CALIFORNIA CRAZY
Jim Heimann ist nicht nur Executive Editor bei TASCHEN in Los Angeles, er ist außerdem Experte für die amerikanische Westküste insbesondere Architektur und Popkultur. Mit „California Crazy“ hat er einen Bildband herausgegeben, der diese beiden Sachverstände auf höchst unterhaltsame Weise verknüpft.
Riesige Kaffeebecher, XXL,-Donuts, Hot Dogs so groß wie ein Cadillac: Im Zuge der Automobilisierung legten die Menschen immer größere Strecken individuell zurück. In Amerika, aber ganz besonders im südlichen Kalifornien entstanden deshalb viele Gebäude, die um die Aufmerksamkeit der vorbeifahrenden Kraftwagenfahrer buhlten. Imbissbuden, Tankstellen und sogenannte Diners, wurden mit überdimensionalen Sombreros ausgestattet, mit Teekesseln, in die eine ganze Familie gepasst hätte oder befanden sich im Bauch riesiger Nachbauten verschiedenster Tiere. Eiscremestände wetteiferten mit Burgerläden um das abgefahrenste Äußere. Kein Kalauer war zu flach. So wurden Fotografiegeschäften beispielsweise gigantische Kameras aufgesetzt.
Die Pop-Camp-Fun-Architektur ließ Fachmänner aufschreien und Normalbürger zutiefst beglückt seufzen. Uniforme Vorortssiedlungen sahen an jeder Straßenecke gleich aus, die surrealen Gebäude links und rechts der Hauptstraßen dagegen boten eine willkommene Abwechslung fürs Auge. Gleichzeitig geben die Überreste der Novelty-Bewegung einen tiefen Einblick in die bis heute autoverrückte Gesellschaft Amerikas. Auf 324 Seiten dürfen Fans dieser verspielten Architekturströmung Donuts, Dinos und Doggys entdecken. ///
California Crazy, American Pop Architecture, Jim Heimann, erschienen im TASCHEN Verlag, 324 Seiten, 21 x 28,5 cm
Text: Felix Just
Schlagworte: Bildband, Culture, Photography