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EINE INSEL MACHT SICH UNABHÄNGIG
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24. Juni 2017

EINE INSEL MACHT SICH UNABHÄNGIG

Weniger als 2 Grad Celsius: so weit soll die globale Klimaerwärmung beschränkt werden. Wenn möglich, soll sogar bei 1,5 Grad Schluss sein. Das beschlossen 195 Staaten der Erde im Dezember 2015. Fossile Brennstoffe wurden zu Auslaufmodellen erklärt. Zusätzliche Finanzhilfen zum Klimaschutz sind vorgesehen, Entwicklungsländern wird eine längere Umstellungsphase eingeräumt als den Industriestaaten. Bis 2050 sollen weltweit nicht mehr Treibhausgase abgestoßen werden, als von Wäldern und Meeren wieder aufgenommen werden können. Auf kleinem Raum funktioniert das mancherorts schon jetzt sehr gut.

Auf 114 Quadratkilometer und 22 kleine Ortschaften verteilt leben die rund 4.000 Einwohner der Insel Samsø. 120 Kilometer von der Hauptstadt Kopenhagen entfernt, ist das dänische Eiland in kurzer Zeit mit der Fähre zu erreichen. Samsø ist ein Paradies für Wanderer und dank des milden Klimas der Kattegatbucht auch eine Insel lokaler kulinarischer Spezialitäten – über achtzig Prozent des Bodens wird bewirtschaftet, wobei die Samsøer besonders stolz auf ihre Kartoffeln sind. Die kleine Insel ist aber weder wegen ihrer grünen Wiesen noch wegen ihrer Knollen so besonders: Samsøs Energieversorgung gilt als weitgehend unabhängig vom Festland oder großen Stromanbietern. Teilweise wird sogar über den Eigenbedarf hinaus Energie gewonnen, die dann exportiert werden kann. 21 Windturbinen, drei mit Stroh betriebene Heizungsanlagen und eine Solarplantage versorgen die Einwohner mit Strom und Wärme. Nur die Fahrzeuge auf Samsø sind noch auf fossile Brennstoffe angewiesen. In den späten 1990ern wurde mit der Umstellung auf erneuerbare Energien begonnen. Die Idee dahinter war, ein Vorbild für andere Kommunen zu schaffen. Heute rühmt sich Samsø seiner nachhaltigen Energiegewinnung. Natürlich ist das Konzept von Samsø auf Großstädte wie New York oder Berlin nicht übertragbar. Die Lage der meisten urbanen Agglomerationen und ihre historisch bedingte Architektur lassen die auf der Insel genutzte Energiegewinnung gar nicht zu. Samsø kann aber ein Musterbeispiel dafür sein, wie sich grüne Wohn- und Lebensweisen auf ländliche Gebiete übersetzen lassen.

Nahe der Megametropole Abu Dhabi baut man übrigens gerade die erste sich selbst versorgende Wüstenstadt. Eine riesige Mauer und enge Straßen halten nicht nur Wüstenstürme fern, die Bauweise von Masdar City bedingt ein für die Wüste moderates Klima innerhalb der Stadtmauern. Solarfarmen produzieren Strom, ein Netz elektrischer Vehikel sowie ein Zug stellen die Infrastruktur der Stadt dar. – Und auf El Hierro in Spanien lebt man schon lange unabhängig von Kohle und Öl: Die kleinste der sieben großen Kanarischen Inseln wurde dank Wasser- und Windanlagen die erste energieautarke Insel der Erde. /// www.visitsamsoe.dk / www.masdar.ae / www.hellocanaryislands.com/el-hierro

 

Text: Felix Just / Fotos: visitsamsoe.dk