NERVÖS?
Cheex ist eine Plattform und Community, die Sex, Erotik und sexuelle Bildung auf eine besonders inklusive und diverse Art und Weise ihren Usern näher bringen möchte. In Kooperation mit der sex-positiven Website sind eine Handvoll Artikel entstanden, die wir dir in den kommenden Ausgaben vorstellen wollen. Los geht es mit einem Feature über Performance-Angst.
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Ob Mann, Frau, oder nicht-binär: Leistungsdruck beim Sex betrifft alle. Selbst professionelle Pornodarsteller*innen und andere Sexarbeiter*innen leiden darunter. Doch warum spüren wir diesen Druck, abzuliefern?
Warum es wichtig ist, über Performanceangst zu sprechen
Wir sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, die nicht offen über Sex spricht: vor allem nicht über die Unsicherheiten dabei. Insbesondere für Menschen mit Penis ist das ein großes Tabu, sie müssen immer steinhart und bereit sein. Doch sexuellen Leistungsdruck zu normalisieren, ist ein wichtiger Schritt, um ihn zu überwinden. Deshalb haben wir mit einigen Kolleg*innen aus der Pornoindustrie gesprochen – Hier kommen unsere Tipps. Aber zunächst starten wir mit den Mythen, die zu Performancedruck führen.
Mythos 1: Du brauchst unbedingt eine Erektion
Eine Erektion ist nicht wichtig, um jemanden zu befriedigen oder die eigene Lust auszudrücken. Unser Körper ist ein Vergnügungspark mit unglaublich vielen Fahrgeschäften, und Erregung findet nicht nur in den Genitalien statt. Als Pornodarsteller*in bin ich sogar zum Entschluss gekommen, dass es mir umso leichter fällt, hart zu werden, wenn ich mich auf meine sinnlichen Empfindungen abseits vom Penis konzentriere – zum Beispiel auf Gerüche und Geräusche. Lass den Gedanken los, dass Penetration die einzige Art von Sex ist: Vermutlich ist dieser Gedanke ohnehin durch unsere heteronormative Sexualerziehung entstanden.
Mythos 2: Die Qualität hängt von der Dauer ab
Egal, ob vorzeitige Ejakulation oder Schwierigkeiten, zum Höhepunkt zu kommen: hinter beiden Symptomen steht Druck. Das spielt auch in meinem Job eine große Rolle. Doch was kann man dagegen tun? Erst einmal sollte man herausfinden, ob das Problem medizinischer Natur ist. Das kann mit einer Vielzahl von Krankheiten oder körperlicher Gegebenheiten zusammenhängen – es kann aber auch mental und stressbedingt sein. Egal, woher es kommt: Es ist wichtig zu verstehen, dass viele Menschen mit Penis deine Sorgen teilen. Lass den Orgasmus und den Zeitdruck einmal außen vor und stelle dir ein neues Ziel: präsent zu sein und dich in den Moment hineinzufühlen.
Mythos 3: Während des Sex um Erlaubnis zu fragen, ist ein Turn-off
Ganz und gar nicht: Kommunikation mit deinen Sexualpartner*innen ist ein Muss – und noch dazu unfassbar heiß! Klar kann es schwierig sein, nach Konsens zu fragen, aber am Ende profitieren alle Beteiligten. Doch warum sprechen wir nicht? Bei mir war es die Angst davor, zurückgewiesen zu werden. Und ein Nein kann auch wehtun: Aber sexuelle Erkundung erfordert ein hohes Maß an Vertrauen, das man nur so aufbauen kann. Denn unsere Sexualität ist nicht instinktiv, wir müssen sie kennenlernen. Wenn ihr einander fragt, was ihr mögt, wird euer gegenseitiges Vertrauen wachsen – und eure Unsicherheiten kleiner werden.
Möglichkeiten, wie du Performancedruck ablegen kannst
Nachdem wir nun mit den Mythen aufgeräumt haben, die zur Performanceangst führen: Was hilft dagegen?
Tipp 1: Finde Safe Spaces und Partner*innen, bei denen du dich wohlfühlst. Intimität und Kommunikation sind wichtige Tools, um dich sexuell zu befreien. Denn genau darum geht es hier: Vorstellungen abzulegen und authentische Intimität zu erleben. Das geht am besten mit Menschen, denen zu vertraust.
Tipp 2: Engagiere eine*n Sexarbeiter*in. Sexarbeiter*innen sind nicht nur dazu da, um schnell Lust zu erleben. Ich bin überzeugt, dass gute Profis dir helfen können, Traumata zu überwinden und Kommunikation zu üben: Sie verurteilen dich nicht, haben schon alles gesehen und können dir so helfen, deine Herausforderungen zu überwinden.
Tipp 3: Probiere Pleasure Mapping aus. Keiner weiß von Natur aus, was geil ist: Wir müssen es für uns herausfinden. Pleasure Mapping ist eine Technik, die dir dabei hilft, den eigenen Körper zu erforschen und zu verstehen. Dabei lernst du auch etwas über Anatomie: Wir verstehen die verschiedenen Funktionen unseres Körpers und wie empfindlich er auf Reize reagiert. Das hilft natürlich auch dabei, dem Sexpartner*in Lust zu geben. Pleasure Mapping gibt es als Selbsterfahrung, z. B. in Tutorials, oder angeleitet mit Bodyworkern.
Tipp 4: Bleib verspielt. Ich wollte für diesen Text über den Tellerrand schauen und hab auch eine Person mit Vulva nach ihrer Meinung gefragt. Meine Freundin Malou Sauvage ist eine professionelle Sexarbeiterin und Bodyworkerin: „Bleib spielerisch. Geh in dein Erlebnis mit dem einfachen Ziel, herauszufinden, was dich und deine*n Sexualpartner*in in diesem Moment anmacht. Lass Ziele oder feste Vorstellungen zu Hause. Je mehr du bereit bist, dich auf die Begegnung einzulassen, desto einfacher wird es für dich sein, Lust zu erleben und deinen Körper bis zur Ekstase zu genießen.“
Tipp 5: Sei sanft zu dir. Eine weitere wertvolle Meinung zu diesem Thema kommt von Bishop Black. Bishop ist nicht-binäre*r Darsteller*in im Adult Entertainment Bereich, sowohl in Pornos als auch auf der Bühne. „Eine Sache, die ich gerne mache, ist meinen Partner*innen dabei zuzusehen, wie sie sich selbst befriedigen: Zum einen kann ich mir eine Pause gönnen, zum anderen kann ich lernen, welche Dinge sie anmachen, wenn dey mit sich selbst spielen. Es lenkt den Fokus nach außen und nimmt den Druck weg. Außerdem hilft es, es langsam anzugehen: Massagen oder Breast Play sind großartige Tools. Oder einfach nur Körperkontakt, Umarmungen oder Küsse.”
Zum Schluss fügt Bishop hinzu, und das ist vielleicht mein Lieblingstipp:
“Sex ist keine Checkliste und auch nichts, was man beherrschen muss. Wir alle reagieren unterschiedlich auf innere und äußere Reize. Es ist okay, eine Pause zu machen. Es ist in Ordnung, Wasser zu trinken. Es ist in Ordnung, einfach nur zu entspannen und ein bisschen zu reden. An manchen Tagen laufen die Dinge nicht so, wie wir wollen. Und auch das ist okay.“
Mit dem Code: maenner kannst du Cheex 7 Tage kostenlos testen, danach 9,90 Euro pro Monat (jährliche Abrechnung von 118,80 Euro). Es erfolgt keine Abbuchung in der Testphase und es kann während der Probezeit gekündigt werden ohne anfallende Kosten. Das Angebot ist nur gültig für die Jahresmitgliedschaft.
Text: Noir SO
Schlagworte: Body, Health, Sex