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CHICAGO:
AMERIKAS ARCHITEKTURMETROPOLE
Travel
19. August 2017

CHICAGO: AMERIKAS ARCHITEKTURMETROPOLE

Es sieht ein bisschen aus wie ein Vulkan, zu seinen Ausläufern hin gibt es hier und da ovale Löcher. Auf dem Krater sitzt eine kreisrunde Aussichtsplattform, die zu schweben scheint: 400 Millionen US-Dollar sollte das neue Lucas Museum of Narrative Art kosten. Die neue Kulturstätte sollte nicht nur ein Hort unserer modernen Erzählkultur sein, es war auch der erste Versuch der Stadt, sich ihren Titel als DIE Architekturmetropole Amerikas zurückzuerobern. Der Zuschlag ging dann aber an eine andere Stadt. Chicago erlebt architektonisch trotzdem eine Renaissance.

Im 19. Jahrhundert war Chicago vor allem Drehkreuz zwischen der US-amerikanischen Ost- und Westküste. Die Fluktuation von Bewohnern und Besuchern bedingte schon bald, dass Chicago auch Handels- und Finanzzentrum wurde. Als erste Stadt der USA plante Chicago in den 1850er-Jahren ein Abwassersystem. Die gut ausgebaute Infrastruktur der Stadt und das große Feuer von Chicago im Jahr 1871 bildeten den Nährboden für den späteren Architekturboom Chicagos. Schon gegen Ende des 19. Jahrhunderts experimentierten die Architekten mit Stahlgerüsten, erste Hochhäuser entstanden. Heute schmückt sich Chicago mit so berühmten Gebäuden wie dem John Hancock Center, der Marina City oder dem Art Institute of Chicago. Die meisten der ikonischen Bauten stammen allerdings noch von vor 1990. Nach der Jahrtausendwende kommt es zur Flaute: Hochhäuser gleichen einander und sind kaum noch zu unterscheiden. Kunst- und Kulturstätten scheinen der gleichen Blaupause entsprungen zu sein.

Seit kurzem aber erlebt die Chicagoer Architektur eine Renaissance. Die Vista Residences, drei Türme mit geschwungener Fassade, werden nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2020 das höchste Gebäude der Erde sein, das von einer Frau entworfen wurde. – Die 250 Meter hohen Wohngebäude des New Yorker Architekten Rafael Viñoly muten mit ihrer schlichten Form und schimmernden Glashaut an wie eine Hommage an den Willis Tower und sollen nach Abschluss der Bauarbeiten zusammen über 1.400 Apartment-Einheiten beherbergen.

Die vielen kleinen Brücken der Stadt, die sich für Segelschiffe behäbig öffnen und wieder schließen, das Wrigley’s-Gebäude aus den 1920er-Jahren, das an die Kathedrale von Sevilla erinnert, und das in Glas gehüllte Trump International Hotel and Tower – sie alle sind Teil einer Symphonie, die Chicago als Architektur-Hotspot so wichtig macht. /// www.choosechicago.com

 

Text: Felix Just

19. August 2017 Travel m #49 zum mate.style.lab