AN AMERICAN CRUISE
Kreuzfahrten gehören seit einiger Zeit zu den stärksten Wachstumssektoren der Tourismusindustrie. Längst ist aus dem Luxusurlaub der Oberschicht ein Massenprodukt geworden. Einer der traditionellsten Anbieter von Kreuzfahrten ist die amerikanische Kreuzfahrtgesellschaft Norwegian Cruise Line (NCL), die seit 1966 Urlaube auf dem Wasser veranstaltet. NCL steuert mit ihrer fast dreißig Schiffe großen Flotte Routen in der ganzen Welt an. Neben der Karibik, Asien und Skandinavien unter anderem auch im Mittelmeer. Eine ausgezeichnete Gelegenheit für Mate, sich die Amerikaner einmal anzuschauen.
Die Norwegian Epic – oder wie es in Kennerkreisen heißt: „die Epic“ – war bis 2015 das größte Schiff der Reederei. Mit seinen ca. 155.873 Tonnen, 330 Metern Länge und 41 Metern Breite sowie 19 Stockwerken bietet es bis zu 4.100 Passagieren und 1.753 Mann Besatzung Platz. Dieses reine Zahlenwerk wird plastisch sichtbar, wenn man sich dem Schiff via Transfer vom Flughafen Rom aus nähert. Man kann die Norwegian Epic guten Gewissens als Giganten der Meere bezeichnen. Geradezu unwirklich groß kommt sie einem vor, wenn man bei der Einschiffung am Pier vor dem mächtigen Schiff steht, das alles andere aus dem Sichtfeld herausdrückt.
Auf der Norwegian Epic gibt es von kompakten Innenkabinen über Studiokabinen für Alleinreisende sowie die klassische Außenkabine mit Balkon bis hin zu Suiten und Penthouses für jedes Budget und jede Gruppengröße ein entsprechendes Angebot. Das Schiff verfügt darüber hinaus in seinen öffentlichen Bereichen über alles, was man heutzutage von einem Kreuzfahrtschiff erwartet. Neben Fitnesscenter, Aqua Park, Whirlpools, Kletterwand, Bowlingbahnen, einer vielfältigen Auswahl an Bars und Lounges, Kid’s Center, Teen Disco, Nightclub, Theater, Casino, zwei Pools sowie einem Spa verfügt das Schiff über 21 verschiedene À-la-carte- und Buffetrestaurants, die 24 Stunden am Tag zum Essen und Trinken einladen. Ein Großteil des Angebots kann dabei schon im Voraus über das „PREMIUM ALL INCLUSIVE“-Paket abgedeckt werden.
Das vielfältige Angebot an Bord wird durch die Möglichkeit abgerundet, Landausflüge sowie Freizeitaktivitäten an Land vor der Reise oder auch spontan an Bord zu buchen.
Ohnehin ist man an Bord äußerst flexibel, was die Tagesplanung angeht. Die Zeiten von Smoking und Kapitänsdinner sind bei NCL lange gezählt. Der klassische Kreuzfahrtstil wurde zugunsten des „Freestyle Cruising“-Konzepts aufgegeben. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, dass man den Gästen eine eher ungezwungene individuelle und flexiblere Gestaltung ihres Tages und auch ihrer Mahlzeiten ermöglichen möchte. Daher: Jeder kann kommen und gehen wann und wie er will. Das Flair auf dem Schiff gleicht deshalb mehr dem einer Ferienanlage für jedermann als dem einer Luxusreise. Bestimmt wird das Bild hauptsächlich von Familien und Senioren, vereinzelt auch von jüngeren Paaren. An Bord befinden sich zudem viele amerikanische Gäste, denn wie eingangs erwähnt, ist NCL ein US-amerikanisches Unternehmen. So ist das ganze Schiff an die Bedürfnisse und ästhetischen Gewohnheiten des Durchschnittsamerikaners angepasst und erinnert immer wieder an einen Aufenthalt in Las Vegas, nicht zuletzt auch, weil abends in internationalen Gewässern der Casinobereich öffnet und zum Glücksspiel einlädt. Hier kann gegen harte Dollar die Reisekasse verzockt werden.
NCL bietet für seine deutschsprachigen Gäste eine deutsche Reisebetreuung an. Dennoch sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die Sprache auf dem Schiff vorrangig Englisch ist. Das gilt auch für Shows, Kinovorstellungen und Aushänge.
Ob amerikanische oder doch deutsche Reederei, ist sicherlich nicht zuletzt Geschmackssache. Allen gleich ist, dass sich mit der Entscheidung für eine Kreuzfahrt Komfort und Abwechslung perfekt kombinieren lassen. Gerade für die Erkundung größerer Gebiete ist ein Kreuzfahrtschiff daher bestens geeignet. Selbst wenn man nicht jeden Landausflug wahrnimmt, kann man abseits der Reisegruppen selbstständig an Land gehen und sich so sein ganz privates Programm gestalten. Und sowieso: Vom Meer aus hat man immer noch den schönsten Panoramablick auf das Festland. In unserem Fall auf die wunderschöne französische Riviera, vorbei an Pisa, Nizza, Cannes und Marseille bis Barcelona. Da genügt es auch manchmal, sich einfach nur treiben zu lassen. ///
Text: Philipp Müller