2 RÄDER, 1 REVOLUTION UND SO VIELE MODELLE
Noch bevor wir uns in Bus und Bahn dicht an dicht mit unserem Sitznachbarn Zeitung und wertvollen Platz auf der Bank teilen mussten, hat eine simple Erfindung unser Verständnis von Mobilität so nachhaltig verändert, wie sie auch unser Stadtbild prägen sollte.
Bereits mit dem Laufrad, der sogenannten Draisine, gab es erste Versuche, den Schritt vom Zweibeiner zu zwei Rädern zu machen. Spätestens aber in den 1860ern, mit der Erfindung des Kurbelantriebs, eroberte das Zweirad die Welt und die Schenkel von Millionen Menschen. Lange Zeit mussten die sich mit dem doch immer irgendwie gleichen Modell zufrieden geben, mittlerweile aber hat der tretfreudige Großstädter eine weitaus größere Palette an Fahrrädern in verschiedensten Formen und Farben zur Auswahl. Es gibt schnelle Räder, skurrile Räder – ja sogar „Bio“-Räder! –, es gibt Einzelstücke und Trendsetter. Wir haben sie ausfindig gemacht, die Schnellsten unter ihnen, die Skurrilsten, die Individuellsten und natürlich die Trendigsten.
DER NATURBURSCHE
Während sich andere Zweiradhersteller an fantastischen Materialien versuchen, die sonst in Raumfahrt und U-Booten zum Einsatz kommen, haben sich die Designer von BSG Bikes auf die Ursprünge des Fahrrads besonnen. Die Rahmen und Lenker der Räder der Wood.b-Kollektion sind komplett aus Holz. Frank Drais – Erfinder der Draisine – wäre stolz.
DER NOSTALGIKER
Wie hätte das erste Pedalrad wohl ausgesehen, hätten die Fahrradpioniere damals schon Zugriff auf heutige Technik und Materialien gehabt? Unter dem Motto „Rethinking Materials“ haben sich die Tüftler von DING3000 dieser Frage genähert. Das Ergebnis: ein Hochrad aus ultralanglebigen Lösungen der modernen Materialforschung. Das Concept1865 ist lediglich ein Prototyp, die Anwendung ungewöhnlicher Werkstoffe aber sicher ein erster Schritt in Richtung Fahrrad 2.0.
DIE NEUINTERPRETATION
Eigentlich ist Kenneth Cobonpue für seine Luxusgartenmöbel bekannt, versuchte sich aber erst kürzlich bereits an einem Concept Car. Der Schritt zum Fahrrad war da nicht mehr weit. Passt sowieso viel besser zu ihm. Das typische Cobonpue-Design, das an ein Korbgeflecht erinnert, wollte er auch für seine Neuinterpretation der Rikscha nicht sein lassen. Anders als beim traditionellen Fahrradtaxi befindet sich die Zugmaschine an der Seite. Eine iPhone-Dockingstation, Lautsprecher und eine Vorrichtung unter anderem für Kaffeebecher lassen die meisten Rikschas wohl auch vermissen.
DAS ZUM SELBERBAUEN
Fast acht Jahre hat es gedauert, bis es das Sandwichbike vom Zeichenbrett in die Produktion schaffen sollte. Schon 2006 kam Basten Leijh of Bleijh die Idee zu einem Fahrrad, das die Versandkosten senken und den Individualitätsfaktor steigern sollte. Zwei hölzerne Platten und der Ikea-Gedanke vom Selberbauen sollten beide Aspekte befriedigen. Mittlerweile ist der Fahrrad-Baukasten in vier verschiedenen Versionen über die Website der Niederländer zu bestellen.
DER HYBRIDE
Schon mit dem Onyx hat das Kreativteam der Peugeot Design Labs bewiesen, dass sie sehr wohl auch in zwei Rädern können. Das Peugeot Hybrid Bike eDL122 ist weniger schnittig, aber durchaus noch ein Hingucker und vor allem sooo praktisch. Der Elektromotor, integriert in das Vorderrad, unterstützt den Fahrer in Momenten der Ermüdung. Der Akku im Rahmen kann direkt am Fahrrad geladen werden oder nach Entnahme auch bequem in der Wohnung Strom tanken. Laptoptasche oder Sportbeutel lassen sich ebenfalls im Rahmen transportiert. Mehr davon, s’il vous plaît.
DER INDIVIDUALIST
Rahmen lassen sich lackieren, Sattel mit ulkigen Überziehern „verschönern“, und Reifen gibt es lange auch schon in Farbe. Individueller als das Rad den eigenen Namen zu geben? Geht nicht. Die personalisierten Räder des Schweizers Juri Zaech existieren zwar bislang nur in digitaler Form, laut dem Künstler soll es aber irgendwann echte Namen auf Rädern geben.
DER SCHÖNLING
Das Metropolitan Bike von rizoma hat keine Ladevorrichtung für das iPhone, es kann nicht mehr als eine Person transportieren und lässt sich auch nicht zusammenfalten. Es leuchtet nicht im Dunkeln und überrascht auch nicht mit ungewöhnlichen Materialien. Es sieht einfach nur schön aus – und manchmal reicht das ja schon. /// www.rizoma.com
Text: Felix Just
Schlagworte: Bike, Design, Feature, Peugeot