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WEGE ZUR EKSTASE
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8. September 2016

WEGE ZUR EKSTASE

Der leichteste Weg zur Glückseligkeit führt über kleine bunte Pillen. Aber aus welchem Blickwinkel auch immer aus betrachtet: Synthetisches Glück ist und bleibt Wonne aus der Retorte. Wir stellen an dieser Stelle andere Wege vor.

 

FLOW

„Ekstase“ und „Büro“ haben auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun. Trotzdem zeigt sich, dass die Arbeit der perfekte Ort ist, um sein Innerstes in ganz neue Sphären zu katapultieren. Die ungarisch-amerikanische Psychologin Mihaly Csikszentmihalyi, Professorin an der Chicago University, hat den Begriff „Flow“ geprägt: ein Zustand, in dem man sich voll und ganz dem hingibt, was man gerade tut – ein Zustand, in dem man das Gefühl für die Zeit völlig verliert – ein Zustand in positiver Erregung und Wachsamkeit. Oder anders formuliert: Man meint, man könne die ganze Welt erobern. „Flow“ ist, wissenschaftlich betrachtet, das geistige Äquivalent zum Orgasmus. Er ist (fast) genauso gut und eine ebenso ergiebige Energiequelle. Voraussetzungen, den „Flow“ tatsächlich zu erleben, sind ein klar definiertes Problem, ein persönliches Ziel und die entsprechenden Fähigkeiten, um der Aufgabe auch gerecht werden zu können.

 

SNYCHRON GESCHALTETE HIRNWELLEN

Empfänglich für Depression, ADHS oder Angststörung? Das Gehirn kann tatsächlich lernen, neue Muster seiner Gehirnwellen zu entwickeln! Eine Besserung setzt nahezu unmittelbar ein. In neurologischen Kliniken werden dafür dem Patienten Elektroden an den Kopf geheftet und anschließend seine Gehirnströme gemessen. Die ermittelten Werte werden sodann mit denen gesunder Testpersonen verglichen. Um die atypischen Wellen anzupassen, wird das Hirn einem regelrechten Training unterzogen, das vor allem über Musik funktioniert. Auf i-doser.com können Hirnwellen-CDs erstanden werden, die es möglich machen, die eigenen Hirnströme zu synchronisieren, während man ganz gemütlich im Sessel, im Bett oder in der Badewanne liegt. Das Verfahren wirkt durch binaurale Bässe, also Bässe, die der Stereo-Wiedergabe gleichkommen, den räumlichen Höreindruck aber noch
verstärken. Sie senden konsequent Signale, die im Gehirn unterschiedlichste Reaktionen hervorrufen. Laut der Website kann die Stimmung aufgehellt sowie Euphorie oder auch Halluzinationen hervorgerufen werden.

 

FLOAT TANK

Der Weg zur völligen Glückseligkeit führt auch über Entspannung. All die Hektik und der Stress im Alltag machen es allerdings mehr als schwer, wirkliche Entspannung zu erfahren. Eine Möglichkeit ist es, eine Weile in einem sogenannten Floating-Tank zu verbringen. In diesen Tanks schwebt man förmlich über das beheizte und stark mit Salz versetzte Wasser. Untergehen kann man nicht. Die Schwerkraft macht sich davon und Floating-Begeisterte sprechen von totaler physischer und mentaler Entspannung. Man hat herausgefunden, dass das Gehirn während des Floatings Theta-Wellen aussendet, die normalerweise während der REM-Schlafphase oder während tiefster Meditation auftauchen. Diese Hirnwellen werden in Zusammenhang gebracht mit Kreativität, Inspiration und Träumen.

 

BUNGEE-JUMPING

Anfänger fühlen sich beim Bungee-Jumping eher so, als würden sie gen Himmel fliegen, als dass sie auf die Erde zurasen. Die beiden deutschen Psychologen Henning und Laschefski haben herausgefunden, dass Bungee-Anfänger auch nach dem Sprung noch etwa dreißig Minuten in einem Zustand totaler Euphorie verbringen. Sich selbst an ein elastisches Band zu binden und von einem Abgrund zu springen, ruft hervor, was auch als Eustress, also positiver Stress, bekannt ist. Eustress verdoppelt den Anteil an Beta- Endorphinen im Körper, was sich verdammt gut anfühlt, denn Beta-Endorphine haben denselben schmerzlindernden und stimmungsaufhellenden Effekt wie Morphine. Leider ist nicht jeder Sprung auch ein garantiert euphorisches Erlebnis: Bei erfahrenen Springern sinkt der Beta-Endorphin- Spiegel schon nach kurzer Zeit.

 

MEDITATION

Meditation ist im Grunde nichts anderes als mentales Stretching: sich völlig zu entspannen und zu lernen, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Außerdem verbessert Meditation bestimmte Hirnfunktionen, wie der Neurowissenschaftler Richard Davidson von der Wisconsin University herausfand. Laut Richardson ließe sich das Gehirn durch mentales Training regelrecht bearbeiten. In der Meditation lassen sich Schmerzkontrolle erlernen, ein intensiveres Erleben von Gefühlen (wie Glück) und selbst die Aufmerksamkeit können geschult werden. Dass Yoga hilft, Stress zu verringern und aus uns glücklichere Menschen macht, ist schon toll, aber wahre Ekstase erfahren die, die in der Lage sind, sich in einen Zustand zu versetzen, der Samadhi genannt wird. Im Samadhi ist der Verstand vollkommen von der Umgebung losgelöst und das Bewusstsein wird nicht länger vom Denken behindert. Anfänger sollten allerdings nicht darauf zählen, denn Samadhi ist der höchste Level, der in der Meditation erreicht werden kann. ///

 

Text: Nicole Gommers

8. September 2016 Body m #29 zum mate.style.lab