TIGHA – SO GEHT LEDER!
Gerade zehn Jahre jung, und schon hat sich das von Asem Chaudhary gegründete Label tigha fest in der deutschen und internationalen Modeszene etabliert. Als Experte für den zeitgenössischen Einsatz von Leder hat tigha heute auch viele prominente Fans. – Aber was ist eigentlich so toll am Material?
ASEM, DU HAST TIGHA 2009 GEGRÜNDET, NACHDEM DU ENTSCHIEDEN HATTEST, ES SEI AN DER ZEIT, ETWAS EIGENES ZU SCHAFFEN. WIE GEHT ES EUCH?
Sehr gut, alles sehr dynamisch – die Firma wächst gesund stetig und es ist sogar schon vorgekommen, dass ich von einer Geschäftsreise zurückkam und von neuen Mitarbeitern begrüßt wurde, aus Abteilungen, die es vor meiner Abreise noch gar nicht gab.
WIE KOMMT MAN DENN DARAUF, EIN MODELABEL ZU GRÜNDEN? EIGENTLICH SOLLTEST DU DOCH DIE GESCHÄFTSFÜHRUNG EINES ANDEREN UNTERNEHMEN ÜBERNEHMEN, KURZ BEVOR DU DICH SELBSTSTÄNDIG GEMACHT HAST?
In einem meiner ersten Ordertermine als Einkäufer bei Dressforless sah ich eine Wahnsinns-Bikerlederjacke, die für mich damals unbezahlbar war. Das Thema hat mich nicht mehr losgelassen und ich habe mir unglaublich viele Gedanken gemacht, wo ich einen vergleichbaren Style zu bezahlbaren Preisen herbekomme. Ich habe mich dann dazu entschlossen, selbst ein Label zu gründen – das war der Beginn von tigha.
MUSS MAN VIELLEICHT AUCH EIN WENIG VERRÜCKT SEIN, SEINE EIGENE MARKE ZU GRÜNDEN?
Ich liebe Herausforderungen. Wenn man sein eigener Chef ist, muss man sich permanent beweisen, es geht viel über Bauchgefühl, man darf das Risiko nicht scheuen und nicht nur die Probleme sehen. Wenn man ein eigenes Label erschafft, ist das Erfolgsgefühl umso größer, weil man weiß, wie viel Arbeit dahintersteckt. Wichtig ist, das Ziel klar im Blick zu haben und beharrlich zu bleiben. Ich lebe meinen Traum, darum ist tigha nicht nur meine Arbeit, sondern mein Leben.
DU HAST ES EBEN SCHON ERWÄHNT: ZUGPFERD DEINES UNTERNEHMENS UND EURER KOLLEKTIONEN IST IMMER DIE LEDERJACKE. WAS IST SO TOLL AM MATERIAL LEDER?
Leder ist ein spannender Werksstoff – keine Haut ist gleich. Es bietet viel Spielraum für Verarbeitungen, hat extrem gute Trageeigenschaften und gibt dem Look immer automatisch eine lässige Note. Mittlerweile ist das Angebot zwar gewachsen, aber als ich damals tigha geschaffen habe, war die Nische der bezahlbaren Premium-Lederjacken noch ziemlich unbesetzt.
EURE JACKEN SIND SO BESONDERS, WEIL SIE DER NORM ENTSAGEN – PARKA AUS LEDER, LEDERJACKEN MIT STEHKRAGEN, ASYMMETRISCHE JACKEN, JACKEN IN BONBONFARBEN – FINDEST DU, DASS VIELE DESIGNER ZU SEHR IN BOXEN DENKEN? NICHT MUTIG GENUG SIND?
Bei vielen Brands ist Leder immer noch reines Beiwerk, eine einfache Jacke aus Leder, um das Sortiment abzurunden. Bei uns dagegen steht es im Zentrum der Kollektion, ist Schwerpunkt, Highlight, Markenidentität. Leder ist unsere Kernkompetenz und wir haben uns im Laufe der Zeit nicht nur einen Namen gemacht, sondern auch gemeinsam mit unseren Lieferanten kontinuierlich an der Entwicklung gearbeitet, sodass wir unseren Vorsprung nicht nur geschmacklich ausleben können, sondern auch stark in der Umsetzung und Verarbeitungsqualität sind.
FÜR DIE KOMMENDE HERBST- UND WINTERSAISON HAT SICH VOR ALLEM FUNKTIONALE MODE ANGEKÜNDIGT UND MATERIALKOMBINATIONEN WIE STRICK UND LEDER ODER MESH UND BAUMWOLLE. WAS IST TIGHAS WICHTIGSTER TREND FÜR DEN WINTER 2016?
„Funktional“ klingt sehr technisch. Unsere Produkte sind Mode, Trend- und Liebhaberstücke – sehr emotional! In unserer Entwicklung sind wir mittlerweile zwar beim Vollsortiment angelangt, das heißt: Wir bieten für Damen und Herren alle Produktkategorien an, von der Lederjacke über Denim, Jersey, Sweat, Tailoring, Strick, Outerwear bis hin zu den Accessoires. Aber alles, was wir machen, trägt die unverwechselbare tigha-Handschrift, und somit sind auch Basics bei uns immer kleine Highlights. In diesem Winter setzen wir vor allem auf aufregende „Cutting Edge“-Modelle für einen gewohnt roughen Look. Camouflage Prints, die in allen Produktgruppen interpretiert werden, sind ein weiterer, wichtiger Trend für Herbst/Winter 2016 in der tigha-Kollektion.
DER GROSSTEIL EURER PRODUKTE WIRD IN DEINER HEIMAT PAKISTAN HERGESTELLT. NOCH VOR WENIGEN JAHREN ASSOZIIERTE DER KONSUMENT DIE TEXTILPRODUKTION IM ASIATISCHEN RAUM MIT SCHLECHTEN ARBEITSBEDINGUNGEN FÜR DIE HÄUFIG SEHR JUNGEN ARBEITERINNEN. STIMMT DAS HEUTE NOCH?
Der Produktionsstandort Fernost ist im Wandel. Aufgrund ethischer und gesellschaftlicher Standards, verstärkter Kontrollen und auch der regionalen wirtschaftlichen Entwicklung stehen die dortigen Arbeitsbedingungen immer mehr im Fokus und werden besser. Nichtsdestoweniger stärken wir bei tigha den Anteil der Europa-Produktion und arbeiten in Pakistan mit vertrauenswürdigen Manufakturen zusammen, die unsere Produkte nicht am Fließband, sondern als komplette Teile an einem Arbeitsplatz realisieren. Für mehr Transparenz haben wir außerdem ein Team an eigenen Mitarbeitern vor Ort in Pakistan, die regelmäßig Kontrollen in den Produktionsstätten durchführen und die Einhaltung unserer Standards gewährleisten. /// www.tigha.com
Interview: Felix Just
Schlagworte: Fashion, Interview, TIGHA