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DIE LOPESTWINS
„Nicht überlegen, wird das jetzt gut oder nicht? Frühstück im Auto und los. Und dann passieren unglaubliche Dinge.“
25. Juni 2019

DIE LOPESTWINS

Sie sind Österreichs coolstes Doppelgestirn am Influencer-Himmel: Jeremy und Moaci, besser bekannt als die „LopesTwins“, hatten irgendwann keine Lust mehr auf den immer gleichen 9-to-5-Alltag in ihrer Heimat und wanderten Hals über Kopf nach Los Angeles aus. Dort haben sie mit ihren Travel-Videos und -Fotos eine Fanbase auf beiden Seiten des Großen Teichs aufgebaut. Heute folgen ihnen rund 200.000 User.

ALS WIR DAS ERSTE MAL AUF EUCH AUFMERKSAM GEWORDEN SIND, SEID IHR GERADE IN DIE USA AUSGEWANDERT. HAT’S GEKLAPPT?

JEREMY: Wir haben zwar noch ein Apartment in Los Angeles, sind derzeit aber wieder in Österreich. Am Ende war es nicht das, was wir uns vorgestellt haben. Außerdem ist der Lebensstandard in Los Angeles sehr, sehr hoch. Wenn man dort leben will, dann wird es sehr schnell sehr teuer.

 

WIE UND WO HABT IHR DENN GENAU GELEBT?

MOACI: Zu Beginn haben wir zwei Wochen in einem Hostel in Venice Beach gewohnt, weil es die einzige Gegend war, die wir uns leisten konnten. Danach haben wir ein paar Tage in einem Airbnb in Downtown L. A. verbracht und sind von dort aus nach North Hollywood und waren dann drei Monate dort. Zwischenzeitlich waren wir wieder in Österreich und sind dann nach West Hollywood gezogen.

 

WIE KOMMT MAN DENN MIT SO JUNGEN JAHREN DARAUF, ALLES STEHEN UND LIEGEN ZU LASSEN UND AUF DIE ANDERE SEITE DER ERDE ZU ZIEHEN?

MOACI: Wir hatten beide einen stinknormalen 9-to-5-Job in Österreich …

 

WAS HABT IHR GEMACHT?

MOACI: Jeremy war bei der Stadt tätig und ich habe bei unserem damaligen Manager in einem Sportgeschäft gearbeitet. Wir sind oft am Wochenende verreist. Am Montag saßen wir aber immer wieder im Büro oder standen im Laden. Irgendwann bin ich aufgestanden, habe mich im Spiegel angeschaut und dann Jeremy angerufen und ihm gesagt: Komm, es ist Zeit zu gehen, wir kündigen. Erst hat er es als Joke verstanden, aber als wir am Nachmittag beim Sport wieder darüber sprachen, haben wir angefangen, unsere Kontakte aus Amerika rauszusuchen. Es gab zunächst die Überlegung, nach New York zu gehen, aber da ist es im Winter so kalt, da hätten wir auch in Österreich bleiben können. (lacht) Dann hat uns ein Freund aus Laguna Beach an einen Bekannten aus Santa Monica vermittelt, und im Juli 2016 haben wir unsere Wohnung gekündigt und alles hinter uns gelassen.

MIT RUND 200.000 FOLLOWERN AUF EUREN PROFILEN ZÄHLT IHR IN EUROPA SCHON ZU DEN „GROSSEN“ INFLUENCERN, IN AMERIKA ABER IST TYPISCHERWEISE ALLES „BIGGER“ UND INFLUENCER MIT EINER MILLION ODER MEHR FANS SIND KEINE SELTENHEIT. MUSSTET IHR EUCH ALS EUROPÄER MEHR BEWEISEN?

JEREMY: Für unseren Channel war der Umzug nach Amerika genau das Richtige. Wir hatten gerade mal 20.000 Follower pro Account. In den USA angekommen, haben wir uns dann mit anderen Influencern connectet und haben angefangen, einen stärkeren Fokus auf die Kinematografie unserer Videos zu legen. So sind wir erst zu den heute 200.000 Followern gekommen. Das Problem in Amerika ist gar nicht die Größe der anderen Influencer, sondern der Fakt, dass es so viele von ihnen gibt. Jeder Zweite ist Content Creator. Das macht es unheimlich schwer, aus der Masse herauszustechen. Deshalb arbeiten wir vor allem mit europäischen Firmen, die die Qualität unserer Videos zu schätzen wissen.

 

VIELE MENSCHEN, DIE MIT DEM BUSINESS NICHTS ZU TUN HABEN, FRAGEN SICH DANN HÄUFIG: WER BEZAHLT DAS ALLES? WIE LÄUFT DAS AB, WENN MAN ALS INFLUENCER GELD VERDIENEN WILL?

MOACI: Man braucht Kontakte und am besten eine Agentur. Wir wussten am Anfang auch nicht: Was verlangen wir jetzt eigentlich dafür, dass wir ein Produkt auf unserem Channel vorstellen? Häufig bekommt man E-Mails von Firmen, die die Promotion kostenlos haben wollen. Wir haben also andere Influencer gefragt, was die so bekommen, und haben uns dann irgendwo dazwischen platziert. Wir wählen auch stark aus, mit wem wir zusammenarbeiten. Das Produkt muss zu uns passen und die Zielgruppe muss stimmen. Wenn zum Beispiel eine französische Firma auf uns zukommt, die ihr Produkt nur in Frankreich vertreibt, dann sind wir nicht die Richtigen. Wenn es aber passt, wird besprochen, welche inhaltlichen Vorstellungen der Kunde hat und ob diese Inhalte mit unseren Profilen übereinstimmen. Dann wird das Produkt an uns gesendet und wir nehmen die Fotos auf. Die Bilder gehen im Anschluss an den Kunden, der diese noch einmal final abnimmt. Na und dann wird gepostet.

 

WAS ENTGEGNET IHR LEUTEN, DIE SAGEN, INFLUENCER ZU SEIN WÄRE KEIN RICHTIGER JOB?

JEREMY: Wenn du als Influencer Geld verdienen willst, dann kannst du das Kreieren von Inhalten nicht als Hobby betreiben. Du musst einhundertprozentig bei der Sache sein. Das verlangt sehr viel Zeit.

MOACI: Wenn man einem regulären Job nachgeht, dann arbeitet man vielleicht von 9 bis 17 Uhr. Unser Tag hat oft zwölf Stunden, auch weil wir zwei Standorte – das deutschsprachige Europa und die USA – bedienen. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Ideen und Projekten und investieren auch in unsere Inhalte.

DER TITEL EURES YOUTUBE-CHANNELS LAUTET „WE ARE HERE TO INSPIRE“. WAS GENAU WOLLT IHR DENN IN DEN USERN INSPIRIEREN?

JEREMY: Als wir damals nach Los Angeles gegangen sind, sind viele Leute auf uns zugekommen, die es toll fanden, dass wir so einen mutigen Schritt gegangen sind. Und das ist genau, was wir inspirieren wollen: dem eigenen Traum nachgehen und einfach mal Ja sagen zum Leben und den Möglichkeiten, die sich einem bieten.

WAS WAR DAS BESTE, DAS EUCH BISLANG AUF EUREN REISEN SO PASSIERT IST?

JEREMY: Unser Trip ins Death Valley war eine der schönsten Erfahrungen für mich. Wir haben an einem Sonntag nach dem Training eine Freundin getroffen und waren alle in der Laune, an diesem Abend noch etwas zu erleben. Wir haben uns also ganz spontan entschieden, einen Roadtrip zu unternehmen. Den Sonnenaufgang mitten in der Wüste zu sehen, war unglaublich.

MOACI: Es gab in den Monaten, die wir in den USA verbracht haben, einige schöne Momente, die wir nur hatten, weil wir nicht lange nachgedacht, sondern einfach gemacht haben. Nicht überlegen, wird das jetzt gut oder nicht? Frühstück im Auto, und los. Und dann passieren unglaubliche Dinge. /// www.instagram.com/moacilopes / www.instagram.com/iamjeremylopes

 

Interview: Felix Just