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A MATTER OF PRIVACY
„Ich kenne ganz wenige Menschen – nicht einmal eingefleischte Funktionalisten –, die eine besondere Raumhöhe nicht als angenehm empfinden.“
22. November 2016

A MATTER OF PRIVACY

Der eine spricht von „Kontrolle über Informationen“, ein anderer von noch „unberührtem Wissen über die eigene Person“ und ein wieder anderer nennt es ganz umständlich „Abwesenheit fremder Gewalt über die Details eines Lebens“. Sie bestimmt zu einem gewissen Grad die Macht, die wir über eine Person haben oder nicht haben, erlaubt uns Beziehungen zu lenken und wird von einigen sogar als Indikator für Autonomie und die freie Gesellschaft wahrgenommen. Viele Philosophen haben sich daran versucht zu beschreiben, was Privatsphäre bedeutet. Architekt Alexander Diem hat sie einfach gebaut.

 

Dabei war die Idee hinter der Villa am See eigentlich eine ganz andere.

„Die übergeordnete Idee hinter der Villa am See war es, ein zeitgenössisches Projekt zu realisieren, das sich in das Ensemble der umliegenden Ortschaft einfügt“, erklärt Diem. Der Bau im Westen Österreichs will keine Provokation sein, sondern Möglichkeit zur Kontaktaufnahme. Die Holzfassade lädt mit ihren aufwendigen Verzierungen geradezu ein, sie zu berühren. Gleichzeitig bietet sie den Bewohnern der Villa Schutz vor neugierigen Augen und ungewollten Besuchern. Die Paneele können individuell gesteuert werden und fungieren so entweder als Sichtschutz oder Willkommensgruß. Kontrolle gleich Privatsphäre.

Im Inneren der Villa herrscht eine strikte Hierarchie der Räume, die sich von der Aufenthaltsdauer der Bewohner ableitet. Auch wenn der Übergang vom öffentlichen in den privaten Bereich fließend ist, unterscheiden sich die einzelnen Wohnzonen doch in einem Aspekt gewaltig: Je tiefer man sich in die wahr gewordene Idee des Wiener Architekturbüros begibt, desto großzügiger und doch gemütlicher werden die Zimmer. Gerade die Deckenhöhe in den Wohnräumen ist beachtlich. 5,60 Meter stehen konträr zur Privatheit dieser Bereiche der Villa. „Ich kenne ganz wenige Menschen – nicht einmal eingefleischte Funktionalisten –, die eine besondere Raumhöhe nicht als angenehm empfinden. Speziell in Wien sind in gründerzeitlichen Altbauten Raumhöhen von 3,60 Meter normal. Man bekommt den Kopf frei und hat buchstäblich mehr Luft zum Atmen.“

 

Der nächste Luxusbau ist übrigens schon in Bau. Details über den Auftraggeber oder den Standort wollte Diem aber nicht verraten. So viel Privatsphäre muss sein. /// www.alexdiem.com

 

Text: Felix Just

22. November 2016 Design m #45 zum mate.style.lab