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HAARAUSFALL: URSACHEN, FOLGEN
UND WIE MAN IHM ENTGEGENWIRKT
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9. Februar 2017

HAARAUSFALL: URSACHEN, FOLGEN UND WIE MAN IHM ENTGEGENWIRKT

Viele Männer leiden unter erblich bedingtem Haarausfall – im Schnitt ist jeder fünfte Mann in Deutschland davon betroffen. Oft geht der Haarausfall sogar mit Haarschmerz und Missempfindungen einher. Mate sprach mit Dr. P. Falge aus Baldham bei München über Ursachen, Behandlungsmethoden und die AC-Therapie.

IN WELCHEM ALTER SIND DIE MEISTEN IHRER MÄNNLICHEN PATIENTEN?

Die meisten Patienten mit Haarproblemen sind zwischen 25 und 35 Jahre.

 

ALSO NOCH RECHT JUNG?

Ja. Es sind auch diejenigen, die am ehesten von der AC-Therapie profitieren können.

 

WOHER KANN HAARAUSFALL AUSSERDEM RÜHREN, WENN ER NICHT GENETISCH BEDINGT IST?

Zum Beispiel bei Frauen kann etwa ein Vierteljahr nach der Geburt eines Kindes diffuser Haarausfall auftreten. Es sind hormonelle Umstellungen im Monatszyklus, die dafür verantwortlich sind. Auch eine hochfieberhafte Grippe kann Ursache für Haarverlust sein. In diesen Fällen tritt allerdings spontan eine Remission ein, der Haarzyklus ordnet sich neu. Missbrauch von Alkohol und Drogen kommen als toxische Ursachen ebenfalls für Haarausfall in Betracht.

 

EINE GLATZE ODER DIE AUSSICHT AUF DIESE FÜHRT NICHT SELTEN AUCH ZU SEELISCHER BELASTUNG BIS HIN ZU DEPRESSION. WAS KÖNNEN SIE ALS HAARTHERAPEUT DAGEGEN TUN?

Im ärztlichen Gespräch vermittle ich dem Patienten zunächst die Zuversicht, dass neue Behandlungsstrategien die belastende Situation des permanenten Haarausfalls zu beseitigen in der Lage sind. Eine ursachenbezogene Behandlung räumt jedem Patienten – sofern keine ausgeprägte Stirnglatze oder Hinterhauptsplatte vorliegt – die Chance ein, dass sein Haar sich regenerieren und neu wachsen kann. Mit klar formulierten Hinweisen auf einen Stopp des Haarausfalls verbessern wir bereits im Vorfeld die angespannte seelische Verfassung.

 

WIE GENAU ERKLÄRT SICH DER GENETISCH ERBLICH BEDINGTE HAARAUSFALL?

Das Erbmerkmal androgenetische Alopezie, erblich bedingter Haarausfall, ist charakterisiert als Verkürzung der Wachstumsphasen des Haarzyklus mit täglichem Haarverlust von über 100 Haaren bis zu 200 Haaren. Im Laufe des Lebens hat der Gesunde sechs bis acht Wachstumsphasen, die in Zyklen ablaufen. Ein normaler, physiologischer Haarausfall bedingt den Verlust von circa 50 Haaren pro Tag. Das Haar, ein Hornfaden mit Mark und Rinde, wird im sogenannten Haarfollikel, der „Kommandozentrale“ gebildet. Wegen seiner hohen Stoffwechselanforderungen ist er auf eine optimale Blutversorgung angewiesen. Wird die Blutzirkulation gestört, resultiert daraus Haarverlust. Das heißt, die Wachstumsphasen verkürzen sich von acht Jahren auf vier oder zwei bis zu null Jahren. Die Neubildung des Haars bleibt aus und betroffene Haarwurzeln verhungern und verdursten. Dieses Prozedere ist bereits im Alter von zwanzig bis vierzig Jahren möglich. Bei familiär geprägtem Haarverlust ist eine Verhornung der „Kommandozentrale“ die Ursache der Verkümmerung. Subjektiv äußern die Betroffenen Haarschmerz. Das zeigt sich in einem Brennen der Kopfhaut, Missempfinden beim Kämmen gegen den Strich oder wenn man mit der Hand die Haare gegen die Wuchsrichtung bewegt. Trichodynie nennen Haartherapeuten dieses Symptom. Dabei bleibt festzuhalten: Eine Untersuchung der Kopfhaut zeigt weder Rötungen noch entzündliche Veränderungen.

 

IN IHRER PRAXIS IN BALDHAM BIETEN SIE ALS URSACHENORIENTIERTE BEHANDLUNG DIE AC-THERAPIE AN. WAS MUSS ICH MIR DARUNTER VORSTELLEN? UND WOFÜR STEHEN DAS A UND DAS C?

Wenn Haarwurzeln bei Mangeldurchblutung der Kopfhaut sich im Laufe weniger Jahre verkleinern, also in der Funktion deutlich nachlassen, der Haarausfall an Schläfe und Stirn zunimmt, bietet die AC-Therapie die Chance, den Haarausfall zu stoppen und neues Haar zu generieren. A steht für Alozepie und das C für Contentionalis. Frei übersetzt bedeutet das Spannungshaarausfall. Spannungskopfschmerz ist in vielen Fällen damit auch vergesellschaftet. Das Ziel der AC-Therapie ist, die vorhandene Verhornung der Haarfollikel mit gezielter Verbesserung der Blutzirkulation aufzulösen. Mikroinjektionen eines durchblutungsfördernden Medikamentes mit Langzeitwirkung werden dabei in bestimmte Kopfareale gespritzt und bewirken dort eine Steigerung der Blutversorgung der Haarwurzeln und somit eine Normalisierung der Ernährung und Sauerstoffzufuhr. Eine weitere Verhornungstendenz wird verhindert. Die Injektionen mit Minispritzen sind nahezu schmerzfrei.

 

WIE LANGWIERIG IST DIE THERAPIE?

Eine erste Konsultation dauert maximal 45 Minuten.

 

45 MINUTEN. UND EIN BESUCH IST AUSREICHEND?

Eine erste Sitzung stößt den Genesungsprozess der Haarwurzeln an. Wir wissen andererseits, dass nach vier bis sechs Monaten die Wiederholung der Spritzenkur sinnvoll ist. Aus der Erfahrung der acht Jahre, in denen wir die AC-Therapie praktizieren, können wir sagen, dass die besten Ergebnisse nach zwei- bis dreijähriger Behandlungsdauer erreicht werden.

 

GIBT ES ERGÄNZENDE THERAPIEMÖGLICHKEITEN, DIE POSITIVE WIRKUNG ZEIGEN?

Bekannt als ergänzende Maßnahme sind finasteridhaltige Medikamente, beispielsweise Propecia oder Proscar. Es handelt sich dabei um Enzymblocker, die die Umwandlung von Testosteron in Dihydrotestosteron blockieren. Dihydrotestosteron ist mit verantwortlich für den Verhornungsprozess in den Haarwurzeln. Allerdings darf man nicht verschweigen, dass diese Präparate in zwei bis fünf Prozent der Fälle Erektionsprobleme auslösen können. In unserer Praxis wird Propecia nur ausnahmsweise verordnet. Die einzige wirksame Therapie bei bereits ausgeprägten Geheimratsecken, Stirnglatze oder Hinterkopftonsur stellt eine Haartransplantation dar. Zwei Verfahren werden hierbei angewandt: die Stripp-Methode und das FUE-Verfahren. Bei der Stripp-Methode werden Haarwurzeln in Streifen aus dem Hinterkopf transplantiert. Das FUE-Verfahren nutzt einzelne, meist drei bis fünf Haarwurzeln, die nach Präparation zum Beispiel an Geheimratsecken verpflanzt werden. Eine solche Transplantation sollte aber nicht in jungen Jahren und nicht zwischen 25 und 30 vorgenommen werden. Während sich transplantierte Haare an Geheimratsecken zu kräftigen Terminalhaaren entwickeln, kann im Bereich des Mittelscheitels die anlagebedingte Glatzenbildung fortschreiten, Der Anblick von büschelförmigen Haar-Hörnchen beiderseits und schütterem Stirnhaar kann grotesk aussehen.

 

WOHER RÜHRT IHR INTERESSE FÜR HAAR? HATTEN SIE SCHON IMMER VOR, SICH IN DIESE RICHTUNG ZU SPEZIALISIEREN?

Der Grund ist meine eigene Haar-Krankheitsgeschichte. Mit der genetischen Veranlagung zum Haarausfall belastet, hatte ich in den 1980er-Jahren unter erheblichem Haarausfall und Spannungskopfschmerz zu leiden. Eine AC-Therapie gab es zur damaligen Zeit nicht. Als operativer Urologe kannte ich einen Kollegen der HNO-Medizin, der mit der Durchtrennung meine Kopfsehen in der mittleren Stirnfalte dem Übel schlagartig Abhilfe verschaffte.

 

EINE LETZTE FRAGE NOCH: HAARAUSFALL MIT EINEM SHAMPOO VORBEUGEN, DAS FUNKTIONIERT NUR IN DER WERBUNG, ODER?

Haarwachstum ist nur von innen heraus steuerbar, also über das feine Blutgefäßnetz – mit Optimierung des kapillaren Blutzuflusses zu den Haarwurzeln. Daher können Praktiken, die von außen angewandt werden, keine Wachstumswirkung erzielen. Gewisse Lotionen wie zum Beispiel Minoxidil führen sogar häufig zu entzündlichen Reaktionen der Kopfhaut. /// www.falge-asklepios.de

 

Interview: Felix Just 

9. Februar 2017 Body m #46 zum mate.style.lab