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EIN AUTO WIE EIN GEMÄLDE
McLaren 570GT
21. November 2017

EIN AUTO WIE EIN GEMÄLDE

Freiheit, Selbstbewusstsein, Kontrolle: Dies sind nur drei der Gefühle, die McLaren mit seinem Trailer zum neuen 570GT beim Betrachter auslösen will. Gefühle von Luxus und Dekadenz? Sicher auch die. Das Besondere am neuen Straßenkreuzer aus dem Hause McLaren ist aber nicht sein Vermögen, Männer auf einen Blick verliebt zu machen, sondern sein Innenleben.

Ein Erzähler mit Märchenstimme spricht von den Sandwichkindern der Geschichte: „Zu spät geboren, um die Erde zu entdecken, zu früh, um ins Weltall aufzubrechen.“ Elegant schiebt sich der 570GT durch eine öde Landschaft, immer wieder schwenkt die Kamera in den Sternenhimmel und macht so aufmerksam auf das Panoramadach des Wagens, das sich, anders als beim Vorgänger 570S, bis an das Heck hinabschwingt. Der 570GT ist ein Gemälde von einem Auto. Die Schnauze grinst verschwörerisch, der Hintern ist ausladend und knackig wie der eines Models. Im Inneren warten auf Fahrer und Beifahrer lederbezogene Sitze mit Memory-Funktion, die bei Bedarf kuschelig warm werden. Der 570GT ist als Tourenwagen ausgelegt und verfügt deshalb über einen größeren Kofferraum als sein sportlicheres Pendant. Die Heckklappe kippt seitlich nach oben und ermöglicht eine komfortable Beladung. Die typischen McLaren-Schmetterlingstüren lassen viel Platz beim Einsteigen. Das „Soft Close“-System der Türen sorgt noch vor dem Start für das wohlige Gefühl, viel Geld für unnötigen Luxus ausgegeben zu haben. Dabei ist der 570GT gar nicht so verschwenderisch, wie man vielleicht glauben mag.

Der V8-Motor beantwortet jeden noch so sanften Tritt aufs Gaspedal mit einem besänftigenden Schnurren aus seinen 3.799 Kubikzentimetern Hubraum. Von 0 auf 100 km/h beschleunigt er in knapp drei Sekunden, von 0 auf 200 in knapp zehn Sekunden. Damit lässt er sich auch von reinen Sportwagen wie dem Ferrari F12 nicht die Butter vom Brot nehmen – und der hat immerhin 741 PS, also 171 mehr als der McLaren. Trotzdem verbraucht der Neue mit Blick auf die Sterne weitaus weniger als seine Mitbewerber. Mit einem CO2-Ausstoß von 249 Gramm pro Kilometer überbietet er zwar den Durchschnitt europäischer Neuwagen um fast das Doppelte, kommt aber auch lange nicht an die Werte von Aston Martins DB9 (333 g/km) oder Lamborghinis Gallardo (351 g/km) heran. Schuld an der für McLaren ungewohnten Umweltfreundlichkeit ist unter anderem das günstige Gewicht-Leistungs-Verhältnis des 570GT: Das aus Kohlenstofffaser gebaute Fahrgestell wiegt gerade einmal 80 Kilogramm und ist dabei in Unfallsituationen extrem belastbar. Das schont die Umwelt und den Geldbeutel.

 

Wer sich allerdings ein Date mit dem gut aussehenden wünscht, muss dennoch tief in die Tasche greifen: Dinner for two? Ab 195.350 Euro. /// www.mclaren.com

 

Text: Felix Just

21. November 2017 Design m #50 zum mate.style.lab