COLOURS, MATERIAL & SUSTAINABILITY
Angela Sortino hat einen Traumjob: Sie darf für die Pariser Premiummarke DS Automobiles Trends ausfindig machen und blickt mit ihrem Team in die Zukunft der Branche. Welche Materialien werden zukünftig vermehrt eingesetzt? Auf welche Farbwelten dürfen wir gespannt sein? Und wie können Autos in Zukunft noch nachhaltiger produziert werden? Dafür schaut sie häufig auch über den Tellerrand ihrer eigenen Industrie und sucht Inspiration in mehr oder weniger verwandten Branchen.
ANGELA, WAS GENAU IST DEIN TITEL UND WAS SIND TYPISCHE AUFGABEN, MIT DENEN DU DICH BESCHÄFTIGST?
Ich bin „Colour and Material Designer“ und leite das Innovationsteam. Das bedeutet, ich kollaboriere mit verschiedenen Projektmanagern, die an Dingen arbeiten, die erst in fünf oder sieben Jahren auf der Straße zu sehen sein werden. Ich suche dabei nach Inspiration und Trends auch außerhalb der Automobilbranche. In Sachen Farben und Materialien arbeite ich auch an den sogenannten Manifestos. Sie sind ähnlich wie Concept Cars ein voll realisierter Blick in die Zukunft, anders als Concept Cars stellen sie aber nur einen Teil eines Autos dar, zum Beispiel die erste Reihe.
DU SAGTEST, DU WIRST AUCH VON TRENDS AUSSERHALB DER AUTOMOBILBRANCHE INSPIRIERT. KANNST DU BEISPIELE NENNEN?
Wie du weißt, ist DS Automobiles eng mit den Themen Kultur, „Savoir-faire“ und Mode verknüpft. Die Modeindustrie ist also ein ganz natürlicher Impulsgeber beispielsweise, was Textur, Stoffe und Finishings anbelangt. Darüber hinaus finde ich Inspiration auch in Möbeldesigns. Ein Autositz wird letztendlich ähnlich hergestellt wie ein Sofa. Ich sage immer, der Trend beginnt in der Mode, dann wandert er ins Interior Design und landet am Ende in der Automobilindustrie.
WENN WIR UNS DIE FARBEN UND MATERIALIEN BEI DEN AUTOS ANSEHEN, GIBT ES ZUKÜNFTIGE TRENDS, DIE DU HEUTE SCHON MIT UNS TEILEN KANNST?
Ich kann natürlich keine Strategien von DS Automobiles teilen, aber ich kann ein paar Beobachtungen nennen, die ich in letzter Zeit gemacht habe. Wenn wir zum Beispiel an Elektroautos denken, dann denken wir an die Umwelt und eine ökologische Fahrweise. Ökologie assoziieren wir mit Begriffen wie „pur“ oder „rein“. Und welche Farbe ist die reinste von allen? Weiß. Mit dem Siegeszug der elektrischen Fahrzeuge werden wir verstärkt ein helles Interieur in den Autos finden und auch expressivere Designs. Das liegt unter anderem an den immer attraktiveren Leasing-Angeboten. Die Kunden müssen sich weniger Gedanken darüber machen, ihr Auto zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu verkaufen.
WELCHE MATERIALIEN WÜRDEST DU GERN VERWENDEN, KANNST ES ABER NICHT, UND WARUM?
Ein Traum wäre es, einen Wagen mit Stickereien, Seide oder Satin auszustatten. Wie du aber sicher weißt, ist ein Auto darauf ausgelegt, langlebig zu sein, was den Einsatz dieser Materialien ausschließt, auch wenn sie noch so schön sind.
WAS SIND SCHLÜSSELFAKTOREN, WENN DU EIN MATERIAL AUSSUCHST UND DS AUTOMOBILES VORSCHLÄGST?
Selbstverständlich muss ein Material nachhaltig sein. Unsere Supplier bieten uns Materialien, die nicht recycelt oder recycelbar sind, gar nicht erst an. Außerdem ist es wichtig, dass ein Material gut zu unserer Brand-DNA passt. DS Automobiles hat den Begriff der „Sustainobility“ geschaffen, der die Verbindung von Nachhaltigkeit mit Luxus beschreibt. Diese Balance sollte ein Material im besten Falle leisten, wenn wir es verwenden.
EINE FRAGE, DIE ICH DIR PERSÖNLICH STELLEN WILL, UND GAR NICHT DER ROLLE, DIE DU BERUFLICH AUSFÜLLST: GLAUBST DU, WIR WERDEN LANGFRISTIG NOCH AUTOS BESITZEN ODER WERDEN IRGENDWANN AUSSCHLIESSLICH CARSHARING-KONZEPTE EXISTIEREN?
Das ist eine interessante Frage. Ich habe das Gefühl, dass Gen Z – die Autofahrer von morgen – eine völlig neuartige Vorstellung davon hat, was Besitztum ist. Ich denke, wir werden in Zukunft viel mehr Autofahrer haben, die ihren Wagen leasen.
BESITZT DU DENN SELBST EIN AUTO?
Ja.
EINEN DS?
Nein, auch wenn ich gerne einen DS fahren würde. Es ist ein superalter Wagen, der noch aus meiner Zeit als Studentin stammt. (lacht)
WIR HABEN UNS ERSTMALS AUF EINEM EVENT ANLÄSSLICH DES FORMULA-E-RENNENS IN BERLIN GETROFFEN. SIND DIE RENNWAGEN EIN AUSBLICK DARAUF, WAS UNS AUF DEN STRASSEN UNSERER STÄDTE BALD BEGEGNEN WIRD?
Die Rennwagen der Formula E sind ausschließlich auf Funktion ausgelegt. Es gibt keine additiven oder schmückenden Elemente. Deshalb kannst du diese Superboliden nicht mit dem Auto auf der Straße vergleichen, die für mehrere Personen und eine tägliche Benutzung ausgelegt sind. Es ist zwar spannend zu sehen, was die Ingenieure so austüfteln, aber mit kommerziellen Modellen haben die Designs nichts zu tun. ///
Interview: Felix Just
Schlagworte: Design, Future, Mobility