesten in Sachsen-Anhalt. Insgesamt belegen die neuen Bundesländer alle hinteren Plätze (Brandenburg = Platz 15, Thüringen = Platz 14, Mecklenburg-Vorpommern = Platz 13, Sachsen = Platz 11). Die Hauptstadt Berlin befindet sich mit Platz 7 im Mittelfeld aller Bundesländer. In Sachen „psychische Gesundheit“ geht es den Menschen in Brandenburg am schlechtesten und in Hamburg am besten. Auch die schlechtesten „Lebensgewohnheiten“ haben laut Studie die Menschen in Brandenburg. Sachsen-Anhalt führt die Negativliste an, was Herz- und Stoffwechselerkrankungen angeht. Das gesamte Ranking gibt es auf gospring.de nachzulesen.
Spring ist eine Online-Gesundheitsplattform, die Ärzte, Apotheken und Männer miteinander verbindet und unter anderem Themen wie Haarausfall, Erektionsstörungen und vorzeitigen Samenerguss behandelt. /// www.gospring.de
Text & Interview: Felix Just
Schlagworte: Beauty, Body, Health