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HOLADIHO!
„Ehe man sich ärgert, dass der nächste Bus erst in einer Stunde fährt, wird man auch schon von einem Einheimischen zum Ziel chauffiert.“
18. März 2017

HOLADIHO!

Während der Anreise mit dem Postauto geht es schlanke Serpentinen hinauf, immer höher und vorbei an gepuderten Tannenwäldern und glasklaren Bächen, die sich den Berg hinabstürzen. Hier und da stehen klobige Betonbauten in der Landschaft – zumeist Sportzentren oder die Gebäude der Seilbahnen –, die anmuten wie Filmsets alter Bondstreifen. Trotz ihrer wuchtigen Figur fügen sie sich ganz natürlich in den sonst so malerischen Hintergrund ein. Wie fast überall im Kanton bietet sich dem Betrachter ein Bild, das jedes Postkartenmotiv aus Bayern in den Schatten stellt.

 

Wer sich beim Anblick des Alpenpanoramas nicht an das Intro der japanischen Animationsserie „Heidi“ erinnert fühlt, ist entweder ohne Fernseher aufgewachsen oder hat eben die „Kickers“ geguckt. Die Lenzerheide im Kanton Graubünden ist die Heimat von gerade einmal 2.500 Einwohnern und eine der schönsten Naturkulissen der Schweiz.

AUF DEN TOURISMUS!

Die Schweizer sind stolz auf ihre Berge und ihre Traditionen und teilen diese gern mit ihren Besuchern. Die Schweizer sind stolz auf ihren Tourismus. Und so wundert es nicht, dass die regionalen und überregionalen Zeitungen zwar auch von Politik und Weltgeschehen berichten, auf den ersten drei Seiten der Südostschweiz-Zeitung aber beschäftigt man sich mit dem Rückgang der Einnahmen in der Region Davos und spekuliert über Investitionen in das Geschäft mit dem Tourismus. Die gesamte Region zählt 11.000 Einwohner. Andy und Mirjam Hartmann widmet man gleich eine ganze Seite, denn die beiden haben vor kurzem eine außergewöhnliche Idee gehabt: Bei ihnen dürfen die Bergbesucher in riesigen Weinfässern übernachten. Das muss man nicht gut finden – und man mag dem Schweizer vielleicht vorwerfen, er würde den Blick nicht über seine Berge hinaus schweifen lassen –, aber wer will denn schon im Schweizurlaub ein Schnitzel aus Deutschland? Die Liebe zum eigenen Land bestimmt die Küche in der Lenzerheide und Umgebung genau wie überall sonst im Land. Die meisten Zutaten stammen aus der Region, viele Gerichte sind lokale Spezialitäten. Die Heimatverbundenheit hat aber noch einen weiteren Vorteil: Anders als zum Beispiel in Deutschland leben mehr junge Menschen in den ländlichen Regionen und der demografische Wandel vollzieht sich nur langsam.

Der öffentliche Nah- und Fernverkehr profitiert von dem landeseigenen Patriotismus und ist in seiner Frequenz und Vernetzung sehr komfortabel – und auch im Hinterland penibel pünktlich. Schweizkenner werden an dieser Stelle wissend nicken. In der Lenzerheide ganz konkret ist die gute Anbindung in die umliegenden Städte und Dörfer vor allem für Ski- und Snowboardunbegabte von Bedeutung. Wer lieber zu Fuß als auf Skiern unterwegs ist, kann auf einem der vielen Wanderwege die Lenzerheide von ihrer schönsten Seite kennenlernen. Dichte Märchenwälder, scharfklippige Bergmassive und eingeschneite Blumenfelder können jeden Hobbyfotografen verliebt machen. Mit dem Postauto sind zum Beispiel Ausflüge in das benachbarte Chur möglich – die älteste Stadt der Schweiz, die mit allerlei kulinarischer Unterhaltung aufwartet. Eine Fahrt mit der traditionsreichen Rhätischen Bahn, die sich bereits seit dem späten 19. Jahrhundert durch die Alpen wälzt und auf dem Weg in Richtung St. Moritz ein uraltes Viadukt überquert, nimmt den Passagier mit in Bergdörfer und kleine Städte, immer umgeben von der alles bestimmenden Präsenz der Alpen. Mit jedem zurückgelegten Kilometer entfalten sich neue Tallandschaften und Felsgebilde wie aus einem Bilderbuch. Auf 1.300 Metern erreicht man dann Bergün. Im Ort und unweit der Haltestelle befindet sich das 112 Jahre alte Kurhaus, das bis auf wenige Bestandteile noch gut erhalten ist. Die eigenwillige Unterbringung mit ihren schweren Art-déco-Lüstern und kleinen Bibliotheken ist eines von 48 historischen Hotels der Schweiz.

Ein ganz besonders Alpenereignis, und auch mit der Rhätischen Bahn erreichbar, ist die Viamala-Schlucht bei Thusis. Das ungetüme Felsgähnen ist über Jahrtausende vom Rhein in den Stein geschliffen worden. Entlang der Wandelstrecke stehen kleine Schilder mit mittelalterlichen Anekdoten aus einer Zeit, in der die Menschen noch mit Pferd und Wagen unterwegs waren und der Anblick der Schlucht sie zittern ließ. Heute ist die Viamala eine der schönsten Touristenattraktionen des Kantons. Und wer sich wie wir auf dem Weg zur Schlucht verfährt, darf auf die unerschütterliche Gastfreundschaft der Schweizer zählen. Ehe man sich ärgert, dass der nächste Bus erst in einer Stunde fährt, wird man auch schon von einem Einheimischen zum Ziel chauffiert. Das gibt’s eben auch nur in der Schweiz.

PFUUS GUAT!

Gut schlafen oder „pfuusä“ kann man in der Schweiz sowieso. Die klare Bergluft und das zünftige Essen lullen den gemeinen Großstädter schon früh am Abend in wohlige Müdigkeit. Die Privà Alpine Lodge in der Lenzerheide in unmittelbarer Nähe zur Rothornbahn ist eine Agglomeration alpentypischer Chalet-Häuser, die gerade einmal zwei Jahre alt ist und dorfeingangs wie eine autarke kleine Siedlung steht. Die Anlage ist mit ihren großzügigen Apartmentzimmern gerade für Gruppen von vier bis sechs und sogar bis zu acht Personen besonders geeignet. Die Zimmeraufteilung ist clever gelöst, die Ausstattung modern. Alle Zimmer sind mit kompletter Küche, Flatscreen-TV und Kamin ausgestattet. In einigen Zimmerkategorien steht sogar eine apartmenteigene Infrarotsauna zur Verfügung. Wie der Igl-Lai-See zu Füßen der Lenzerheide ist auch die Poolanlage der Privà Alpine Lodge ein absolutes Highlight. Wer früh genug aufsteht oder in der Nebensaison abtaucht, darf den Anblick der Alpen durch das riesige Panoramafenster mitunter ungestört und ganz allein genießen. Wenn der Pool auch für ein vollumfängliches Programm zu klein ist, reicht er doch für eine kurzweilige Schwimmeinheit. Gleich nebendran befindet sich der Gym der Anlage, ausgestattet mit neusten Fitnessgeräten. Das Restaurant Privà serviert saisonale Gerichte und Klassiker wie Flammkuchen und Pastagerichte. Alternativ kann in dem benachbarten Restaurant Dieschen gespeist werden. Auf dem Dorfplatz steht außerdem eine kleine Holzhütte, in der zur Saison Fondue-Abende stattfinden.

 

Gerade Wintersportler werden die Privà Alpine Lodge zu schätzen wissen. Wer will, kann von der Haustür direkt mit den Skiern auf die Piste und zurück. Seit 2013 ist das abwechslungsreiche Skigebiet der Lenzerheide außerdem durch eine Doppel-Pendelbahn mit den Pisten Arosas verbunden, und Arosa-Lenzerheide ist nun mit 225 Pistenkilometern die größte Skiregion Graubündens. Im Sportshop der Lodge können Equipment und Outdoorwear erstanden werden, auch für einen Besuch des Golfclubs Lenzerheide. Erste Abschläge dürfen schon auf der Driving Range hinter der Hotelanlage geübt werden. /// www.privalodge.ch / www.lenzerheide.com / www.chur.ch / www.rhb.ch / www.kurhausberguen.ch / www.viamala.ch

 

Text & Fotos: Felix Just