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ALL I WANT IS YOU
Come on over!
2. Oktober 2018

ALL I WANT IS YOU

Die noch recht junge 4er-Serie ist, wenn man so will, der Twen unter den Modellreihen von BMW. Kein Kind mehr, aber auch lange nicht bereit, den Platz unter der Motorhaube gegen mehr Platz im Kofferraum auszutauschen. Als Viersitzer und mit einem Gewicht von rund 1,8 Tonnen, das vor allem dem Hardtop geschuldet ist, ist es nicht so agil wie etwa das 2er-Cabrio – das darf allerdings nur in der Theorie von sich behaupten, vier Personen könnten gleichzeitig darin fahren. Genau hier liegt der große Vorteil des 4er-Cabrios: Es ist kein Auto für große Reisen oder gar praktische Angelegenheiten wie etwa einem Umzug oder den Transport größerer Einkäufe, sondern in erster Linie für Spritztouren und Spazierfahrten mit Freunden gemacht. Ein Cabrio darf auch gar nicht vernünftig sein.

Es handelt sich, wie gesagt, bei der BMW 4er-Serie um eine noch recht junge Modellreihe des bayerischen Autoherstellers. 2013 zeigte BMW sie erstmals auf der Autoshow in Detroit. Die 4er-Designs sollten nicht nur Nachfolger für die 3er-Linie sein, sondern stellten gleichzeitig eine Antwort auf Audis A5 Coupés und Cabrio dar. Wie alle BMW-Modelle hat auch das 4er-Cabrio eine schmalere Schnauze verpasst bekommen und die mittlerweile typischen Voll-LED-Scheinwerfer, die so schön fies gucken im Dunkeln. Gleichzeitig hebt sich der Hintern leicht in die Höhe und das Auto scheint sich so selbst im Stand immer kurz vor dem Angriff zu befinden. Sexy. Im Inneren trifft das Auge auf Bootsoptik, die je nach Ausstattungslinie mal sportlicher, mal luxuriöser daherkommt. Dass BMW sich bei der Gestaltung des Cockpits und sonstigen Innenraums nicht lumpen lässt, müssen wir an dieser Stelle keinem mehr erzählen. Die asymmetrische Mittelkonsole und die intuitiven – danke! – Bedienelemente für den Fahrer sind gut zu ertasten, sodass der Blick eigentlich nie von der Straße genommen werden muss. Außer vielleicht, um zu gucken, wer guckt.

Also, wie ist das jetzt eigentlich mit der Unvernunft? Nun, ab Einsteigen dauert es ziemlich genau 20 Sekunden, bis sich das vermeintliche Coupé in ein Cabrio verwandelt. Das geht mittlerweile sogar bei einer Fahrgeschwindigkeit von bis zu 18 km/h. Dann entfaltet der Wagen endlich sein volles Genusspotenzial – und der Twen wird auch im Fahrer wach. Mit Freunden, oben ohne und bei Bässen, die die Magengegend massieren, durch die Innenstadt düsen? Da wird man gleich ein bisschen albern. Von der Luft, die während der Fahrt um die wohlgeformte Karosserie strömt, merkt und vor allem hört man aufgrund des smarten Designs auch bei hohen Geschwindigkeiten nicht viel und kann sogar ungestört telefonieren. Wer sein 4er-Cabrio jetzt noch mit Nackenheizung ausgestattet hat, muss selbst bei kühleren Temperaturen nicht auf wirklich nur ein bisschen Wind um die Nase verzichten.

In der 430i-Variante, die wir fahren durften, steckt übrigens ein Vierzylinder, der für seine Zwecke vollkommen ausreichend ist. Von 0 auf 100 schafft er es in 6,3 Sekunden und verbraucht in Kombination 6,3 bis 5,9 Liter.

Müsste man das 4er-Cabrio kritisieren, so könnte man Punktabzug in Sachen Übersichtlichkeit vergeben, wenn das Verdeck geschlossen ist. Allerdings ist dies eine Schwäche, die allen Cabrios zuteilwird und die durch Fahrerassistenzsysteme gut aufgefangen wird. Die adaptiven Fahrmodi SPORT, SPORT+ und COMFORT würden dem Wagen auch serienmäßig gut zu Gesicht stehen, sind allerdings optional.

 

Und wann schließen die Hersteller endlich die Lücke zwischen Fahrersitz und Mittelkonsole? Wer sein Smartphone beim Einsteigen in der Hosentasche noch sicher glaubt, der findet es genau dort wieder, wenn die Fahrt beendet ist – im Modus SPORT+ garantiert. Allerdings stehen die Bedürfnisse von luxusautosverwöhnten Redakteuren oder aus der Tasche fliehende Telefone in keinem Verhältnis zum Spaß und Wind-um-die-Ohren-Gefühl, die ein solcher Wagen im Fahrer auslöst. Also: Verdeck runter und turn your radio on! /// www.bmw.de

 

Text: Felix Just

2. Oktober 2018 Design m #53 zum mate.style.lab