In der an Innovationen nicht armen Kreuzfahrtindustrie war die letzte Dekade geprägt von dem Bestreben, mit immer größeren Schiffen nicht nur schwimmende Hotels, sondern schwimmende Freizeitparks zu schaffen. Norwegian Cruise Lines beschreitet mit der Einführung der Prima-Klasse eine bewusste Abkehr von der Maximierung der Gästezahlen und bringt dabei das Kunststück fertig, trotzdem neue Maßstäbe zu setzen.

Die Norwegian Prima ist das erste von sechs neuen Schiffen von Norwegian Cruise Line seit fast zehn Jahren. Sie ist mit dem größten Außendeck und den großzügigsten Unterkünften aller Neubauten das geräumigste neue Kreuzfahrtschiff der Branche. Die vom italienischen Schiffbauer Fincantieri gebaute Norwegian Prima ist 294 Meter lang, hat 143.535 Bruttoregistertonnen und bietet Platz für 3.100 Gäste bei Doppelbelegung. Das Schiff verfügt über 20 Decks mit fast 1.600 Kabinen, 18 Restaurants sowie 17 Bars und Lounges. Die Norwegian Prima bietet mit dem Ocean Boulevard, der Indulge Food Hall, dem Concourse, dem Infinity Beach, dem Oceanwalk und dem Penrose Atrium neue Erlebnisräume. Dazu zählen auch zahlreiche Innovationen, die erstmals auf See zu finden sind, darunter ein Theater-Nachtklub, eine dreistöckige Rennstrecke sowie die schnellsten Rutschen auf See.

Den überwältigendsten Eindruck hinterlässt die neue Norwegian Prima mit ihrem Design schon beim Betreten des hohen Atriums. Helle Farben und eine elegante moderne Möblierung fügen sich in einen asymmetrischen Raum, der aus jeder Perspektive neue visuelle Überraschungen liefert. Es gelingt kaum, das Ensemble komplett zu erfassen, weshalb man sich gar nicht sattsehen kann an diesem Wunderwerk, das bewusst darauf verzichtet, mit Läden oder gastronomischen Angeboten überfrachtet zu werden. Seine primäre Funktion scheint zu sein, sich einfach an ihm zu erfreuen.

Dieser kompromisslose Anspruch an das beste Design setzt sich auch in den Restaurants fort. Jedes dieser verschiedenen kulinarischen Varianten gewidmeten Spezialitätenangebote hat eine einzigartige Handschrift, die man eher auf einem Boutique-Schiff vermuten würde und die selbst an Land kaum zu finden ist

Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, wurde das Heck mit einem Indoor/Outdoor-Foodcourt ausgestattet, bei dem elf verschiedene, individuell gestaltete gastronomische Stationen einen Streetfood-Charakter schaffen, der mit den trendigsten Foodmarkets in internationalen Metropolen mithalten kann. Wer die seriellen Abläufe einer Bordgastronomie kennt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, wie hier die Zubereitung aus der Unsichtbarkeit versteckter Küchen durch Live-Zubereitung zu einem Erlebnis wird. Einfache Frühstückskomponenten wie Rührei mit Kartoffeln werden neu interpretiert, indem eine „Con Carne“-Soße hinzugefügt wird und das Ganze mit gegartem Gemüse seine Abrundung findet. Serviert wird in einer Schale, die anmutet wie Steingut, aber tatsächlich aus Hartplastik besteht. Den Höhepunkt findet diese Innovation in einem beeindruckenden Outdoor-Bereich, als Heckumlauf des untersten Decks, der an Auswahl und Abwechslung kleiner Lounges seinesgleichen sucht.

Ein gewagtes Experiment gehen die Designer mit der Aufgabe eines Hauptpools ein. Seit Ewigkeiten und insbesondere seit der Zeit der Megaliner war eine zentrale Pool-Landschaft, oftmals mit einem zweigeschossigen Umlauf, das Herzstück des Tagesprogramms an Bord. Dementsprechend trubelig ging es dabei natürlich samt Kinderplanschbecken zu. Auf der Norwegian Prima wird auch der Haupt-Pool der Lounge-Idee untergeordnet, indem gleich an mehreren Orten kleinere Einheiten, u. a. im Infinity-Stil wie im Vibe Club, geschaffen werden. Die Kinder bekommen dabei ein eigenes Aqua-Land, wo ihre Bedürfnisse nicht mit dem Entspannungswunsch anderer Reisender kollidiert. Man darf sehr gespannt sein, ob dieses Konzept so aufgeht.

Für Entertainment aller Altersstufen ist ansonsten mit Rutschen oder einer Gokartbahn gesorgt. Dazu gehört auch ein digital ausgerichteter Game-Bereich, der mit modernster elektronischer Unterhaltung aufwartet. Abgerundet wird dies durch ein Hightech-Theater, das sich in einen beeindruckenden Klub umwandeln lässt. Das große Spa – natürlich mit Lounge-Charakter – wird um ein Fitnesscenter mit hohem Anteil an Cardiogeräten ergänzt.

Ein weiterer Höhepunkt ist sicherlich die sich über die ganze Schiffsbreite des Bugs erstreckende Observation Lounge. Dem Gesamtkonzept folgend ist sie fantasievoll in Lounge-Areale unterteilt. Sehr innovativ ist hier ein kleines Frühstücksangebot für „Early Birds“ und die Bar für den Sundowner.

Mit der Prima Klasse hat Norwegian Cruise Line einen schwer zu schlagenden neuen Standard gesetzt, der die gesamte Bandbreite des modernen Entertainments abdeckt und trotzdem für den anspruchsvollen Designliebhaber eine wahre Freude ist. Familien kommen ebenso auf ihre Kosten wie Gourmets, die sich in den Spezialitätenrestaurants einer ausnehmend guten Küche erfreuen können. Selten lässt sich so uneingeschränkt feststellen, dass kein Wunsch offenbleibt. ///