-
-
-
 
BERGGORILLAS
VON RUANDA
Travel
17. Juli 2020

BERGGORILLAS VON RUANDA

Mit rund 26.000 Quadratkilometern ist Ruanda ein vergleichsweise kleines Land ohne nennenswerte Rohstoffvorkommen. Der Tourismus spielt eine dementsprechend große Rolle für die Wirtschaft. Man bemüht sich dabei, keine Massen durchzuschleusen, sondern nachhaltige, umweltschonende, ja sogar umweltverbessernde Maßnahmen zu implementieren.

Haben die Bauern früher einen Gorilla einfach getötet, wenn er vom Berg herunterkam, um etwas von ihrem leckeren Bambus zu futtern, so wissen sie mittlerweile, dass die Gorillas wichtig sind für Ruanda. Ein Gorilla-Kahlfraß wird heute einfach der Behörde gemeldet und der Bauer für den Verlust entschädigt. Das kostet natürlich Geld, das über das Gorilla-Programm wieder eingenommen werden soll.

1.500 US-Dollar kostet es inzwischen, eine Erlaubnis zu erwerben, die eine Tour zu den Gorillas ermöglicht. Davon werden auch die Tracker und Ranger bezahlt und neues Land von den Anrainern gekauft, um das Habitat zu vergrößern. Die Zahl der Gorillas hat sich durch das Programm in den letzten dreißig Jahren mehr als verdoppelt. Die Population stieg von 250 auf über 600 Gorillas im Vulkan-Nationalpark.

Ausgerüstet mit wasserdichten Wanderstiefeln, Stulpen, Regenjacken, Kapuzen und Handschuhen, um sich durch das Dickicht zu schieben, beginnt der Aufstieg auf den Vulkan. François, der schon Tracker bei der berühmten Zoologin Dian Fossey war, erzählt uns von seiner besonderen Verbindung zum alten Silverback, dabei hüpft er mit trommelnden Fäusten hoch und grunzt wie ein Gorilla. Als er dann auch noch plötzlich in den Bambusstamm neben ihm beißt und ein Stück mit den Zähnen rausreist, das er dann schmatzend zerkaut, lacht die Gruppe herzlich los und wir sind uns sicher, dass wir in guten Händen sind. Das Lachen vergeht uns allerdings schnell, denn mit zunehmender Steigung wird der Dschungel dichter und nahezu unpassierbar. Trotz kühler 16 Grad erreichen wir nach einer guten Stunde durchgeschwitzt die Gorillas. Eine Gorillamutter mit ihrem Kind auf dem Arm knabbert an Bambushalmen – wesentlich gesitteter als vorher François! Wir folgen den beiden durch den Dschungel. Auf einer Lichtung treffen wir dann den Rest der Familie: In der Mitte sitzt Papa Silberrücken dick und bräsig und futtert. Es tauchen immer mehr Gorillas auf. Völlig ungestört führen sie sich genüsslich den Bambus zu. Wir machen unsere Fotos und filmen, während ein Halbstarker sich aufrichtet und mit den Fäusten auf seine Brust trommelt. Die Vorführung motiviert auch das kleine Gorillababy, das etwas tollpatschig aufsteht und schon beim ersten Versuch, sich auf die Brust zu trommeln, so stark zuhaut, dass es rückwärts umfällt und einen Purzelbaum schlägt.

Schnell ist unsere Stunde mit den Gorillas vorbei und wir steigen und rutschen sehr zufrieden und schweigend wieder hinab. Der Tag ist aber erst zur Hälfte rum. Als wir zurück in unsere Lodge kommen, werden uns gleich die völlig verdreckten Stiefel abgenommen, und in unserer großzügigen Unterkunft brennt bereits ein wärmendes Feuer im Kamin.

WILDERNESS SAFARIS

Nur 15 Minuten vom Vulkan-Nationalpark entfernt liegt die Bisate Lodge. 2017 an einen Hang gebaut, gleichen die Räume Bienenwaben oder großen Nestern mit einem Balkon, von dem aus man die atemberaubende Landschaft genießen kann.

 

Wie bei allen Lodges von Wilderness Safaris fehlt es an nichts. Trotzdem ist der Anbieter nicht einfach nur ein Reiseveranstalter, sondern ein bisschen auch Teil einer neuen Umweltbewegung. Wilderness Safaris investiert nur in Ländern, wo unter nachhaltigen Umweltaspekten an der Seite der Regierung ein Mehrwert für alle geschaffen werden kann. Dazu zählt unter anderem die Verwendung lokalen Baumaterials. Für den Bau der Lodges wird so wenig wie möglich importiert. Jede neue Lodge versorgt sich über Solarenergie autark mit Strom. Investitionen in die umliegende Infrastruktur gehören genauso dazu wie Entwicklungsprogramme und Ausbildung. In Bisate arbeiten nur Einheimische. Voller Stolz präsentiert der Koch abends sein Essen und der Sommelier preist die unzähligen Weine mit seinem Wissen an. Gerade erst hat Wilderness eine zweite Lodge in Ruanda eröffnet – im Akagera-Nationalpark. Auf die fünfzig verfügbaren Stellen haben sich 1.500 Menschen beworben. /// www.wilderness-safaris.com

 

Text & Fotos: Vasco Pridat