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SUPERMONACO
„Über die Hälfte der Monegassen sind Millionäre. Kaum ein Ort verlangt höhere Preise für die Wohnfläche pro Quadratmeter. Nirgends sonst am Mittelmeer verkehren mehr Pelze.“
6. August 2016

SUPERMONACO

Mein erster Eindruck von der Stadt am Mittelmeer schimpft jedes Klischee eine Untertreibung. In Hermelin gekuschelt wackeln zwei leicht übergewichtige Frauen eiligen Schrittes die gewundenen Straßen der Stadt hinunter, die Arme müde vom schweren Geschmeide an den Gelenken. Jugendliche in Anzügen unterhalten sich lautstark an einer roten Ampel, vor uns eine Limousine mit getönten Scheiben. Dabei sind die meisten Menschen, die da so geschäftig in den Straßen des Zwergstaates auf und ab laufen, gar nicht so vermögend. Zum größten Teil sind sie noch nicht einmal Bürger Monacos.

 

Eingefasst von Seealpen und Mittelmeer und gerade einmal 2 Quadratkilometer groß: Der Zwergstaat zwischen Frankreich und Italien ist trotz seiner Größe ein Land der Superlative. Kein Staat hat eine höhere Einwohnerdichte als Monaco. Über die Hälfte der Monegassen sind Millionäre. Kaum ein Ort verlangt höhere Preise für die Wohnfläche pro Quadratmeter. Nirgends sonst am Mittelmeer verkehren mehr Pelze.

Über 40.000 Menschen kommen täglich in die Stadt zum Arbeiten, erklärt mein Fahrer. Aufgrund eines Abkommens mit den Nachbarn aus Frankreich haben französische Arbeiter nichts von der Steuerfreiheit der Monegassen. Eine Wohnung in Monaco können sich die wenigsten leisten. Architektonisch ist die Stadt bis auf wenige historische Bauten nicht besonders hübsch. Erstaunlich ist allerdings, wie viel Lebensraum die Regierung auf so wenig Quadratkilometern geschaffen hat. Ein wenig erinnert alles an eine freundliche Kleinstadt in Ostdeutschland … mit Küste, mehr Sonnenstunden und teuren Autos. Die braucht allerdings nur, wer nicht darumkommt oder zu viel Zeit hat. Die Zehntausende, die jeden Tag in das ehemalige Casinoparadies pilgern, machen ein Vorwärtskommen zur Rushhour nahezu unmöglich. Viele Menschen greifen deshalb auf Busse zurück. Ich selbst teste während meines Aufenthalts auch den öffentlichen Nahverkehr des Fürstentums. Nach zehn Minuten allerdings gebe ich es auf, aus dem Fahrplan schlau zu werden. Eine ältere Frau an der Bushaltestelle bemerkt meine Verzweiflung. Ausgerechnet an dem Tag, an dem ich mich entschließen kann den Bus zu nehmen, regnet es. Sie spricht mich auf Französisch an. Ich frage sie, ob sie auch Englisch spreche. Bien sure!

Die Monegassen und die Italiener und Franzosen, die in Monaco arbeiten, sprechen nicht nur hervorragend Englisch, viele sprechen sogar ein bisschen Deutsch. Und anders als die Pariser haben sie auch kein Problem damit. Überhaupt ist Monacos Bevölkerung internationaler, als man es dem alteingesessenen Fürstentum zutrauen möchte. Über einhundert verschiedene Nationen leben auf allerengstem Raum zusammen. Das macht sich nicht nur in der Sprachvielfalt bemerkbar, auch Monacos Küche hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer mehr seinem durchaus internationalen Publikum angepasst. Während eines gemeinsamen Lunchs erzählen mir die Botschafterin des Tourismusbüros und die Marketing-Managerin des Columbus Hotel von den Plänen, ein chinesisches Restaurant zu eröffnen. Es wäre das erste in Monaco. Nachfrage für ein solches Restaurant besteht. Das Geschäft mit dem Tourismus boomt. Unter der Woche fliegt der Heli-Shuttle zum Flughafen alle zwanzig Minuten. Die Casinos machen nur noch einen verschwindend geringen Teil der Staatseinnahmen aus. Überhaupt hat der Stadtstaat weitaus mehr zu bieten als Black Jack und Roulette. Das Dance Forum beherbergt nicht nur die Les Ballets de Monte-Carlo, es lädt regelmäßig auch internationale Choreografen und Ensembles aus aller Welt ein. Der Jardin Exotique im Nordwesten der Stadt ist ein Labyrinth aus riesigen Kakteen und anderen Sukkulenten. Die Anlage ist teilweise in den Felsen gebaut, und ein Rundgang kommt einem Abenteuerspaziergang gleich. In unmittelbarer Umgebung zum Palast des Fürsten befindet sich das Ozeanografische Museum. Es ist so nah an den Klippen gelegen, dass man meinen möchte, findige Architekten hätten lediglich flächenweise Glas in das Untergeschoss eingebaut und man schaue direkt in das Mittelmeer und nicht etwa in ein Aquarium. Und in den oberen Etagen scheint es, als hätte Fürst Albert den Set-Designern vom Goldenen Kompass ein paar Millionen in die Hand gedrückt und sie ihrem Einfallsreichtum überlassen: Walskelette hängen vor einer Kulisse aus wunderschönen Glasvitrinen und Riesenkraken aus Pappmaschee, an den Wänden wandeln ausgestopfte Pelzmonster über Regale und Schaukästen, und auf dem Dach steht eine uralte Harpune.

Wer von dem Straßengewirr Monacos nicht eingeschüchtert ist und fernab der Hauptstraßen wandelt, wird in schmalen und schmalsten Gassen auf unzählige kleine Läden treffen, die mal Souvenirs verkaufen, mal unverschämt teuren Schmuck für die Besserverdienenden feilbieten, die in Monaco ein Zuhause für sich und ihr Geld gefunden haben. Allen diesen Läden und Boutiquen gemeint sind aber die allgegenwärtigen Bildnisse ihres heiß geliebten Fürstenpaares. In den Schaufenstern darf es auch mal etwas kitschig werden – eine Lichterkette hier, ein in Rosen gebettetes Foto ihrer Fürstin da – mehr ist super in Monaco. / www.visitmonaco.com

 

Text: Felix Just / Fotos: Monaco Pressezentrum