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DRAG RACE GERMANY
Interview mit den Queens
7. September 2023

DRAG RACE GERMANY

Drag Race erobert Deutschland! In einem exklusiven Gespräch haben wir die Gelegenheit gehabt, mit den talentierten Queens der ersten Staffel von Drag Race Germany zu sprechen, die ab dem 5. September gegeneinander antreten. Selbst die Tatsache, dass wir während Teilen des Interviews in einem Fahrstuhl festsaßen, konnte uns nicht davon abhalten, mit den Künstlerinnen über ihr Drag zu sprechen, über ihre Vorbereitungen für die Show und inspirierenden Persönlichkeiten aus der Community.

 

Meet the Queens: Pandora Nox, Kelly Heelton, Loreley Rivers, Metamorkid, Nikita Vegaz, The Only Naomy, Tessa Testicle, Barbie Q, Lélé Cocoon, und Victoria Shakespears, Yvonne Nightstand

Alle Fotos: Birkalisch

WIE SAHEN EURE VORBEREITUNGEN FÜR DRAG RACE AUS?

Pandora: Vorbereitungszeit war tatsächlich sehr, sehr wenig. Ich glaube es war nur ein knapper Monat Zeit vom Anruf bis zum Dreh. Dafür, dass man im Endeffekt Looks für zwölf Episoden kreiert, war das schon sehr intensiv und hat sehr viele verzweifelte und schlaflose Nächte bereitet.

Loreley: Man versucht sich so gut wie möglich auf alles vorzubereiten. Also, man guckt noch mal, was man machen kann, das lustig ist oder was Silhouetten sind, die einfach zu nähen sind. Man weiß ja ungefähr was kommt aus anderen Staffeln.

Kelly: Es wurde viel gelacht und auch geweint; also wirklich ein Karussell von Emotionen, auf das die Zuschauer*innen gespannt sein dürfen.

Barbie Q

HATTET IHR ANGST VOR DEM LIPSYNCEN?

Nikita: Ja, ich, bei Shirin in der ersten Episode. Das ist überhaupt nicht meine Musik. Gott sei Dank musste ich da nicht lipsyncen.

Yvonne: Normalerweise bereitest du dich auf einen Auftritt vor. Das heißt, du suchst dir den Song aus. Und das ist in der Show eine der größten Challenges, wenn du nicht weißt, wann was genau passiert und was du dazu anhast. Das ist ein krasses Stresslevel.

Pandora: Und du erwischst teilweise Songs, die du normalerweise selbst nicht hörst.

Kelly: Aber es ist auch genau das, um was es in dieser Sendung geht. Wir sind alle Drag Queens und Künstler*innen, wir kennen die Show und wir wissen, dass jeder bereit sein muss zum Lipsyncen. Das ist der Moment, in dem jede die eigene Kunst zeigt.

Naomy: Die Show macht dich zu einer „Versatile Queen“. Du musst es vorher gar nicht gewesen sein, aber sie macht dich einfach dazu, weil du so viel neu entdeckst. Ich glaube man kann sagen, wir sind definitiv alle als andere Künstler rausgekommen, weil das einen ganz anders fordert und ganz andere Seiten von einem aufzeigt, das ist schon krass.

Pandora: Wir haben uns in den paar Wochen so stark weiterentwickelt, wie wir es vorher nie getan haben.

Lélé Cocoon

KELLY, HAST DU IDOLE AUS DEN ANDEREN FRANCHISES?

Kelly: Ach viele. Shangela ist eine davon.  Aber ich glaube, RuPaul ist ein Idol für uns alle. Nicht nur, weil sie die Chefin des Franchise ist. Was sie geschafft hat, Drag als Kunstform und die Menschen, die dahinterstecken, der Welt zu zeigen. Sonst wären wir gerade alle nicht, wo wir sind und das ist fantastisch. Und ja, Mutti ist die Beste – immer noch.

Loreley Rivers

WEM WÜRDET IHR AM LIEBSTEN MAL EIN DRAG-MAKEOVER VERPASSEN?

Nikita: Angela Merkel!

Pandora: Allen vom Cast.

Loreley: RuPaul, warum nicht?

Kelly: Irgendwelchen Politikern. Besonders interessant wäre jemand von den Rechten, von der AFD, um diesen Personen mal zu zeigen, was Drag wirklich ausmacht.

Yvonne: Beatrice von Storch? Die hat ja schon einen Drag-Namen.

Naomy

NIKITA, WIE WÜRDEST DU SAGEN, UNTERSCHEIDET SICH DAS DEUTSCHE DRAG GEGENÜBER DEM DRAG DER REST DER WELT?

Nikita: Amerika hat einen ganz anderen Markt. Bei denen ist alles groß und Glamour und alles super teuer. Und was Deutschland betrifft, da ist ab und zu noch dieser alte Travestiegeruch dabei. Aber es kommt drauf an, es gibt die Queens, die mehr Drag machen, und es gibt nach wie vor die Travestiekünstler*innen, die natürlich auch dazugehören.

Pandora Nox

HAT SICH DRAG IN DEUTSCHLAND LETZTEN JAHREN STARK VERÄNDERT?

Yvonne: Drag Race hatte auf jeden Fall einen großen Einfluss auf die Drag Szene. Es wurde sehr amerikanisiert zum Teil, ich merke das auch in Berlin. Der Standard ist hochgegangen, der Druck ist hochgegangen und es gibt dadurch viel mehr Drag Queens mittlerweile.

Kelly: Ein Punkt ist, dass es von außen immer die Erwartung gibt, dass jedes Franchise es so macht, wie in Amerika. No Spoilers, aber deutsche Drag Queens sind so geil!

Pandora: Erstens das und zweitens, was ich so toll finde, ist, dass die Serie es in den Mainstream geschafft hat.

Matamorkid: Drag wird in diesem Jahr politisch angegriffen wie schon lange nicht mehr und auch sehr negativ in den Medien dargestellt. Da ist es so wichtig, dass die Show genau jetzt rauskommt, weil wir reale queere Geschichten erzählen. Wir sind ja nicht nur lustige Clowns, die lustiges Challenges bei Drag Race machen, außer Yvonne (lacht).

Victoria Shakespears

WELCHEN RAT WÜRDET IHR FRISCH GESCHLÜPFTEN QUEENS MIT AUF DEN WEG GEBEN?

Yvonne: Hör auf. Macht es nicht (lacht).

Loreley: Drag ist so viel mehr als nur das, was bei Drag Race gezeigt wird. Drag hat so viel mehr Facetten und so viel mehr Gender. Was will ich selber machen? Wer bin ich und in welche Richtung will ich damit gehen?

Nikitia: Und vor allem, was ja mir immer ganz wichtig ist: Drag sollte man aus Spaß machen. Ohne irgendeinen Druck dahinter, ohne irgendwem was beweisen zu wollen, einfach für sich selbst und aus Spaß an der Sache.

Tessa

WEN WÜRDET IHR ALS DAS MODEL DER SEASON BEZEICHNEN?

Tessa: Nikita.

Naomy: I vote for myself.

Kelly: Solche Rollen werden immer erwartet, und es sind immer die Gleichen. Dieser Cast ist aber wirklich so vielseitig und in dieser Show haben wir alle nochmal neue Seiten von uns entdeckt.Dadurch war jede von uns mal das Supermodel, genauso mal die Böse oder die Mutter und die Lustige.

Yvonne Nightstand

ZU DEN JUDGES; KANNTET ICH DIE SCHON VORHER? UND WER WAR BESONDERS HART IN DER KRITIK?

Victoria: Diane Brill. Iconic.

Metamorkid: Barbie Breakout war schon jeder Drag Queen davor im deutschsprachigen Raum ein Begriff.

Kelly: Ich kenne Barbie schon seit zehn Jahren, aber hier konnte man sehen, wie professionell sie ist. Sie bringt das Ganze wirklich auf eine ganz andere Ebene. Jede Kritik von ihr kommt von Herzen, und auch wenn sie manchmal harsch war, dann war es ehrlich und unterstützend gemeint.

Victoria: Schlussendlich ist es eine Competition und ich muss auch sagen, sie ist sehr professionell.

Metamorkid

BARBIE BREAKOUT IST POLITISCH SEHR ENGAGIERT. FINDET IHR DRAG MUSS POLITISCH SEIN ODER SOGAR POLITISCHER WERDEN?

Barbie Q: Drag ist politisch. Der Moment, in dem wir mit High Heels raus auf die Straße gehen, ist das politisch.

Loreley: Drag, widerspricht de facto der Norm oder dem Idealbild, was sich die Gesellschaft dazu konstruiert hat. Und all das, was der Norm widerspricht, ist eine direkte Form des Protests.

Naomy: Persönlich denke ich, wenn du die Aufmerksamkeit hast, tu was damit, beschäftige dich mit der queeren Community und mit den Problemen, die es gibt, auch politisch gesehen. Du hast die Aufmerksamkeit, do something with it.

Nikita

WAS SIND EURER MEINUNG NACH DIE AKTUELLEN PROBLEME UND HÜRDEN DER LGBTQIA*+ COMMUNITY?

Naomy: Transfeindlichkeit.

Kelly: Ich finde, wir Drag Queens, Trans*menschen, POCs, wir sind alle eine Community und wir müssen in dieser Gesellschaft gemeinsam kämpfen. Ich sehe es leider oft, dass wir uns untereinander in Gruppen aufteilen, obwohl wir gemeinsam viel stärker sein könnten.

Naomy: Gerade das, was in den USA zum Thema Trans*Rechte und Drag seit einem Jahr passiert, schwappt gerade rüber. Und die Frage, die ich mir zumindest selbst immer stelle, ist, was kann ich aktiv tun? Hilf jemanden in deiner Umgebung, sprich mit jemandem der vielleicht eine andere Meinung hat. Ich glaube, dass Konversation und Diskurs immer am Wichtigsten sind. Selbst unterhalte ich mich ganz gerne mit Leuten, die sowas tatsächlich komplett ablehnen. Je länger man mit diesen Menschen spricht, desto mehr Gemeinsamkeiten findet man und das ist der richtige Weg.

Tessa: Ich sehe auch das Problem bei uns in der Community, dass die Gemeinschaft nicht immer zusammenhält. Man sieht vor allem bei den Schwulen, dass sie sich gerne selbst isolieren. Wenn wir aber einen Schritt mehr aufeinander zu machen würden, dann wären wir um Einiges stärker. /// Interview: Marie Scheffer & Ali Aivaz-Scheffer

Kelly Heelton

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