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ENNIO CAPASA
„Das Glück ist eine magische Energie, die
mich sehr oft in meinem Leben getroffen hat.“
2. August 2008

ENNIO CAPASA

Nach seinem Studium an der Mailänder Kunstakademie „Brera“ arbeitete Ennio Capasa zwei Jahre lang mit Yohji Yamamoto in Tokio zusammen. 1986 kehrte er nach Italien zurück und präsentierte seine erste Kollektion in Mailand. Seine Leidenschaft für Sport und Motoren zeigte er mit der limitierten Accessoires-Serie für Ducati und mit den offiziellen Outfits der Fußballmannschaft von Lecce, seiner Heimatstadt. Sein Stil ist schlicht und raffiniert zugleich. Der Reiz seiner Kreationen liegt im Detail und in der schlüssigen Ästhetik, die sich aus genauen Schnitten und wenigen Farben zusammensetzt. Passend dazu dominiert Schwarz die Farbpalette. Seine Inspirationen findet er in der Bildhauerei, in der Schneidertradition seines Landes, aber
auch in der Musik – Hard Rock und Funk – sowie
im italienischen Film der 1960er-Jahre.

 

Stars wie Mick Jagger, Tom Cruise, Brad Pitt und Keanu Reeves haben bei öffentlichen Auftritten seine Kreationen getragen. Ennio Capasa ist nicht nur Art Director bei COSTUME NATIONAL, COSTUME NATIONAL HOMME und der Jugendlinie des Hauses C’N’C COSTUME NATIONAL, er hat auch die Firmenzentrale in Mailand und die weltweiten Flagship-Stores entworfen. Trotz eines dichten Terminkalenders nahm er sich Zeit für uns.

HAT DER MINIMALISMUS IN EINER ZEIT, IN DER DIE MODE DEN LUXUS FÜR SICH WIEDERENTDECKT, NOCH EINE CHANCE?

Ich denke nicht in Kategorien. In dieser besonderen historischen Zeit glaube ich an einen starken Stil, an eine ästhetische Vision, die sich von den anderen abhebt. Ich sehe eher eine Identitätskrise des Luxus in seiner vulgären und banalen Ausdrucksform.

 

DEINE KOLLEKTIONEN SPIELEN IMMER AUF DAS BILD EINES ENGAGIERTEN MANNES, EINES INTELLEKTUELLEN AN. ES FEHLEN NIE KULTURBEZÜGE. IST DAS DER MANN DEINER VORSTELLUNG ODER DAS ERGEBNIS VON MARKETINGFORSCHUNG?

Es steckt kein Zynismus hinter meinen Entscheidungen, die ich alle aus Überzeugung und auf der Basis meiner Erfahrungen treffe.

 

AN WELCHEN ZIELEN RICHTET SICH DEINE ARBEIT AUS: SCHÖPFERISCHE FREIHEIT, MARKT- UND KUNDENWÜNSCHE?

Wir müssen ein Missverständnis klären: Die Mode ist keine reine Kunstform, sondern angewandte Kunst, und als solche untersteht sie gewissen Mechanismen und Zeitabläufen. Das Ziel ist immer gleich: Es geht darum, die Dynamiken der Mode stets vor Augen zu haben und dabei eine starke und erkennbare Ästhetik zu schaffen.

 

FÜR WEN ENTWIRFST DU LIEBER MODE: FÜR MÄNNER ODER FRAUEN?

Ich habe keine Vorlieben. Es handelt sich dabei um zwei unterschiedliche Ansichten und Lebenseinstellungen: pragmatischer wenn es um Männermode geht, phantasievoller und visionärer bei den Frauen. Beide verlangen aber Energie und Kreativität im gleichen Maße.

WO KOMMEN DIR IDEEN? AUF DEINEN VIELEN REISEN ODER HAST DU EINEN SPEZIELLEN ORT DAFÜR?

Eine gute Idee kann mir überall einfallen: im Büro, unter der Dusche, im Flugzeug …

 

HAST DU RITUALE BEI DER ARBEIT?

Der Tastsinn ist mein Lieblingssinn. Ich liebe es, mit den Fingern zu formen, zu schneiden und die Stoffe abzustecken. Das sind allmählich ritualisierte Gesten, die mir unheimlich viel bedeuten.

 

WELCHEN EINFLUSS HAT EINE KULTURREICHE STADT WIE LECCE, WO DU GEBOREN BIST, AUF DEINE KREATIVITÄT?

Meine Herkunft ist ein Teil von mir. Lecce ist eine elegante, sehr besondere Stadt. Sie zieht mich immer noch in ihren Bann wie damals, als ich ein Kind war.

 

ABGESEHEN DAVON, DASS DU EIN UNERMÜDLICHES ARBEITSTIER UND SEHR KREATIV BIST, WIE VIEL HAT DAS GLÜCK ZU DEINEM ERFOLG BEIGETRAGEN?

Das Glück ist eine magische Energie, die mich sehr oft in meinem Leben getroffen hat.

 

WELCHEN TIPP WÜRDEST DU JUNGEN MENSCHEN GEBEN, DIE VON EINER KARRIERE IN DER MODEWELT TRÄUMEN, ABER AUS EINEM GEBIET STAMMEN, DAS IN DIESER HINSICHT GAR KEINE CHANCEN BIETET?

Mut, Gewagtheit, Durchhaltevermögen und Entschlossenheit. Es mag sich nach altbackenen Plattitüden anhören, aber meiner Meinung nach sind sie immer noch wichtige und allgemeingültige Werte, unentbehrlich für jedes Ziel, das man erreichen will. /// www.costumenational.com

 

Interview: Mauro Galligari