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MAILAND
Warum in den Süden schweifen, wenn das Gute liegt so nah?
1. Dezember 2018

MAILAND

Rom ist laut, rund 3.000 Jahre alt und für viele Italienbesucher die erste Adresse. Es ist die Ewige Stadt und Austragungsort historischer Schlachten wie auch politischer Thriller – bis heute. Aber: Rom hat keine Galleria Vittorio Emanuele II., kein Velasca-Hochhaus und kein Castello Sforzesco. Während sich die Touristen in Rom extravaganten Eiskreationen hingeben – die Gelateria della Palma hat eine Auswahl von über 150 Sorten! – und an der Spanischen Treppe Selfies schießen, wird hoch im italienischen Norden, in Mailand, schon der erste Aperitif eingenommen und der nächste Galeriebesuch geplant.

Tatsächlich gehört der Aperitif am Abend fest zum Alltag der Mailänder. Allerdings handelt es sich nicht etwa um billige Longdrinks oder einen schnellen Schnaps mit den Arbeitskollegen, nein, gemeint sind ein Prosecco oder Wein und italienisches Fingerfood oder Pizzette. Authentisch und gut geht das beispielsweise in der Piadineria Artigianale Pascoli oder im Pasta d’Autore. Der Aperitivo am Abend ist außerdem eine gute Gelegenheit, um mit Einheimischen in Kontakt zu kommen, auch wenn man „echte“ Mailänder mitunter vergeblich sucht. Die Stadt ist aufgrund ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung schon lange ein Schmelztiegel verschiedenster Nationalitäten und Kulturen. Und all diese Menschen – 1,3 Millionen, um genau zu sein – müssen natürlich auch irgendwo leben und arbeiten. Und zur berühmten Mailänder Fashion Week oder der Salone del Mobile, der wichtigsten Möbelmesse der Welt, werden es sogar kurzzeitig bedeutend mehr. Auch wenn in Rom mehr als doppelt so viele Menschen leben; Mailand ist die Stadt mit den meisten Wolkenkratzern in Italien. Da wäre zum Beispiel der bereits eingangs erwähnte Velasca Tower, der aussieht wie ein Stelzenhaus, das man auf einen Turm aufgesetzt hat und das über und über bepflanzte Bosco Verticale. Oder das Pirelli-Hochhaus, Mailands vierthöchstes Gebäude, das 1960 fertiggestellt wurde und über 31 Stockwerke verfügt. Noch mehr Kunst und Kultur findet der Mailandbesucher im Brera-Viertel, dessen gleichnamige Pinakothek das Zuhause einiger der bekanntesten Kunstwerke italienischer Geschichte ist.

Natürlich ist Mailand vor allem für seine historischen Bauwerke bekannt, allen voran der Mailänder Dom. Und dann ist da ja noch die Galleria Vittorio Emanuele II.. Die Einkaufsgalerie mit ihrer berühmten Glaskuppel ist das Zuhause unzähliger Luxusgeschäfte wie Prada, Louis Vuitton oder Versace und wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom italienischen König eröffnet, der dem Gebäude auch seinen Namen gab. Das Castello Sforzesco, das Mailänder Schloss, wurde seit seiner Erbauung 1370 mehrmals umgebaut und restauriert und besteht heute nur noch teilweise aus seiner ursprünglichen Bausubstanz. Ein architektonisches Highlight ist die Kirche San Maurizio. Von außen wirkt die Klosterkirche bescheiden und eher unauffällig. Im Inneren aber begegnet der Besucher einem Meer aus Fresken, die bis 2010 über 25 Jahre lang aufwendig restauriert wurden. Das berühmte „Abendmahl“ von Superstar Leonardo da Vinci findet man hier allerdings nicht, denn das befindet sich in der Santa Maria delle Grazie. / www.turismo.milano.it

NIGHTLIFE

Wie überall in Italien üblich, wird für den Zugang zu Cruising-Bars und Saunen eine Mitgliedskarte benötigt. Wer keine hat, erhält sie für rund 15 Euro am Eingang der Nachtklubs und kann diese dann für ein Jahr nutzen. Reguläre Klubs und Bars verlangen eine sogenannte Anddos Card nicht. Es gibt in Mailand kein Szeneviertel, auch wenn sich rund um den Bahnhof Porta Venezia gleich mehrere Läden angesiedelt haben. Die Bar MONO ist nur wenige Laufminuten von diesem wichtigen Knotenpunkt des Mailänder Nahverkehrs entfernt wie auch das LeccoMilano, eine weitere Bar, die die ganze Woche über geöffnet hat und immer wieder Drag-Shows und Karaokenächte hostet. Wem der Sinn nach nackter Haut steht, der wird im Confused oder im Club 23 fündig: In beiden Klubs treten Stripper und Go-gos auf. Im Sommer öffnet außerdem das Chiringay in unmittelbarer Nähe zur Porta Venezia. Immer von April bis September verwandelt sich der Park Giardini Indro Montanelli in einen coolen Outdoor-Klub und DEN Hotspot der Mailänder Szene. Lieber gemütlich am Wasser sitzen, statt durchgeschwitzt zur nächsten Bar durchdrängeln? Das geht in Mailand natürlich auch und besonders gut an den Ufern der Navigli, also den Kanälen der Stadt, die von zahllosen Bars und Cafés gesäumt sind. ///

 

Text: Felix Just

1. Dezember 2018 Travel m #53 zum mate.style.lab