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HLLYWD'S FIRST EP
IS HERE!
Culture
18. Juli 2017

HLLYWD’S FIRST EP IS HERE!

Nach Jahren der Schaffensphase und Selbstfindung ist es diesen Sommer endlich soweit: der Künstler und Performer Hllywd veröffentlicht seine erste EP. Wir trafen uns mit dem Wahlberliner mit britischen Wurzeln wieder zum Interview und wollten wissen, was uns auf dem Extended Player erwartet und wieso es eigentlich so lange dauerte bis zur Veröffentlichung seines Erstlingswerk.

DAS LETZTE MAL, ALS WIR UNS GESPROCHEN HABEN, IST NUN SCHON 4 JAHRE HER. DAMALS HAST DU UNS ERZÄHLT, DASS DEIN VATER, DER SELBST AUF DER BÜHNE STAND, EINE GROSSE INSPIRATION FÜR DICH WAR. ER IST KÜRZLICH GESTORBEN UND SO MUSS UNSERE ERSTE FRAGE LAUTEN; WIE GEHT ES DIR HEUTE?

Die Wochen nach seinem Tod waren schwer für mich. Ich habe nicht nur meinen Vater verloren, sondern auch eine Muse und einen Freund. Er wird als vorlauter aber liebenswerter Schutzengel immer auf mich aufpassen.

 

SIND SOLCHE EINSCHNITTE IN DEINEM LEBEN EINE MOTIVATION ODER ZIEHST DU DICH ALS KÜNSTLER DANN ZURÜCK?

Das Leben ist meine Leinwand und alles, was um mich herum passiert, die Farbe mit der ich meine Geschichte erzähle. Manchmal und immer dann, wenn ich das Gefühl habe, ich müsste ein Projekt möglichst schnell zu Ende bringen, stagniert es in mir. Ich muss mich wohlfühlen und brauche Zeit um zu verstehen. Dann bin ich auch in der Lage solche Erlebnisse in meiner Musik oder Visual Art zu verarbeiten.

DU VERÖFFENTLICHST DIESEN SOMMER DEINE ALLERERSTE EP. WARUM MUSSTEN WIR SO LANGE DARAUF WARTEN?

Ich habe lange Zeit in Kollaboration mit anderen Künstlern, vor allem House- und Technoproduzenten, gearbeitet. Mittlerweile habe ich genug vom „Featuring“-Credit. Man bekommt dann nur einen Bruchteil der Aufmerksamkeit, die den anderen Künstlern zuteil wird. Ich habe mich also hingesetzt und mich gefragt, was will Hllywd? Wo will ich mit meiner Musik hin? Ich habe mir dann selbst das Produzieren beigebracht. Das hat doch länger gedauert, als ich zunächst dachte. Gott sei dank habe ich technikbegeisterte Freunde, die mir den Umgang mit der Software beigebracht haben. Wie jeder Künstler habe ich aber auch Selbstzweifel und lange Zeit ließ ich bereits fertige Tracks einfach rumliegen. Vor etwa einem Jahr erhielt ich eine Nachricht von der Produzentin Sky Deep von Reveller Records, die mich fragte, ob ich ihr nicht ein paar unveröffentlichte Songs zukommen lassen könnte. Ich habe ihr daraufhin „Dark Pum Pum“ und „Melanin Melody“ geschickt. Sie fand beide Songs großartig und bot mir an, meine Musik unter ihrem Label zu veröffentlichen.

 

Um es kurz zu machen; jeder Künstler muss in seinem eigenen Tempo arbeiten und ich brauchte eben ein bisschen mehr Zeit als andere.

 

WIE WÜRDEST DU DAS ALBUM BESCHREIBEN?

Es ist meine erste richtige EP und spiegelt alle meine musikalischen Leidenschaften wieder. Man könnte auch sagen, es ist eine Art Tourette-Compilation. (lacht) Auf der EP findest du Tribal-Einflüsse, Jamaican Carnival Sounds, Afro Beat, Garage und Experimental Electronic. Den Song „Dark Pum Pum“ habe ich komponiert, nachdem ich mir eine Woche lang zwanghaft Videos auf YouTube angesehen habe, in denen schwarze Frauen auf dem Karneval tanzen. Einige der Tanzbewegungen habe ich versucht Zuhause nachzuahmen. Keine Sorge; ich blieb unverletzt. (lacht)

 

WIE ENTSCHEIDEST DU, DASS EIN SONG GUT IST?

Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, wann ein Track gut ist oder schlecht. Ich gehe da nach meinem Bauchgefühl und hoffe, dass ein Song auf irgendeine Weise berührt. Wenn eines meiner Lieder nur einer einzigen Person gefällt, dann ist es ein guter Song. Ich mag Künstler, die der Norm entsagen. Auch wenn ich nicht immer zu 100 Prozent Fan solcher Musik bin, respektiere ich die Künstler dahinter.

DU BIST BEKANNT FÜR DEINE EXTRAVAGANTEN OUTFITS. SIEHST DU DICH SELBST ALS SÄNGER ODER ALS PERFORMER? ODER WÜRDEST DU DICH SELBST GANZ ANDERES DEFINIEREN?

Ich würde mich selbst als Multi-Artist bezeichnen. Es geht darum ein Erlebnis zu verkaufen. Und dieses Erlebnis setzt sich zusammen aus meiner Stimme, meinem Look und der Performance auf der Bühne.

 

WO WIR SCHON BEI LABELS UND SCHUBLADEN SIND: AUF DEN GROSSEN SOCIAL-MEDIA-PLATTFORMEN SCHEINT DIVERSITY EIN IMMER WICHTIGERES THEMA ZU WERDEN UND VIELE USER BEKENNEN SICH ZU EINER POSITIV-BUNTEN SICHT AUF DIE WELT. HABEN WIR DA WIRKLICH EINEN SCHRITT NACH VORNE GEMACHT ODER LASSEN WIR UNS VON FACEBOOK UND CO. BLENDEN?

Bei den sozialen Medien kommt es immer auch darauf an, welche Personen du als Freunde geaddet hast. Dir wird also je nachdem wie sie die Welt sehen ein buntes oder weniger buntes Bild auf deiner Timeline begegnen. Es ist sicher Bewegung in die Diskussion gekommen, aber eine grundlegende Haltungsänderung in Sachen Diversity ist noch lange nicht erreicht.

 

DU LEBST JETZT SCHON SEIT EINIGEN JAHREN IN BERLIN. WAR DIE STADT AUCH EIN BISSCHEN INSPIRATION FÜR DEINE EP?

Ja und Nein. Die EP ist ein Ausdruck von all dem, was ich hier in Berlin vermisse. Meine Wurzeln eben. Sicherlich hat sich aber auch ein bisschen was von Berlins experimentellem Sound mit eingeschlichen. ///

 

Interview: Felix Just / Illustration: Patrick Mason