FASO
Wir haben Sänger FASO für ein Interview getroffen. Aufgrund von Corona natürlich am Telefon.
HALLO FASO!
FASO: Hallo Felix. Hört sich an, als würdest du in einer Kirche stehen.
MOMENT MAL.
FUMMELT AM TELEFON.
BESSER?
FASO: Ja, ich hör dich direkter. Du hast zwar immer noch eine riesige Heiligen-Stimme, aber besser.
WIR SIND VOR KURZEM UMGEZOGEN UND HIER IM NEUEN BÜRO STEHEN MOMENTAN NOCH NICHT SO VIELE MÖBEL, DESHALB HALLT ES WAHRSCHEINLICH SO. VIELLEICHT KOMMST DU BALD MAL VORBEI, DANN NEHMEN WIR ETWAS SAKRALES AUF.
FASO: Das wäre super, oder? Habe ich eben auch schon gedacht. Schauen wir mal, ob wir beide während des Interviews unsere religiöse Seite entdecken. (lacht)
UNBEDINGT! ABER ERZÄHL DOCH ERST MAL FÜR ALLE, DIE DICH VIELLEICHT NOCH NICHT KENNEN: WER BIST DU, WO KOMMST DU HER UND WAS FÜR MUSIK MACHST DU?
FASO: Ich komme ursprünglich aus dem Ruhrgebiet, habe aber zwischendurch in Hamburg gelebt, in Hannover und in Paderborn. Mein Ich als FASO hat ungefähr vor einem Jahr begonnen, auch wenn ich schon viel länger Musik mache. Früher habe ich mehr R ’n’ B gesungen und Usher, Alisha Keys und Boyz II Men gehört. Später bin ich zeitlich einen Schritt zurückgegangen und habe mich mit Stevie Wonder, Whitney Houston, Dionne Warwick, Madonna, Cher oder Freddie Mercury – da wären wir bei Religion: Freddie Mercury ist der, der für mich von oben spricht! – auseinandergesetzt. Jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich glaube, all diese Einflüsse miteinander verbinden zu können. Ich singe auf Deutsch, weil es mir irgendwann wichtig wurde, dass die Menschen mich verstehen. Im R ’n’ B ist Englisch die Sprache, die sich anbietet. Was mich dabei gestört hat: Dass ich ganz oft Leute vor mir stehen hatte, die mich nicht ganz oder nicht gleich verstanden haben.
DER ERSTE SONG, DEN ICH VON DIR GEHÖRT HABE, WAR „SIZILIA“. EINE ODE AN DEINE WURZELN. DU SINGST DARIN ABER AUCH: „WARUM ERKENNST DU MICH NICHT WIEDER?“ IST DAS SO? ITALIEN IST DOCH GAR NICHT SO WEIT WEG.
FASO: Absolut. Aber alle, die mit zwei Nationalitäten oder zwei Kulturen aufgewachsen sind, werden das kennen. Meine Eltern kommen beide aus Italien. Aber ich bin in Deutschland groß geworden und ich bin Deutscher. Ich bin aber irgendwie auch Italiener. Jeden Sommer war ich mindestens vier Wochen in Italien im Urlaub, spreche und schreibe Italienisch fließend. Trotzdem ist man immer irgendwie dazwischen. Ich sag immer: Ich merke in Italien, wie deutsch ich bin, und in Deutschland, wie italienisch ich bin.
DEINE SINGLE MIT MARCELLA ROCKEFELLER HEISST „HELLER“ UND IST EIN LIEBESLIED ANS LEBEN. VERMISST DU DAS AUSGEHEN, PARTYS UND KONZERTE ZU GEBEN?
FASO: Ich vermisse die Bühne. Seit zehn Jahren bin ich die Auslastung, die Bewegung und die Abläufe gewohnt – das Adrenalin, das dabei entsteht. Ich bin quasi auf Entzug gerade.
DER SONG IST IN ZUSAMMENARBEIT MIT PETER PLATE VON ROSENSTOLZ ENTSTANDEN. WIE KAM ES ZU DER KOLLABORATION UND WIE WAR ES, MIT EINER IKONE WIE PETER ZU ARBEITEN?
FASO: Ich bin seit zwei Jahren beim Label Milch Musik, und da sind Peter Plate, Ulf Sommer und Joshua Lange die Chefs. Deswegen hatte ich das Glück, schon vorher mit Peter zusammenzuarbeiten. Peter ist ein Mensch, der einem jegliche Ängste sofort nimmt. Bei ihm habe ich gelernt, dass auch die dümmsten Gedanken in Ordnung und sogar wichtig sind. Ich kann es jetzt ganz anders genießen, mit solchen Menschen zu arbeiten, die schon alles erreicht haben, wo ich kleiner Scheißer noch hin will.
ANSTELLE DES CSD GAB ES IN DIESEM JAHR DIGITALE ALTERNATIVVERANSTALTUNGEN. BEIM PRIDE LIVE HAST DU SELBST AUCH MITGEMACHT UND EIN KLEINES KONZERT BEIGESTEUERT. WIE WICHTIG IST ES IN ZEITEN VON CORONA, FLAGGE ZU ZEIGEN?
FASO: Ich würde das gar nicht an Corona binden. Mein allererster Song als FASO spricht von Toleranz. Oder besser von Akzeptanz. Tolerieren klingt nach Duldung. Und das ist nicht in meiner Natur. In dem Moment, wo du keinem anderen Schaden antust, solltest du frei sein, das zu sagen und zu denken, was du möchtest.
ICH GLAUB, ICH HAB DICH NOCH NIRGENDS IN JEANS UND T-SHIRT GESEHEN. DU TRÄGST EIGENTLICH IMMER HEMDEN. WIE WICHTIG IST MODE FÜR DICH ALS SÄNGER?
FASO: Ich will mich wohlfühlen und ich liebe es, das Gefühl zu haben, gut auszusehen. Das klingt total oberflächlich, aber alles, was mit einer Bühne zu tun hat, muss nach was aussehen. Genau wie die Art zu singen, wie man sich bewegt oder was für Texte man schreibt, ist das Styling eine Form, sich auf der Bühne auszudrücken. Ich liebe meine behaarte Brust wie Sau, und deshalb liebe ich es auch, Hemden zu tragen, um sie zu zeigen. (lacht)
WENN DU MIT DEINEM WUNSCHDUETTPARTNER EIN LIED EINSINGEN DÜRFTEST, WER WÄRE DAS?
FASO: Eigentlich müsste ich ja Marcella sagen. (lacht) Aber mit der habe ich schon was gesungen. Lady Gaga! Ich glaube, dass unsere Leben ganz viele Parallelen haben. Sie ist Migrantin aus dem Süden Italiens. Ihre Art zu reden, ihre Art zu denken … ich finde mich da wieder. Deshalb glaube ich, dass ich echt Spaß mit ihr haben könnte.
WIR HABEN MAL EINE HOME STORY MIT IHREM ALTEN PRODUZENTEN GEMACHT, ABER DIE HABEN SICH ZERSTRITTEN.
FASO: Du, egal! Auch mit einem Kontakt, mit dem sie sich gestritten hat, bin ich näher an einem Duett dran als jetzt. (lacht) / www.fasomusik.de
Interview: Felix Just
Schlagworte: Culture, FASO, Music, Pride Live