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AT HOME:
ROB FUSARI
„Über die Grenzen der Credits in den Albumbooklets hinaus wurde er aber erst bekannt, als er seine ehemalige Auftraggeberin und Exfreundin Lady Gaga schlagzeilenträchtig verklagte.“
1. November 2016

AT HOME: ROB FUSARI

Erstmals 1997 schaffte es einer seiner Songs an die Spitze der amerikanischen Charts: Die Debüt-Single der Girlgroup Destiny’s Child, „No, No, No“, verkaufte sich fast zwei Millionen Mal. In den Jahren darauf schrieb und produzierte Rob Fusari Hitsingles unter anderem für Will Smith und Kelly Rowland. Über die Grenzen der Credits in den Albumbooklets hinaus wurde er aber erst bekannt, als er seine ehemalige Auftraggeberin und Exfreundin Lady Gaga schlagzeilenträchtig verklagte. In dem Rechtsstreit ging es um Gewinnanteile aus dem Album „The Fame“, um die sich Fusari betrogen fühlte. Mittlerweile hat er mit Cary Nokey seinen eigenen Liveact auf die Beine gestellt, und aus dem unscheinbaren Songwriter wurde die Rampensau und der Bowie-Lookalike, den wir für Mate #43 in einer seiner New Yorker Wohnungen trafen.

Geboren in New Jersey, zog es Rob Fusari nach ersten zögerlichen Versuchen, in der Musikbranche Fuß zu fassen und dem Kennenlernen von Songwriterlegende Irwin Levine, schon bald nach Los Angeles, in das Epizentrum der Künstler- und Musikszene. Noch bevor er aber einmal quer über den Kontinent fliegen sollte, lernte er Produzent Vince Herbert kennen, der heute vor allem durch diverse Reality-TV-Formate und seine Beziehung zu Toni Braxtons kleiner Schwester, Tamar Braxton, bekannt ist. Zu jener Zeit landete Fusari gemeinsam mit Freund Vince Herbert seinen ersten US-Nummer-1-Hit mit der Destiny’s-Child-Single „No, No, No“. Einige Erfolge später gab es erste Probleme in der Zusammenarbeit mit Herbert, und Fusari entschloss sich, zurück an die Ostküste zu ziehen.

„Ich hatte das große Glück, in L. A. mit zahllosen Künstlern zusammenzuarbeiten und etliche Platten zu produzieren, darunter einige R ’n’ B- und Hip-Hop-Tracks. Leider ging die Beziehung zu meinem ehemaligen Geschäftspartner in die Brüche und so zog ich zurück nach New Jersey. Damals war das eine schöne Vorstellung einerseits, aber L. A. den Rücken zu kehren machte mir auch Angst. Ich musste es allein und ohne Partner schaffen. Ich weiß noch genau, wie mein MP3-Player auf dem Rückflug plötzlich ‘Don’t Give Up‘ von Peter Gabriel und Kate Bush abspielte. Das Lied sprach mir aus der Seele.

Gleich nach der Ankunft in meiner alten Heimat habe ich meine alten Kontakte rausgekramt und mich um Arbeit beworben. Ein paar Wochen später rief mich die Managerin von Will Smith an, die auf der Suche nach einem Titelsong für Wills neuen Film, „Wild Wild West“ war. Ich habe daraufhin zwei Songs produziert: einen mit einem Sample von Earth, Wind & Fires ‘September‘ und einen mit einem Sample von Stevie Wonders ‘I Wish‘. Wenige Tage später rief sie mich wieder an und verkündete, dass Will den Song mit dem Stevie-Wonder-Sample einsingen wird.“

Heute lebt Fusari in einem Apartment an der Upper West Side, unterhält aber außerdem eine Wohnung in der Stadt, das eigentlich eine Art überdimensionaler Kleiderschrank ist. „Wir nennen es das Cary Nokey House. Mein gesamtes Arsenal an Bühnenoutfits ist dort untergebracht, und manchmal treffen wir uns dort vor Liveauftritten.“ Obwohl sich der Großteil der Kunst- und Künstlerszene an der Lower East Side oder in Soho niedergelassen hat, will Fusari nicht weg aus seinem Zuhause an der Upper West Side. „Es stimmt schon, Greenwich Village, die Lower East Side und SoHo sind von Künstlern und Kunstinteressierten viel stärker frequentiert und ich verbringe gern Zeit dort, aber ich komme auch immer sehr gerne wieder nach Hause. Die Upper West Side hat eine Eleganz und ein Gefühl von Luxus, das man so in New York nirgends sonst findet. Und wenn mir danach ist, kann ich jederzeit in die U-Bahn oder mir ein Taxi nehmen – und fünf Minuten später kann ich mir die Schuhe schmutzig laufen.“

 

Überall im Apartment stehen Accessoires und Mitbringsel herum. Fusari selbst hängt besonders an einer Lampe, die irgendwie an ein Dinosaurierei erinnert. „Von all meinen Möbeln liebe ich diese Lampe ganz besonders. Ich hatte mal drei von der gleichen Sorte, aber die anderen zwei sind kaputt gegangen.“

Fusaris Lieblingszimmer ist die Küche. Aber ist er auch ein guter Koch? „Ich gebe es nur ungern zu, aber ich bin einer von den New Yorkern, die ihr Essen bestellen, statt selbst zu kochen. Im Moment bin ich ohnehin so beschäftigt, dass ich das Essen häufig vergesse. Dann gibt es auch mal nur ein Sandwich auf die Hand.“ Und wenn Fusari Besuch bekommt? Dann geht es weniger ums Essen. Der frisch gebackene Bandleader serviert seinen Freunden am liebsten: „Tequila!“ ///

 

Text & Interview: Felix Just / Fotos: Justin Violini

1. November 2016 Design m #43 zum mate.style.lab