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PIEMONT & DIE BORGHI
Travel
30. April 2019

PIEMONT & DIE BORGHI

Nein, nein, bei den Borghi handelt es sich nicht um eine neue Sonntagabendserie auf HBO und es geht nicht um schnöde Nudeln, auch wenn diese hier genauso und auf ganz traditionelle Weise hergestellt werden. Die Borghi sind die Diamanten der italienischen Urlaubsregionen: kleine Dörfer und Ortschaften, die im Mittelalter und in der Renaissance entstanden sind. Zumeist wurden die Häuser der einfachen Leute dabei um ein Schloss oder das Haus einer Adelsfamilie herum angeordnet. Viele der Borghi wurden zudem mit einer Mauer geschützt.

Neive beispielsweise ist ein gut erhaltenes Örtchen mit gerade einmal 3.000 Einwohnern. Wie eine Schlange winden sich die alten Gebäude einen Hügel hinauf und enden auf der Piazza Italia, die die pittoreske Szenerie überschaut. Alba, dessen Trüffel bereits Erwähnung gefunden haben, ist ein anderes Borgo in Langhe-Roero respektive Piemont, und der Duft des begehrten Pilzes verführt an allen Ecken der Stadt. Überhaupt lässt es sich in Alba wunderbar schlemmen. Weitere Borghi in und um Langhe-Roero sind Asti und Mombaldone. Routenplaner, Aktivitäten und eine Liste der Borghi in Piemont und ganz Italien findet man unter den Webadressen www.borghipiubelliditalia.it und www.bitn.it.

Heute gibt es circa 1.000 dieser Dörfer in ganz Italien. Zu diesen zählen neben Neive und Alba unter anderem auch Atrani mit seinem einmaligen Boulevard an der Küste, der zu Spritztouren gen Sonnenuntergang einlädt oder Vernazza, das mit seinen bunten Häusern und einem wunderschönen Strand in der Bucht auch zu den fünf Dörfern der Cinque Terre gehört.

PIEMONT

Der Großteil der Deutschen assoziiert die Region Piemont wohl mit der berühmten „Piemont-Kirsche“ des Schokoladenriesen Ferrero. Allerdings gibt es eine solche Kirsche gar nicht. Ferrero kauft seine Kirschen überall, nur nicht hier im Norden Italiens. Dennoch kann sehr wohl von pralinenartiger Qualität gesprochen werden, wenn es um dieses ganz besondere Fleckchen Erde geht, denn so richtig erschließt sich die Schönheit erst, wenn man die größte Stadt Piemonts, Turin, hinter sich lässt und genussvoll hineinbeißt, in das Hinterland.

Genuss wird in Langhe-Roero (www.langheroero.it) großgeschrieben. Das Gebiet südlich von Turin ist bekannt für den weißen Alba-Trüffel, und einen Lebensstil, wie man ihn eigentlich sonst eben nur aus den Werbespots italienischer Nudelhersteller kennt. Zu eben diesem Lebensstil gehört auch ein gutes Glas Wein. Auch davon gibt es in Langhe-Roero zu Genüge. Mit Orten wie Barbaresco und Barolo gehört die Region zu einem der bekanntesten Weinanbaugebiete Italiens und ist zu großen Teilen außerdem UNESCO-Weltkerbe. Als ehemalige Militärbasis der Römer angelegt, hat sich Turin bis heute seine schachbrettmusterartige Straßenanordnung bewahrt. In und um Turin gibt es vielerlei Schlösser und Kirchen zu besichtigen, die zum Teil aufwendig restauriert wurden. Da wären zuallererst die Residenzen der Familie Savoyen zu nennen, die in Turin und ganz Piemont zu finden sind – allen voran der Königspalast von Venaria Reale, der heute zum Weltkulturerbe gehört. Zu den Highlights zählen sicherlich auch die Maria-Hilf-Basilika, der Turiner Dom, die Superga auf dem gleichnamigen Hügel im Osten der Stadt und die Mole Antonelliana, die als Wahrzeichen Turins gilt. Mit über 6.00 Exponaten ist das Museo Egizio eines der umfangreichsten Museen ägyptischer Antike weltweit. Moderner geht es im Lingotto-Viertel zu, in dem sich unter anderem die Pinakothek Giovanni e Marella Agnelli befindet. Wem nach all diesen Sehenswürdigkeiten der Sinn nach etwas Ruhe und leiblichem Genuss steht, findet in einem der berühmten Turiner Kaffeehäuser bestimmt einen Moment ungestörter Ruhe.

 

Das Nacht- und Szeneleben beschränkt sich vor allem auf kleine Bars und Cafés. Ein reiner Schwulenklub existiert nicht länger, allerdings finden regelmäßig schwule Veranstaltungen in Klubs wie dem La Gare oder im Tunnel Club statt. Das Shoppingerlebnis in Turin ist dafür umso ausladender: Die Einkaufsmeilen in der Innenstadt bringen jede Kreditkarte zum Glühen. /// www.piemonteitalia.eu

 

Text: Felix Just