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KÜNSTLERPORTRÄT:
LARS DEIKE
„Bis ich zufrieden bin, dauert es lange, aber erst dann, wenn es für mich perfekt ist, gebe ich Ruhe.“
9. August 2016

KÜNSTLERPORTRÄT: LARS DEIKE

Alles nur geerbt? Künstler Lars Deike ist der sprichwörtliche Apfel, ganz nah am Stamm. Der Großvater war Fotograf und Journalist und gründete seinerzeit den Deike Verlag (der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag feierte), der Vater fotografierte und machte sich gleichfalls in den Medien verdient. Deike selbst studierte nach einer Ausbildung beim Konstanzer Südkurier und einem Volontariat bei Axel Springer in Berlin Fotografie in den USA. Heute kennt man den Kreativen allerdings vor allem als Maler.

DU KOMMST EIGENTLICH AUS DER FOTOGRAFIE – WANN HAST DU ANGEFANGEN, DICH FÜR DIE MALEREI ZU INTERESSIEREN?

Mein Onkel war der Maler in unserer Familie. Als junger Mann sparte ich Geld, um mir das eine oder andere Bild von ihm zu kaufen. Das war mein erster Schritt zur Kunst. Dann fing ich an zu fotografieren. Ich inszenierte meine Fotos, arbeitete mit Licht und Schatten – Kunstlicht war mir immer lieber als Tageslicht. Bis das „perfekte“ Bild geschossen war, dauerte es oft eine kleine Ewigkeit. Der richtige Schuss im richtigen Bruchteil einer Sekunde entschied über das Foto. Nachbearbeitung mit Photoshop war für mich kein Thema. Fotografie ist aufregend, anstrengend, stressig. Ich habe es geliebt, bis ich mehr Zeit haben wollte für meine Bilder – Stunden, Tage, Wochen. Während ich früher mit meinen Models oder Kunden „gearbeitet“ habe, male ich heute allein. Ich bereite durchaus ein Bild mit einem Model und der Kamera vor, mache verschiedene Aufnahmen, Versionen, Blickwinkel. Dann verziehe ich mich aber in mein Atelier und lasse mir Zeit. Manchmal geht es sehr schnell, manchmal sitze ich ewig an einer Arbeit. Ein Bild entsteht, wächst, entwickelt sich, verändert sich in Form, Farben, Schattierungen, im Schwung des Pinsels bei klassischer Musik und, ich gestehe, viel Red Bull.

 

IM MITTELPUNKT DEINER ARBEIT STEHT DER MÄNNLICHE KÖRPER. BIST DU EITEL?

Bin ich eitel? (lacht) Welcher Künstler ist nicht eitel? Ich hänge an der Jugend und mag das Älterwerden gar nicht. Klar achte ich auf mich, versuche, mich gesund zu ernähren, mache Sport und habe auch mehr jüngere als ältere Freunde. Ich bin Perfektionist. Bis ich zufrieden bin, dauert es lange, aber erst dann, wenn es für mich perfekt ist, gebe ich Ruhe. Das spiegelt sich in meinen Bildern wieder.

HÄUFIG BESCHÄFTIGST DU DICH IN DEINEN BILDERN MIT SEXUELLEN FANTASIEN UND FETISCHEN. MUSST DU DEINE BILDER OFT VERTEIDIGEN?

Eine meiner Ausstellungen hatte den Titel „demystifying“. Die fand zum Gallery Weekend in Berlin schräg gegenüber der Neuen Nationalgalerie statt. Hier hat sich die Berliner Zeitung B.Z. über zu freizügige Bilder aufgeregt und spendierte mir auf Seite 5 einen langen Artikel. Nein, eigentlich muss ich meine Bilder nicht verteidigen. Ich bin schwul, ich male gerne schwule Männer und die mögen meine Werke.

 

DU SCHEUST DICH NICHT VOR REPLIKATEN, POSTKARTENDRUCKEN ODER SOGAR SHIRTS. IST DAS ZUGÄNGLICHMACHEN DEINER KUNST EIN NOTWENDIGES ÜBEL ODER FÜR DICH SELBSTVERSTÄNDLICH?

Kunst ist teuer, das Kunstwerk ist ein Unikat. Der, der das einzige echte haben möchte, muss auch ein wenig mehr bezahlen, aber es gibt sehr, sehr viele, die sich das nicht leisten können. Deswegen biete ich alle meine Werke auch auf Leinwand, als Poster, auf Acryl oder auf Alu und, ja, auch als Postkarten an. Zusätzlich gibt’s Bücher und Kalender. Es gab genug Fans, die bei den Preisen des Originals frustriert abgewunken haben. Bei Kunstdrucken auf Leinwand haben sie dann zugeschlagen.

 

DU HAST ANGEFANGEN, AUCH FRAUEN ZU MALEN. WARUM?

Ich wollte es einfach mal ausprobieren. Auch hier habe ich oft lesbische Frauen porträtiert. Allerdings erfüllen mich männliche Körper mehr mit Sinnlichkeit und Verlangen. Bei weiblichen Körpern sehe ich das oft distanziert – räumlich –, hier erlebe ich mit mir einen stetigen inneren Kampf.

 

WAS HÄNGT IN DEINEM SCHLAFZIMMER?

Ein großes Bild: ein männlicher Akt in Katakomben, auf dem Bauch liegend. /// www.deike.de

 

Interview: Felix Just