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MATE – EIN PLÄDOYER
FÜR MEHR MÜßIGGANG
Culture
21. November 2016

MATE – EIN PLÄDOYER FÜR MEHR MÜßIGGANG

Wenn wir uns drei Tage in der Woche um sechs Uhr Morgens aus dem Bett quälen, um eine halbe Stunde später im Wasser der nächsten Schwimmhalle unsere Bahnen zu ziehen, dann dient das weniger dem Erhalt unserer Strandfigur als viel mehr dazu, unseren Körper für die Belastungen des Alltags fit zu machen. Im Supermarkt ziehen wir an der Tiefkühltruhe vorbei, um den Korb mit Obst und Gemüse und vornehmlich fleischlosen und vor allem Bio!-Waren zu füllen: ausgewogene und gesunde Ernährung für die optimale Energiezufuhr bei geringer Kalorienbelastung.

 

Auf dem Weg zur Arbeit die Nachrichten lesen und nach dem Büro noch schnell im Theater ein bisschen Kultur einflößen. Selbstoptimierung ist eines der ganz großen Themen unserer Zeit. Mit etwa 7 Stunden und 45 Minuten schläft der Deutsche im Schnitt zwar länger als beispielsweise seine japanischen Kollegen, aber immer noch sehr viel weniger als die meisten anderen großen Industrienationen.

 

Wer sich schon einmal krank und bei brütender Hitze auf dem Joggingkurs erwischt hat, oder um 3 Uhr morgens Texte für diese Website schreibend, der sollte vielleicht darüber nachdenken, der Selbstoptimierung ein Ende zu setzen. Oder ihr zumindest einen vorübergehenden Riegel vorzuschieben. Man kann ihr sicher nicht ganz entsagen, aber sich ihr hin und wieder zu entziehen, ist gar nicht so kompliziert und kann sogar richtig Spaß machen. (Jetzt nicht nervös werden!)

 

Führ dich doch mal selbst zum Essen aus. Geh in dein Lieblingsrestaurant, bestell was Frittiertes und eine teure Flasche Wein und gib dich deinen Gedanken hin. Das Smartphone bleibt in der Hosentasche. Am Ende des Abends gehst du betrunken und mit dem guten Gefühl nach Hause, etwas für dich getan zu haben und nicht für deine Leistungskurve oder deine Follower. (Gilt für Influencer eigentlich das selbe Rentenalter wie für andere Menschen auch?) Entschleunige dein Leben. Lauf bewusst langsam zur Arbeit. Schau den Menschen ins Gesicht. Mach einen Umweg. Geh nachts spazieren, wenn du schon längst im Bett liegen solltest. Kauf dir ein ferngesteuertes Spielzeugauto.

 

(Fast geschafft.)

 

Selbstoptimierung ist an sich schon ein hässliches Wort. Es impliziert, dass wir so wie wir sind, nicht gut genug sind oder unser Leben so viel schlechter als das der anderen. Schöner wäre „Selbst-noch-besser-werden“ oder „Über-Optimierung“. Je länger wir damit zubringen, versuchen zu verändern und nachzujustieren, desto weniger Zeit haben wir, das an uns gut zu finden, was unsere Freunde und Familie schon ziemlich optimal finden.

 

Noch mehr tolle Ideen zu mehr Müßiggang findest du in der aktuellen Ausgabe der Mate. Mit: dem großen Interior-Special, faszinierenden Urlaubsdestinationen und ganz vielen tollen Typen. Jetzt hier bestellen oder Mate-App im iTunes Store herunterladen und Mate auf dem iPad lesen.

 

Text: Felix Just

 

Unser Backstage-Video vom Shooting für die neue Mate-Ausgabe:

21. November 2016 Culture m #51 zum mate.style.lab