GRAN CANARIA
Der Dünenstrand von Maspalomas und das für sein Nachtleben bekannte Yumbo Center gelten seit jeher als Paradies für schwule Urlauber. Doch Gran Canaria hat mit seiner Vielfalt an Natur und Kultur weit mehr zu bieten, als man vielleicht erwartet.
CHARMANTES FISCHERDORF
Während die Urlauber auf die Insel zurückkehren und sich die Hotels im Süden wieder füllen, sollte man es nicht versäumen, auch andere Teile der Insel kennenzulernen. Etwa bei einem Ausflug in das zwanzig Minuten westlich von Maspalomas gelegene Fischerdorf Puerto de Mogán. Trotz einer umfangreichen touristischen Infrastruktur rundherum, hat sich das Dorf seinen charmanten Charakter bewahrt. Mit seinen engen Gassen, kleinen Kanälen und von pinken Bougainvilleas umrankten weißen Häusern gilt Puerto Mogán als eines der malerischsten Dörfer an der Küste Gran Canarias. Rund um den Hafen finden sich zahlreiche Restaurants und Cafés mit Blick auf traditionelle Fischerboote und luxuriöse Yachten. Ein künstlich angelegter Sandstrand lädt dazu ein, sich ausgiebig zu sonnen und im kristallklaren Wasser zu schwimmen. Ebenfalls einen Besuch wert ist die mit modernen Skulpturen bestückte Altstadt von Agüimes. Im Jahr 1491 von den spanischen Eroberern im Auftrag der katholischen Könige als Bischofssitz gegründet, ist die Stadt mit ihren engen Gassen, kleinen Plätzen und bunten Häusern ein echtes Schmuckstück. Neben Geschäften und Restaurants mit typisch kanarischer Küche – darunter Schnecken und das Fleisch von schwarzen Schweinen – erinnern die bereits erwähnten Skulpturen von Arbeitern, Kindern oder Tieren an das alltägliche Leben in einer Kleinstadt. Der Besuch von Agüimes lässt sich zudem ideal mit einem Besuch der Schlucht von Guayadeque verbinden. Entlang einer kurvenreichen Straße, die durch das Tal bis hinauf zu einem Aussichtspunkt mit Restaurants führt, säumen zahlreiche Höhlen die Hänge, in denen früher die Ureinwohner Gran Canarias lebten.
GIPFELSTÜRMER
Wen es hinaus in die Natur zieht, für den hält Gran Canaria jede Menge Ausflugsziele bereit. Ein Klassiker ist die kurzweilige Wanderung zum Roque Nublo, einer phallusförmigen Felsnadel, die sich auf einem Gesteinsplateau erhebt. Mit über 1.800 Metern zählt der „Wolkenfels“ zu den höchsten Erhebungen der Insel und ist eines ihrer Wahrzeichen. Bei klarer Sicht zeichnet sich am Horizont der Vulkankegel des auf der Nachbarinsel Teneriffa gelegenen Teides ab. Noch etwas höher hinaus geht es beim Besuch des 1.949 Meter hohen Pico de las Nieves, den man bequem mit dem Auto erreichen kann. Von der Spitze des erloschenen Vulkans eröffnet sich der Blick über das Inselinnere samt dem Roque Nublo. Ein weiterer, inzwischen sehr beliebter Fotostopp ist die Schlucht Barranco de las Vacas, die man am besten mithilfe von GPS, etwa über Google Maps, ansteuert. Da es an der engen, kurvigen Straße GC-550 kaum Parkmöglichkeiten gibt, gestaltet sich der Besuch etwas schwierig. Dafür wird man nach ein paar Minuten Wanderung mit einem Blick in einen zwar kleinen, aber farbintensiven Canyon belohnt. Nicht weniger spektakulär ist der Besuch des in der Nähe von Grans Canarias Hauptstadt Las Palmas gelegenen Pico de Bandama, einem grün bewachsenen Vulkankegel, den man ebenfalls leicht mit dem Auto erreicht.
Wer mehr über die Pflanzenwelt der Kanaren erfahren möchte, stattet am besten dem Botanischen Garten von Gran Canaria einen Besuch ab. Der südwestlich von Las Palmas gelegene Jardín Botánico Canario Viera y Clavijo liegt an einem Steilhang der Guiniguada-Schlucht, die mit ihren Wasserfällen, Felsenhöhlen und unterschiedlichen Höhenlagen einen idealen Standort für die Pflanzenwelt der Kanarischen Inseln bietet.
Überhaupt sollte man einen Besuch der Inselhauptstadt Las Palmas de Gran Canaria auf alle Fälle einplanen. Deren Altstadt Vegueta zeugt von einer bewegten Vergangenheit. Vom Dach der mächtigen Kathedrale bietet sich ein grandioser Blick über die Stadt. Rundherum laden enge und farbenfrohe Gassen zum Entdecken ein. Zu den Highlights gehört ein Besuch der Casa de Colón. Das aus dem 15. Jahrhundert stammende Haus des ehemaligen Gouverneurs diente Christoph Kolumbus vor seinem Aufbruch in Richtung Nordamerika im Jahr 1492 als Quartier. Heute ist das prachtvolle Gebäude ein Museum, das sich mit den Entdeckungsreisen von Kolumbus beschäftigt und einige Exponate aus dessen Besitz zeigt.
FEIERN EINER UTOPIE
Auch das auf den Kanarischen Inseln so beliebte Strandleben kommt in der knapp 400.000 Einwohner zählenden Stadt nicht zu kurz. Der Stadtstrand von Las Palmas hat alles, was man sich wünscht. An der Playa de las Canteras trifft der goldgelbe Sandstrand auf das von einem Riff geschützte Meer. Während sich am südlichen Ende nahe dem architektonisch interessanten Auditorio Alfredo Kraus die Surfer tummeln, kann man etwas nördlich unbeschwert schwimmen oder schnorcheln. Entlang der Strandpromenade findet man zahlreiche Cafés und Restaurants – darunter auch das in der lokalen LGBT-Szene beliebte La Bikina, dessen Inhaber Angél vor neun Jahren von Madrid auf die Insel zog. Für den 49-jährigen ehemaligen Journalisten hatte Gran Canaria wie für viele seiner Generation eine ganz besondere Ausstrahlung. „Als wichtigster Hafen zwischen Europa, Afrika und Südamerika war Las Palmas in Hinblick auf Toleranz dem spanischen Festland um viele Jahre voraus. Es war wie eine Utopie, jeder war hier willkommen.“ Kein Wunder, dass die Insel in den 1980er-Jahren zum beliebten Urlaubsort der spanischen und internationalen Szene wurde. Als eine der wenigen Bars an der Strandpromenade hat das La Bikina ganzjährig geöffnet.
Wenn Angél das Urlaubsfieber packt, fährt er einfach in einer guten halben Stunde in den Süden der Insel. „Maspalomas ist für uns wie Urlaub, wir gehen an den Strand, machen Sport, besuchen Restaurants und shoppen.“ Da sind er und seine Freunde nicht anders als Urlauber aus Deutschland, Österreich oder der Schweiz. ///
Text: Dirk Baumgartl
Schlagworte: Gran Canaria, Spanien, Travel