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AT HOME:
ANDREU DAVID
Design
12. März 2017

AT HOME: ANDREU DAVID

„Leidenschaft, Durchhaltevermögen und ein starker Wille sind die Eigenschaften, ohne die ich es in dem Business nie zu etwas gebracht hätte. Ich habe zwanzig Jahre lang in New York gelebt, bevor ich nach Los Angeles gezogen bin. Mr. Frank Sinatra hatte nicht ganz unrecht, als er sagte, wer es in New York schafft, schafft es überall in der Welt.“

 

Im zarten Alter von fünf Jahren begann Andreu David, seine Garderobe nach Farbe zu sortieren. Mit zwölf Jahren erlernte er das Nähen. Mit einer Schauspielerin und Schönheitskönigin als Mutter und als Enkel eines Schneiders war es für den Sohn philippinischer Immigranten nur noch ein kleiner Schritt zum eigenen Label. Wir besuchten den Designer in seiner Wohnung in Los Angeles.

„Als Sohn einer Immigrantenfamilie habe ich schon als Kind gelernt, nicht aufzugeben und für meinen Traum einzustehen.“ Bevor Andreu David allerdings sein eigenes Label mit dem klangvollen Namen #HOOKER gründete, verdingte er sich bei den ganz Großen der Branche und designte unter anderem für Hermès, Ralph Lauren und Banana Republic.

Der Name des neuen Labels für Männer ist aber nicht nur ein Wink mit der Stripperstange in Richtung West Hollywood, David versteht #HOOKER auch als Kommentar zu einem voranschreitenden Verzicht der Community auf echte Begegnungen. „In einer Gesellschaft, in der die Facebook-Persona wichtiger scheint als das Pendant aus Fleisch und Blut, wird es immer einfacher, andere Menschen nach oberflächlichen Eigenschaften abzuurteilen. Und weil wir uns per Mausklick hinter unserem digitalen Alter Ego verstecken können, drohen Cyberbullies oft auch keine Konsequenzen. Die virtuelle Welt, in der wir uns bewegen, erinnert nicht ohne Grund an die Dynamiken einer High School, obwohl du deinen Bullies dort zumindest noch gegenübertreten konntest. Keiner verdient es, von anderen herumgeschubst zu werden. Wir wollen doch eigentlich alles das Gleiche: mehr oder weniger unbeschadet durch dieses eine Leben kommen, das uns gegeben wurde. Deshalb habe ich es mir auch zum Ziel gemacht, für Akzeptanz und Verständnis in unserer Gesellschaft zu werben. Jeder einzelne von uns hat etwas Einzigartiges zu bieten. Voraussetzung dafür ist aber, dass wir die Mauern aus Ignoranz und Angst einreißen und aus unseren ganz eigenen Kämpfen, die wir in uns austragen, als Sieger hervorgehen. Mein Bruder Arnell hat seinen Kampf gegen den Krebs leider verloren. Er hat viele Menschen in seinem Umfeld mit seiner Kunst berühren können – sozial benachteiligte Kindern, denen er Kunst unterrichtete, aber auch mich. Ohne ihn hätte ich nicht den Mut aufgebracht meine Firma AD5 Inc. zu gründen und Hashtag Hooker zu launchen.“

„Ich bin vor zweieinhalb Jahren nach Los Angeles gekommen und vor sechs Monaten innerhalb der Stadt noch einmal umgezogen – Downtown. Hier habe ich das Gefühl, in einer urbanen Umgebung zu leben, ein wenig vermisse ich New York nämlich schon.“

„Mein Apartment ist der Ort, an dem sich mein gesamtes Leben abspielt. Ich schlafe hier nicht nur, ich arbeite in meinem Zuhause, ich bin kreativ, empfange Besuch … Nur gegessen wird hier eher selten. Vielleicht liegt es daran, dass ich Mr. Right noch nicht gefunden habe, vielleicht daran, dass ich als Unternehmensgründer einfach wenig Zeit habe.“ Ähnlich seinen Entwürfen für #HOOKER ist auch Davids Apartment der spielerische Zugang seines Bewohners anzusehen. Alt und Neu, Chic und Trash koexistieren friedlich miteinander, David selbst spricht von „aufgeräumter Exzentrik“. „Ich habe Spaß an Ironie und erfreue mich an Gegensätzen. Mein Schlafzimmer ist der Ort, an dem ich Ruhe finde und an den ich mich zurückziehe, wenn mir alles zu viel wird.“

Und wenn er nicht gerade in Los Angeles leben würde? Seitdem David Gelegenheit hatte, in Paris zu leben, hat er das Gefühl, in der französischen Hauptstadt eine zweite Heimat gefunden zu haben. „Ich hatte schon immer eine Affinität zu Paris. Während meiner Zeit für Hermès lebte ich dort, und wann immer ich zurückkehre, habe ich das Gefühl, ich wäre zu Hause. Als wäre ich in einem früheren Leben schon einmal dort gewesen. Und die französischen Männer sind natürlich auch nicht zu verachten!“ (lacht) /// www.hashtaghooker.com

 

Text & Interview: Felix Just / Fotos: Josh Williams – www.joshwilliamsphotography.com