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PROUT AT WORK
Culture
28. Juni 2022

PROUT AT WORK

Wieso sind queere Vorbilder gerade in der Wirtschaft und Arbeitswelt so wichtig? Was ist der Unterschied zwischen Pinkwashing und echter LGBT*IQ-Arbeit im Unternehmen? Und warum ist gendergerechte Sprache kein Quatsch? Albert Kehrer von der PROUT AT WORK-Stiftung klärt auf.

ALBERT, FÜR ALLE, DIE DIE PROUT AT WORK-STIFTUNG NOCH NICHT KENNEN: KANNST DU BITTE KURZ ERKLÄREN, SEIT WANN ES EUCH GIBT UND WAS DIE ZIELE VON PROUT AT WORK SIND?

PROUT AT WORK ist eine Stiftung, die sich für die Chancengleichheit von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*, Intersexuellen und queeren Menschen am Arbeitsplatz einsetzt. Uns gibt es als Stiftung seit 2013, wir haben aber schon seit 2005 in dem Thema gearbeitet. Wir versuchen LGBT*IQ-Mitarbeiter_innen-Netzwerke zu stützen und ihnen dabei zu helfen, eine Wirkkraft zu entfalten.

 

WAS IST DEINE AUFGABE UND WIE BIST DU ZUR STIFTUNG GEKOMMEN?

Ich bin einer der Mitbegründer von PROUT AT WORK. Jean-Luc Vey von der Deutschen Bank und ich haben die Stiftung zusammen mit acht Unternehmen gegründet. Jean-Luc und ich sind auch im Vorstand.

 

JEDES JAHR VERÖFFENTLICHT IHR EURE PROUT PERFORMER-LISTE, DIE PERSÖNLICHKEITEN AUS DER WIRTSCHAFT EHRT, DIE SICH IN BESONDEREM MASSE UM DIE BELANGE DER COMMUNITY VERDIENT GEMACHT HABEN. WARUM SIND VORBILDER GERADE IN DER WIRTSCHAFT SO WICHTIG FÜR QUEERE MENSCHEN?

Vorbilder sind wichtig, weil immer noch dreißig bis fünfzig Prozent der LGBT*IQ-Menschen am Arbeitsplatz nicht geoutet sind. Das heißt, sie trauen sich nicht, offen mit dem Thema umzugehen. Deshalb brauchen wir Role Models, mit denen wir zeigen können: Du kannst Karriere machen, auch wenn du schwul, lesbisch, bisexuell, trans*, intersexuell oder queer bist.

 

JEDES JAHR VERGIBT DIE PROUT AT WORK-STIFTUNG AUSSERDEM DIE LGBT*IQ AWARDS AN UNTERNEHMEN, DIE SCHON ALLES RICHTIG BZW. AM ALLERBESTEN MACHEN. IN WELCHEN KATEGORIEN WIRD DER PREIS VERLIEHEN?

Wir zeichnen tatsächlich nicht die Unternehmen aus, sondern deren LGBT*IQ-Mitarbeiter_innen-Netzwerke. Wir haben drei Kategorien: Eine ist der „Rising Star“ für ein junges Netzwerk, das aber einen genial guten Start hatte. Eine andere Kategorie ist die „Big Impact Initiative“, bei der es um Ideen geht, die viel Sichtbarkeit oder viel Veränderung im Unternehmen erreicht haben. Und die dritte Kategorie ist der „Global Leader Network“-Award für Netzwerke, die weltweit gut aufgestellt sind und somit versuchen, international eine Veränderung hervorzurufen. Auch in Ländern, wo die LGBT*IQ-Rechte nicht so privilegiert sind wie bei uns.

 

IMMER ZUR CSD SAISON WIRD DAS THEMA PINKWASHING REGE DISKUTIERT – INNERHALB DER COMMUNITY, ABER AUCH IN DEN MAINSTREAM-MEDIEN. WAS BEDEUTET ES, WENN UNTERNEHMEN PINKWASHING BETREIBEN, UND WIE KÖNNEN SIE ES IN ZUKUNFT BESSER MACHEN?

Pinkwashing ist es dann, wenn Unternehmen mit dem Thema nur einmal im Jahr sichtbar werden und dann womöglich noch mit einem Produkt, das sie an die LGBT*IQ-Community verkaufen wollen. Im Gegenzug machen sie intern überhaupt nix, kein Netzwerk, keine Diversity-Schulungen. Und wenn sie sonst das ganze Jahr über schweigen, dann ist das Pinkwashing. Was können sie machen? Sie müssen sich ganzjährig mit dem Thema beschäftigen. Es geht dabei nicht darum, groß die Regenbogenflagge nach außen zu zeigen. Es geht mehr darum, dass alle Mitarbeiter Chancengleichheit haben, egal welcher Couleur, egal welcher sexuellen Orientierung.

 

WIESO IST GENDERGERECHTE SPRACHE WICHTIG? VIELE MENSCHEN HALTEN DAS GENDERN JA FÜR QUATSCH.

Was nicht ausgesprochen wird, wird nicht mitgedacht. Es gibt auch ganz viele Studien zum Thema „Unconscious Bias“ (unbewusstes Vorverurteilen, Anm. d. Red.). Wenn wir nur im generischen Maskulin sprechen, dann denkt unser Gehirn einfach nicht auch an die Frauen. Aus diesem Grund bin ich davon überzeugt, dass es wahnsinnig viel Sinn macht, sich zu überlegen, wie wir gendersensibel kommunizieren können. Das kann erst mal etwas holprig sein, aber je mehr wir uns damit beschäftigen, desto leichter geht es uns irgendwann von der Hand. /// www.proutatwork.de

 

Interview: Felix Just