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ECOCAPSULE
„Ein Schneckenhaus, das ein Taschenmesser sein will“
7. November 2017

ECOCAPSULE

4,5 Mal zieht der Deutsche in seinem Leben um. Menschen, die vorwiegend in Großstädten leben, wechseln sogar noch öfter die Wohnung. Laut Studie von Immobilienscout24 sind das vor allem Männer und Frauen zwischen zwanzig und vierzig Jahren. Für viele Menschen ist allein der Gedanke, schon wieder Kisten packen zu müssen, ein Graus. Deshalb nimmt sich der Deutsche im Durchschnitt drei und bis zu sechs Monate Zeit für die Planung. Für einige wenige aber ist das Nomadenleben ein Wunsch und gar keine Notwendigkeit, und dank der Architekten von Nice Architects vielleicht schon bald nicht mehr mit einem Tapetenwechsel verbunden. Die Ecocapsule kommt nämlich ganz einfach mit. Wie ein Schneckenhaus.

2008 reichten die Slowaken ihre Idee vom mobilen Zuhause bei einer Ausschreibung der Andes Sprout Society ein – damals noch als Housing Unit für junge Künstler. Den Wettbewerb konnte die Ecocapsule nicht gewinnen, wohl aber die Aufmerksamkeit diverser Design- und Zukunftsblogs. Bis heute haben die Architekten an ihrer Idee weitergetüftelt und sind dabei immer weiter weg von dem Konzept einer Künstlerbehausung hin zu einer temporären Wohnung auf Zeit gelangt, die sich mittelfristig autark und ökologisch nachhaltig versorgt. Solarzellen an der Außenhaut der Kapsel und ein geräuschloses Windrad sollen die Stromversorgung übernehmen, die runde Form ist perfekt geeignet, um Regenwasser aufzunehmen und zu speichern. Sie bedingt zudem in Kombination mit High-Performance-Dämmungen eine minimale Energieverschwendung. Das gesammelte Wasser wird später im kapseleignen Filtersystem über Membrane gereinigt und für den Bewohner bereitgestellt. Ein Bordcomputer überwacht weiter die optimale Ausnutzung der Ressourcen und reguliert verschwenderische Tendenzen.

Die seit der ursprünglichen Ecocapsule von 2008 angepasste Größe des Hauses erlaubt den Transport per Pickup-Truck oder Hänger. Auf dem Wiener Pioneers Festival im Mai dieses Jahres sollen erste Prototypen der Kapsel ausgestellt werden. In Zukunft sollen sie vor allen Dingen ein Alternative zu Hotels, aber auch zu immer teurer werdenden Mietwohnungen sein – und dabei gleichzeitig die Umwelt schonen.

Ecocapsule ist aufgrund seiner hohen Funktionalität also gar kein Schneckenhaus, sondern vielmehr ein Taschenmesser, und fügt sich gerade deshalb so gut in eine Zeit, in der unsere ganze Welt in Form von Smartphones in eine Hand passt. /// www.ecocapsule.sk

 

Text: Felix Just

7. November 2017 Design m #50 zum mate.style.lab