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DAS KANZLER(INNEN)AUTO
„Immer rein in die gute Stube.“
3. Januar 2017

DAS KANZLER(INNEN)AUTO

So stellt man sich das Auto unserer Kanzlerin vor. Nicht ihr Privatauto, denn dafür ist die neue S-Klasse mit Elektro- und Verbrennungsmotor viel zu extravagant. Nein, die S-Klasse ist der Wagen, mit der die Kanzlerin von Termin zu Termin kutschiert werden SOLLTE. Tatsächlich sieht man sie seit geraumer Zeit immer wieder aus einem schwer gepanzerten Audi A8 L Security aussteigen, auch wenn sie daneben weiterhin einen Mercedes und einen BMW unterhält. Die neue S-Klasse ist ein Erlebnis – und als Hybrid richtig umweltfreundlich. Das dürfte ihr doch eigentlich gefallen, der ehemaligen Umweltministerin.

EINSTEIGEN

Immer rein in die gute Stube. Die S-Klasse wirkt weniger wie der Innenraum einer (wenn auch Luxus-)Limousine als vielmehr wie ein Wohnzimmer. Ein bisschen fühlt man sich, als hätte man eines der magischen Zelte aus dem Harry-Potter-Universum betreten, die mickrig aussehen, innen aber gleich Platz für mehrere Dutzend Mann bieten. Nicht, dass die S-Klasse von außen kleinlich wirkte – stattliche Maße von über 5,20 Meter in der Länge und einer Breite von rund 2 Metern müssen es schon sein, wenn man „lang“ im Namen tragen will, auch wenn damit der Radstand beschrieben wird. Was den Fahrer und seine „Gäste“ im Inneren erwartet, überrascht trotzdem. Dagegen wirkt selbst der Kombi vom Nachbarn wie ein Zweisitzer. Mercedes gewährt jedem Passagier so viel Platz wie in bislang noch keiner S-Klasse zuvor. Hat man sich erst einmal an die Ausmaße des Fahrzeuginneren gewöhnt, dauert es nicht lange – und für Mercedes-Ungeübte höchstens einen Tag –, bis man auch mit der Bedienung der Mittelkonsole vertraut ist, samt der gelinde gesagt vielzähligen Funktionen, die das Multimedia-System so hergibt. Mercedes spricht von Navitainment. „COMAND Online“ vereint Audio-, Telefon- und Navigationsfunktionen und erlaubt unter anderem den Zugriff auf das World Wide Web, bietet rund 10 Gigabyte Speicherplatz zum Beispiel für Musik- und Videodateien und verfügt natürlich über eine Bluetooth-Schnittstelle fürs Smartphone. Bedient wird COMAND über einen drehbaren Controller und ein ergonomisch geformtes Touch- und Klickpad, das wunderbar der Hand schmeichelt. Alternativ können diverse Funktionen wie Musikwahl, Navigation und Telefonie auch über die Sprachsteuerung LINGUATRONIC angewählt werden. Die Stimmerkennung ist dabei so präzise, dass Ziele nicht länger Buchstabe für Buchstabe eingesprochen werden müssen. Ist sich LINGUATRONIC einmal nicht sicher, bietet die Software Alternativen an, die dann per Ziffer bestimmt werden.

ANSCHNALLEN

Die sich wie von Zauberhand (Elektronik) festziehenden Gurte geben bereits beim Einsteigen ein wohliges Gefühl von Sicherheit. Darüber hinaus verfügt die neue S-Klasse über zahlreiche Funktionen zur Verbesserung der Fahrsicherheit und Einhaltung der Verkehrsordnung. Der Verkehrszeichen-Assistent erkennt Schilder und gleicht die Information mit denen des Navigationssystems ab. Geschwindigkeitsbegrenzungen und Einfahrverbote werden automatisch angezeigt. Das Auto achtet außerdem darauf, dass der Fahrer regelmäßig Pausen einlegt, und hat einen eingebauten Brems- und Seitenwindassistenten. Optional verfügt die S-Klasse über eine Rückfahrkamera und eine 360-Grad-Kamera, die das Parken und Rangieren in besonders engen Straßen ungemein vereinfachten. Auch wahlweise und gerade auf der Autobahn eine praktische Hilfe: der „Aktive Totwinkel-Assistent“. Mit diesem werden unter anderem beim Spurwechsel Fahrzeuge erkannt, die sich im toten Winkel befinden. Ein rotes Symbol blinkt innerhalb des Seitenspiegels auf. Beginnt der Fahrer trotz Warnung den Spurwechsel, kann das System über die ESP-Steuerung eingreifen und den Wagen zurück in die Spur führen. Was die S-Klasse aber so besonders macht, ist nicht der Sicherheitsstandard – über den dürfen sich schließlich alle Modelle der Mercedesfamilie freuen – es ist der Wohlfühlfaktor, den der S-Klasse so schnell keiner nachmacht.

WOHLFÜHLEN

Angefangen von der Ambientebeleuchtung – der Fahrer kann zwischen verschiedenen Farben und Dimmungen wählen – über die Gedächtnisfähigkeit der Sitze, die erkennt, wer fährt, und die den Sitz entsprechend positioniert, bis hin zum optionalen Sitzkomfort-Paket für Fahrer und Beifahrer, das unter anderem eine Massagefunktion beinhaltet, bietet die S-Klasse mehr Komfort, als ein einzelner Gast aushalten kann. Deshalb muss man den Wagen am besten mit Freunden und Familie erleben. Die freuen sich über so viel Platz und die neidischen Blicke an der Ampel und sind für die ersten ein bis zwei Stunden damit beschäftigt, die vielen Gimmicks des Wagens auszutesten. Wollte man die S-Klasse kritisieren, könnte man anmerken, dass die Sprachsteuerung nicht intuitiv, sondern nur auf zuvor installierte Befehle reagiert. Große Menschen finden das Auto für eine Limousine vielleicht zu niedrig, und die Menüsteuerung erfordert von Nicht-Mercedeskennern eine kurze Einarbeitung. Macht aber nichts, denn bevor man wirklich alle Funktionen des Wagens ausprobiert hat, sind sowieso schon einige hundert Kilometer vorbeigerauscht. Dank Hybridantrieb liegt der Kraftstoffverbrauch in kombinierter Betriebsart bei gerade mal 2,8 l/100 km. Die Bremse reagiert weniger sportlich als zum Beispiel bei der A-Klasse, dies ist aber vor allen Dingen den 2.215 Kilogramm geschuldet, die die beiden Motoren über den Asphalt schieben.

 

Egal, ob man nun einen Massagesitz braucht oder nicht (man braucht ihn!) und wie sinnvoll individuell beduftete Raumluft ist: Die S-Klasse hat ihre Altherrenjacke abgelegt und ist zur Erlebnislimousine mutiert. „Mutti“ hätte ihren Spaß dran. /// www.mercedes-benz.de

 

Text: Felix Just