WANN IST EIN MANN EIN MANN?
Sex im Fahrstuhl, das Glas Wein nach Feierabend, ein 24-Stunden-Klubmarathon: Glück ist subjektiv und hängt immer auch davon ab, wo wir uns gerade befinden und was wir gerade tun. Lebensmodelle sind heute nicht mehr starr und unveränderlich. Wer heute eine Firma leitet, kann morgen schon in Südamerika eine Kommune für Aussteiger gründen. Mit dem Skateboard zum Job in der DB-Zentrale? Wieso nicht? Chef sein und am Wochenende nackt in Berlin tanzen? Das geht! Jeder Mann ist anders, und kein Mann ist nur ein paar Zentimeter Schwellkörper und Sixpack. (Wenn er denn eines hat!)
Zigarette im Mund, glatt rasiert, enge Jeans, verwegener Blick: Der Marlboro-Mann war seit den 1950er-Jahren bis weit in die 1970er-Jahre so etwas wie das Abziehbild der Männlichkeit. Heute sind Zigaretten weitgehend verpönt, die morgendliche Rasur ist einem Dreitagebart gewichen und die Jeans sitzt lockerer. Der James-Dean-Patentblick ist noch immer ein gutes Accessoire in allen Lebenslagen. Fotograf Mario Testino war einer der Ersten, der den Mann als sexuelles Objekt auch in Mainstream-Medien abbildete. Er räumte dem männlichen Hinterteil Erotik ein, als es eigentlich noch keiner sehen wollte. Männer sind sexy? Unbedingt! Dabei ist es völlig gleich, ob er zwanzig oder fünfzig ist. Ob er bis in die Morgenstunden im Klub abhängt oder schon um 5:30 Uhr erste E-Mails checkt. Es ist egal, ob er einen Sportwagen fährt oder nur vom Ferrari träumt. Verantwortung soll er übernehmen, muss sich deshalb aber nicht länger selbst kasteien. Brad Pitt brachte Fanherzen zum Schmelzen, als er in „Thelma & Louise“ als J. D. mit jugendlichem Charme Geena Davis um den Finger wickelte. Dem blond gelockten Blutsauger hingen die Zuschauer im „Interview mit einem Vampir“ weiter an den Lippen. Dicke Muckis und eine schwere Psychose in „Fight Club“? Ein Jahr nach dem Release des Blockbusters wird Brad Pitt ein zweites Mal zum „Sexiest Man Alive“ gekürt.
Es gibt dicke Männer, dünne Männer, kleine Männer, große Männer, Männer mit Humor und Männer, die gern Disney-Filme schauen. Meine Schwester findet ja, Männer heulen nicht. Sie sagt, Männer müssen Beschützer sein. Meine Mutter findet, Männer müssen kochen können. Als Kind war ich fasziniert davon, was meine männlichen Verwandten so alles zu schleppen vermochten: Bierkisten, Tische, mich! Heute weiß ich natürlich: So stark waren die gar nicht.
Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er Muskeln hat? Wenn er Raketen baut? Wenn er Geld hat? Auch Deutschlands bekanntester Modeblogger und Mate-Gastautor Riccardo Simonetti beschäftigt sich in unserer Jubiläumsausgabe mit dieser Frage. Er erzählt, was einem als langhaariger Mann so auf öffentlichen Toiletten passiert und warum Männer mit langen Haaren die besseren Liebhaber sind.
Außerdem trafen wir Nacktkoch und YouTube-Star Adrian De Berardinis zum Interview. Der coole Kanadier verriet uns, ob Kohlenhydrate wirklich so schlecht sind und was Kochen mit Sex zu tun hat.
Wir haben uns Work-out-Tipps von Clebrity-Trainer Dave Catudal geholt und erforschen das Internetphänomen Gus Kenworthy. In der nunmehr zweiten Body Edition zeigen wir außerdem die besten pflanzlichen Proteinquellen und sprechen mit Detox-Expertin Astrid Purzer über die Vorteile und Regeln einer Entgiftung. Rohkost und Säfte über Wochen? Bei all dem Körperkult, den wir betreiben, um mehr wie Brad Pitt zu sein, ist die beste Diät mitunter ganz einfach: Tiefkühlpizza und Bier.
Manchmal sind wir eben doch nur Männer. ///
Felix Just
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Schlagworte: Adrian de Berardinis, Culture, Dave Catudal, Joseph Wolfgang Ohlert, Mate, Riccardo Simonetti
Hintergrundbild: © Clemens Bednar