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LAND DES LÄCHELNS
Travel
18. Juni 2008

LAND DES LÄCHELNS

Eingeklemmt zwischen Thailand und Vietnam liegt eines der ärmsten Länder dieser Erde: Laos. Die sechs Millionen Laoten sind agrarwirtschaftliche Selbstversorger und beantworten die Frage, ob man überhaupt in ein solch armes Land reisen soll, mit einem Lächeln.

 

SANFTMUT & SCHICKSALSERGEBENHEIT

Dass man nach Laos reisen kann, zeigt die auf eine Million pro Jahr gewachsene Zahl der Touristen. Größtenteils kommen sie aus den Nachbarländern, die dieses dünn besiedelte Land besuchen und der Devisenbringer Nummer eins sind. Nachdem einem das erste nackte, verrotzte Kind ein selbstgestricktes Band zum Kauf angeboten hat, verliert man bei der vorherrschenden Armut jedoch schnell die Fassung. Nicht so die Laoten, die ihr Schicksal auf buddhistische Weise begreifen. Armut ist ihr Karma, ebenso wie der Reichtum das Karma der Ausländer ist. Diese Sanftmut und Schicksalsergebenheit schwindet nicht einmal bei dem distanzlosen Eindringen vieler Besucher mit dem Fotoapparat. Gnadenlos wird auf die Menschen draufgehalten und auch vor dem tausend Jahre alten Ritual des Almosenganges der Mönche nicht Halt gemacht. Bei diesem morgendlichen Gang bewegen sich die in Orange gewandten Mönche aus ihren Klöstern auf die Straße und erhalten von den am Wegesrand sitzenden Müttern Reis als Nahrung für den Tag. Diese schauen bei dem Ritual nicht einmal zu den manchmal erst sechs Jahre alten Empfängern auf. Das hält jedoch die Touristen nicht davon ab, ihnen bei Morgendämmerung die blitzende Kamera ins Gesicht zu halten.

Wenn Thailand das Land der sexuellen Prostitution ist, dann ist Laos von den dringend benötigten Besuchern zur kulturellen Prostitution gezwungen. Ohne diese Devisen jedoch sähe es für viele Menschen im touristischen Hauptziel, der spirituellen Hauptstadt Luang Prabang, hoffnungslos aus.

AUF SPIRITUELLEN PFADEN

Luang Prabang ist mit 60.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt und sicherlich die schönste des Landes. Die Altstadt ist als Weltkulturerbe der UNESCO klassifiziert. Neben bestehenden internationalen Flugverbindungen über Bangkok gibt es eine besondere Art, die Stadt und die Umgebung auf einer Flussreise mit der Mekong Sun zu erkunden. Das 2006 erbaute Kreuzfahrtschiff bietet Touren verschiedener Länge an, wobei die Viertagestour ein guter Einstieg ist. Zu den Attraktionen gehören die Buddha-Höhlen von Pak Ou, ein Elefantenritt und der Wasserfall Kuang Si. Zwischen diesen Attraktionen zieht vor dem Sonnendeck die grüne, hügelige Mekong-Landschaft gemächlich vorbei. Zahlreiche Begegnungen mit den dörflichen Siedlungen am Rande des Flusses gehören ebenfalls zum Programm. Zu den Mahlzeiten gibt es täglich wechselnde asiatische Spezialitäten, die auch für westliche Gaumen ein Genuss sind. Das extra für diese Reise gebaute Schiff besteht aus Zweierkabinen und bietet 19 laotischen Mitarbeitern einen hochwertigen Arbeitsplatz. Im Anschluss an die Reise, oder zu deren Beginn, kann ein Aufenthalt in Luang Prabang dazugebucht werden. Die Stadt verfügt über zwei Vier-Sterne-Hotels, deren zehnfach höherer Preis im Vergleich zu den einfacheren Unterbringungen allerdings nicht gerechtfertigt ist, zumal weder WLAN für kabellosen Internetzugang noch Sporteinrichtungen in den Spitzenhotels vorhanden sind.

DIE FLUSSKREUZFAHRT

Am ersten Tag legt die Mekong Sun nachmittags in Luang Prabang ab. Nach einer kurzen Wanderung durch den Regenwald erreicht man die Pak-Ou-Höhlen an einer Steilwand am Mekong. Es handelt sich hierbei um ein eher modriges Loch mit verrotteten Holzfiguren – mit anderen Worten: es hat Atmosphäre. Von den einstmals tausenden kleinen und großen Buddhastatuen, gespendet von Gläubigen, sind nur ein paar hundert übrig geblieben. Nachts liegt das Schiff an einer Sandbank, von wo es am nächsten Morgen weiter geht zum Kuang Si-Wasserfall. Stufenweise sprudelt hier das Wasser über Kalksteinfelsen, die eine Reihe von Bassins bilden und in denen man baden kann. Nach einer Fahrt durch die beeindruckenden Felslandschaften und die tropische Vegetation am dritten Tag erreicht man Luang Prabang einen Tag später für individuelle Unternehmungen.

VOM TAT-SAE-WASSERFALL ZUM ELEFANTEN-CAMP

Nicht ganz so malerisch, aber für ein Bad oder Spaziergänge über die ausufernde Felsenlandschaft besser geeignet, ist der Tat Sae. Man kombiniert diesen Besuch am besten mit einer Übernachtung im nahe gelegenen Lao Spirit Resort mit seinen Uferbungalows. Von hier aus verkehrt ein Boot hinauf zu den Wasserfällen. Es ist auch ein guter Ausgangspunkt, um das XL-Elefanten-Camp zu besuchen. Der Ritt auf einem Elefanten mag im ersten Moment an eine Zirkusveranstaltung erinnern, doch das Camp leistet einen wichtigen Beitrag zum Schutz der Tiere. Von dereinst einer Million laotischer Elefanten sind nur noch eintausend in freier Wildbahn übrig geblieben – und auch deren Ende scheint lediglich eine Frage der Zeit zu sein. Eine gleich große Anzahl wird unter brutalen Bedingungen als Arbeitstiere gehalten.

Das XL-Camp kauft diese Tiere auf, ermöglicht ihnen ein artgerechtes Leben im Urwald und sichert den nicht unerheblichen Nahrungsaufwand. Dafür tragen die Tiere ein paar Stunden am Tag Touristen umher und bleiben so in Bewegung. Nebenbei werden Arbeitsplätze und eine Wasserversorgung für das benachbarte Dorf geschaffen. /// www.tourismlaos.org

 

Text: Olaf Alp / Fotos: Hendrik Techel