-
-
-
 
VENEDIG: INBEGRIFF
DER SCHÖNHEIT
„Und wenn man Touristenhorden, Kunstexponate und Karnevalstrubel satt hat, ist der goldene Sandstrand des Lido di Venezia der ideale Rückzugspunkt für diejenigen, die die Natur der Stadt vorziehen.“
9. Juli 2016

VENEDIG: INBEGRIFF DER SCHÖNHEIT

Die Lagunenstadt ist reich an Geschichte, Kunst und Kultur. Die circa 300.000 Einwohner sind stolz auf die Vergangenheit der „Serenissima“, der „Erlauchtesten“, die als tausendjährige Hauptstadt der ve­nezianischen Republik in die Geschichte einging. Aufgrund ihrer städtebaulichen Eigenart und ihrer Schönheit ist Venedig nicht nur ein beliebtes Reiseziel, sondern zählt auch zum UNESCO-Weltkulturerbe.

 

DER FILM

Das erste denkmalartige Bauwerk, das dem Auto­fahrer oder Zugreisenden in Venedig willkommen heißt, ist die Freiheitsbrücke (Ponte della Libertà), die seit 1933 die Stadt mit dem Festland verbindet. Wer aber für einen Insidertipp offen ist, lässt einfach den Wagen zu Hause stehen. Autos müssen sowieso in einem der riesengroßen Parkhäuser auf Piazzale Roma abgestellt werden. Wenn man mit dem Zug ankommt, ist es um einiges einfacher. Der Haupt­bahnhof ist wunderbar verbunden über das dichte Netz von Vaporetti, die rund um die Uhr durch den Canal Grande und sonst wohin verkehren. Eine Reise nach Venedig lohnt sich in jeder Jah­reszeit, doch Ende August und Anfang September ist eine besonders gute Zeit, denn da steht die ganze Stadt anlässlich der Internationalen Filmfestspiele im Rampenlicht. Die Internationalen Filmfestspiele Venedig wurden 1932 an einem warmen Hochsom­merabend im August in Anwesenheit des Prinzen Umberto di Savoia und der Prinzessin Maria José ins Leben gerufen – unter dem doppelten Löwen­zeichen: dem Markuslöwen, dem Wahr­zeichen der Stadt. Der Goldene Löwe wurde so zum begehrtesten Filmpreis des italienischen Stiefels.

 

DIE KUNST

Nicht nur für Kinogänger ist Venedig toll, auch die Fans zeitgenössischer Kunst kommen hier auf ihre Kosten. Alle zwei Jahre findet von Juni bis November die weltberühmte Biennale di Venezia statt. Obwohl in den letzten Jahren gleichnamige Kunstausstellungen überall entstanden sind, bleibt die in Venedig die prestigeträchtigste Biennale schlechthin. Ein absolutes Muss für die Kunstelite aus der ganzen Welt, die in den drei Eröffnungstagen die ganze Stadt für sich in Anspruch nimmt. Die Hauptschauplätze sind traditio­nell die „Giardini“ im Stadtteil Castello und „Arsenale“, früher mal Schiffswerft, Zeughaus und Flottenbasis der Republik Venedig. Die Biennale schafft es immer, Zuschauer und Kritiker zu überraschen und zu provozieren. Auf dem Giardini-Gelände stehen 28 Länderpavillons, in denen die von den jeweiligen Regierungen bestimmten Künstler ihre Arbeiten präsentieren. Und wenn man ein Kunstenthusiast ist, kann man sich das Museum nicht entgehen lassen, das dem venezianischen Maler Emilio Vedova nach seinem Tod im Jahre 2006 gewidmet wurde. Es be­findet sich in der Zattere-Gegend in den ehemaligen Salzkammern der Handelsstadt (Magazzini del Sale), wo der Künstler selbst lebte und arbeitete. Für die Renovierungsarbeiten wurde der Architekt Renzo Piano verpflichtet. Zwei weitere wichtige Ziele für Kunstinteressierte sind der Palazzo Grassi und das Museum Punta della Dogana, ehemaliger Sitz der venezianischen Zollbehörde, erkennbar an seiner dreieckigen Form, die den Canal Grande vom Canale della Giudecca trennt. Hier ist die größte Sammlung moderner und zeitgenössischer Kunst des französischen Unterneh­mers und Kunstsammlers François Pinault unterge­bracht. Für den Umbau des Palazzo Grassi hat er den japanischen Architekten Tadao Ando beauftragt. Aber in Venedig lässt es sich auch gemütlich über kleine Plätze und durch enge Gassen schlen­dern, die fast alle am Markusplatz enden. Es wird behauptet, dieser Platz sei mit dem Dogenpalast, der Markuskirche und dem Campanile „der schönste Salon“ Europas. Mit Sicherheit ist er das pulsierende Herz Venedigs, wo Einheimische und Touristen aus der ganzen Welt vor einer Kulisse atemberaubender Schönheit zusammenkommen und sich dem Dolce Vita hingeben. Von den vielen Lokalen am Rande des Platzes hebt sich das sagenumwobene Café Florian ab, wo der Besucher neben Cappuccino und heißer Schokolade auch ein Stück Geschichte der Lagunenstadt erleben kann. In den fein deko­rierten Räumen dieser venezianischen Institution versammelten sich einst Literaten und Intellektuelle – jene Kulturmenschen, die 1893 auf die Idee kamen, die internationale Ausstellung zeitgenössischer Kunst, die Vorläuferin der Biennale von heute, ins Leben zu rufen.

 

DER STRAND

Und wenn man Touristenhorden, Kunstexponate und Karnevalstrubel satt hat, ist der goldene Sandstrand des Lido di Venezia der ideale Rückzugspunkt für diejenigen, die die Natur der Stadt vorziehen. Wer hätte gedacht, dass Venedig in den Top Ten der Städte mit den schönsten Stränden der Erde ist? Der Lido di Venezia ist eine herrliche Insel, nur wenige Minuten von Venedig entfernt, die sich zwischen der Lagune und der Adria erstreckt. Man kann ihn sogar mit dem Auto erreichen, natürlich in Kombination mit einer der hin- und herpendelnden Fähren. Und der hohe Standard der Wasserqualität ist das Er­gebnis einer Reihe umweltfreundlicher Maßnahmen, die dazu geführt haben, dass der luxuri­öse Badeort die begehrte Blaue Flagge erhalten hat. Also, ab ans Meer! ///

 

Text: Mauro Galligari / Foto: Hendrik Techel