BUDDY CAR OF THE YEAR 2024
Der Hype um E-Autos legt sich ein wenig. Vielen wurde klar, dass wir erst am Beginn einer neuen automobilen Ära sind. Zum einen werden in den nächsten Jahren große Fortschritte bei der Batterietechnologie erwartet. Diese versprechen deutlich mehr Reichweite bei gleichzeitig erheblich geringeren Produktionskosten, denn der größte Kostentreiber bei E-Autos ist nach wie vor die Batterie. Wird sie günstiger, sinken auch die Preise für elektrische Fahrzeuge, was wiederum zu mehr erschwinglichen Modellen auf dem Markt führt. Hersteller wie Volkswagen und Renault peilen in den nächsten ein bis zwei Jahren Einstiegspreise von rund 25.000 Euro für ihre kompakten Modelle an. Gute Aussichten also!

Zum anderen muss aber noch die Ladeinfrastruktur deutlich wachsen. Bislang kommt der Ausbau von Ladesäulen nicht schnell genug voran, um in wenigen Jahren Millionen von E-Autos bequem „an jeder Ecke“ aufladen zu können. Trotz der Herausforderungen ist eines gewiss: Letztendlich führt kein Weg am E-Auto vorbei. Dies beweist unser Buddy Car of the Year 2024 – ein erschwinglicher, kompakter und hübscher Stromer. Gleichzeitig trauern wir ein wenig der alten, unvernünftigen Autowelt nach, denn seit diesem Jahr sind die beiden Design-Ikonen Audi TT und Audi R8 Geschichte. Ihre Produktion wurde eingestellt. Hoffen wir mal auf ihre Wiedergeburt mit E-Antrieb.

MERCEDES EQE SUV – DIE ROLLENDE WELLNESS-OASE
Mit dem Aufbruch in die elektrische Autowelt bricht eines der wichtigsten Unterscheidungsmerkmale zwischen Fahrzeugen weg: der Verbrennungsmotor. Im Idealfall erzeugt ein E-Antrieb keine Geräusche und hat immer eine gleichmäßige Kraftentfaltung. Egal ob in einer luxuriösen Limousine oder im Kleinwagen, der E-Antrieb sorgt stets für eine geschmeidige Beschleunigung. Der einzige Unterschied: Günstige E-Autos beschleunigen zügig, teure Modelle oft irrsinnig schnell. That’s it. Umso mehr dienen jetzt andere Faktoren als Unterscheidungsmerkmale. Allen voran sind es Infotainment, Komfort und Design. Genau das sind die Paradedisziplinen des Mercedes EQE SUV. Optisch ist es bislang das wohl gelungenste E-Auto von Mercedes. Die Synthese aus fließenden Linien und harmonischen Proportionen sorgt für ein sowohl elegantes als auch zurückhaltendes Design, das die Marke Mercedes optimal verkörpert. Im Innenraum herrscht dagegen Opulenz. Der Fahrer nimmt Platz auf ultrakomfortablen Multikontursitzen (auf Wunsch mit Massagefunktion), ist umgeben von riesigen Displays, einem High-End-Soundsystem und einer individuell anpassbaren Ambiente-Beleuchtung mit 64 Farben. In Fahrt glänzt der Benz mit einer geschmeidigen Federung und hervorragenden Geräuschdämmung. Ein HEPA-Luftfilter sorgt für reine Luftqualität selbst in den schmutzigsten Metropolen. Und die große Batterie ermöglicht eine Reichweite von bis zu 600 Kilometern in der Innenstadt. Somit ist der EQE SUV von Mercedes eine rollende Wellness-Oase, die leider ihren Preis hat, denn mit ein paar Extra-Goodies ist man schnell im sechsstelligen Bereich.

AUDI R8 SPYDER – ABSCHIED VON UNVERNUNFT
Als die erste Generation des Audi R8 im Jahr 2006 auf den Markt kam, wirkte der Sportwagen auf der Straße wie von einem anderen Stern. Das Design war seiner Zeit voraus – so weit, dass selbst Iron Man damit im gleichnamigen Hollywood-Blockbuster fuhr. Mit dem R8 avancierte Audi innerhalb kürzester Zeit zur coolsten Premium-Automarke und ließ sogar den Konzern-Bruder Porsche alt aussehen. Eine neue Sportwagen-Ikone war geboren. Im Jahr 2015 kam die zweite Generation des Audi R8 auf den Markt. Das Design wurde kantiger, aggressiver – man könnte sagen: noch maskuliner. Der V8-Motor als „günstige“ Einstiegsmotorisierung entfiel – wer einen R8 wollte, musste nun zum teuren und exklusiven V10-Motor greifen. Damit positionierte sich der R8 noch weiter oben im Luxus-Segment, konkurrierte mit Ferrari, Lamborghini und Aston Martin. Und wie diese wurde auch der R8 zur Rarität. Noch seltener anzutreffen ist der Spyder, also die Roadster-Version mit Stoffverdeck. Hier kumuliert sich die Unvernunft wie in keinem anderen Audi-Modell zuvor. Der R8 Spyder ist eine reine Spaßmaschine. Das bedeutet: Wenig Platz und minimale Effizienz treffen auf maximale Performance und ein berauschendes Fahrerlebnis aus brüllendem Motor, stürmischem Frischluftvergnügen und dem Gefühl, für einen Moment alle Rationalität abzulegen und sich vollkommen der Unvernunft hinzugeben. Und so war der R8 in jeder Form – egal ob als Coupé, als Spyder, als Rennversion, mit Hinterrad- oder Allradantrieb – der mit Abstand unvernünftigste und leidenschaftlichste Audi aller Zeiten. Zusammen mit dem TT, seinem Wegbereiter, der Audi zu einer Designer-Marke machte, ist der R8 ab 2024 Geschichte. Beide Modelle werden ohne einen direkten Nachfolger eingestellt. Der Aufbruch in die E-Mobilität fordert ihre Opfer – schafft aber auch Raum für neue Traumautos.

VW ID.7 TOURER – EINE SICHERE NUMMER
Volkswagen baut seine Stromer-Familie unter dem Kürzel ID kontinuierlich aus. Der aktuelle Neuzugang heißt ID.7, eine komfortable Reiselimousine mit üppigen Platzverhältnissen und einer großzügigen Reichweite. Und er verdiente sich gleich eine Auszeichnung: Der ID.7 gehört zu den sichersten Autos auf dem Markt. Im Jahr 2023 hat kein anderes neu zugelassenes Auto besser bei den europäischen NCAP-Crash-Tests abgeschnitten. Dazu trugen unter anderem die zwischen den Vordersitzen installierten Airbags bei, die Fahrer und Beifahrer bei einem Seitenaufprall gegeneinander schützen. Auch die Sicherheitsassistenten funktionieren hervorragend und sorgen beispielsweise dafür, dass der Wagen immer in der Spur bleibt, auch wenn der Fahrer mal unaufmerksam ist. Nun geht VW noch einen Schritt weiter und macht den ID.7 nicht nur zum sichersten, sondern auch zum praktischsten E-Auto seiner Klasse. Unter der Bezeichnung ID.7 Tourer wird er nämlich zum Kombi. Und das bedeutet Raum in Hülle und Fülle für lange Reisen, Kurztrips mit Bikes im Kofferraum oder auch mal für einen spontanen Möbeltransport. Somit mutiert der ID.7 zum E-Auto für alle Fälle. Trotz der praktischen Eigenschaften leidet aber nicht sein Äußeres. Die Linienführung bleibt elegant und stromlinienförmig. Optional sorgt ein riesiges Panorama-Glasdach für einen lichtdurchfluteten Innenraum, der sehr minimalistisch und modern aufgeräumt wirkt. Im Mittelpunkt steht ein 15 Zoll großes Info-Display für alle benötigten Funktionen. Beim Fahren verrichtet der ID.7 unspektakulär seinen Dienst. Je nach Fahrweise und Batteriegröße kommt man im Alltag etwa 500 bis 600 Kilometer weit. Ein sehr guter Wert. Alles in allem ist der ID.7 insbesondere als Tourer ein vielseitiges und praktisches Auto für all jene, die gern auf Nummer sicher gehen.

KIA EV5 – GROSSARTIG, KANTIG
Der südkoreanische Autohersteller Kia hat gerade einen Lauf. Wie am Fließband präsentiert die Marke E-Autos, die zum Staunen anregen, denn sie verkörpern die Symbiose aus coolem Design, zukunftsweisender Technologie und hoher Qualität. Nachdem Kia mit dem EV9 erst kürzlich den wohl coolsten Elektro-SUV auf den Markt lancierte, folgt in gleicher Designsprache der EV5. Dieser ist eine gute Nummer kleiner und somit ideal auch für urbane Räume geeignet. Damit werden ebenfalls Singles und Paare ohne Kind und Kegel angesprochen, die keine sieben Sitze benötigen. Dennoch ist mehr als genug Raum vorhanden, um schnell mal die Fahrräder einzupacken und einen Wochenendausflug ins Grüne zu unternehmen. Immer dabei ist das futuristische Außendesign, wodurch der SUV zum Hingucker wird. Wer den EV5 fährt, ist zumindest optisch mehr in der Zukunft als in der Gegenwart unterwegs. Technisch lässt sich der kompakte SUV nach persönlichen Wünschen konfigurieren. Es gibt entweder Vorder- oder Allrad-Antrieb, eine große oder eine sehr große Batterie für extra Reichweite (bis zu 720 km) und ausreichend Leistung (218 PS) oder viel Leistung (313 PS). Wer also keinen Wert auf eine hohe Beschleunigung und Allradantrieb legt, greift zum Einstiegsmodell und bekommt das schicke Design für deutlich weniger Geld. Auch im Innenraum beweist Kia ein gutes Händchen für gelungenes Design. Gekonnt reduziert, aber mit Betonung der rechteckigen Formensprache – die schon beim Außendesign begeistert – vergisst der Fahrer nie, dass er ein cooles Automobil fährt.

FUTURE CAR OF THE YEAR
Auch wenn Sportwagen-Ikonen mit einem Verbrennungsmotor wie zum Beispiel der Audi R8 oder Audi TT vom Markt verschwinden, werden sie durch effizientere, vollelektrische oder teilelektrifizierte Flitzer ersetzt. Wie die Sportwagenzukunft aussehen könnte, zeigt eine Konzeptstudie von Mazda namens „Iconic SP“. In den letzten Jahren hat sich Mazda konsequent zu einer Designmarke unter den japanischen Herstellern entwickelt. „Kodo – Soul of Motion“ nennt sich die Designphilosophie des japanischen Traditionsherstellers. Dabei versuchen die Designer, mit handwerklicher Kunst den Fahrzeugen Leben einzuhauchen und einen eigenen Charakter zu verleihen. Tatsächlich merkt man bei aktuellen Mazda-Modellen, dass ihre Formen geradezu skulpturenhaft wie mit der Hand herausmodelliert wirken. Die fließenden organischen Flächen wirken deutlich harmonischer als die mittlerweile überzeichneten technischen Looks der Konkurrenz. Ein Paradebeispiel für gelungenes Design ist die Konzeptstudie „Iconic SP“ von Mazda. Ein bildschönes Auto, das Sportwagenklassiker der Vergangenheit zitiert und daraus eine eigenständige Vision für die Sportwagenzukunft aufzeigt. Neben den idealen Proportionen zwischen Länge, Breite und Höhe stechen zwei Elemente besonders hervor: die nach oben aufschwingenden Butterfly-Türen sowie die Klappscheinwerfer – Letztere ein Designmerkmal des ersten Mazda MX-5 Roadsters. Bei der Neuinterpretation legen sie allerdings flache LED-Scheinwerfer frei – ein schönes Oldschool-Gimmick. Auch beim Antrieb geht Mazda eigene Wege. Der Wagen ist nicht vollelektrisch, sondern wird von einem Wankelmotor unterstützt, der während der Fahrt die Batterie auflädt, damit ihr der Saft nicht ausgeht. Zudem lässt sich der Motor mit einer Vielzahl von Kraftstoffen betreiben, beispielsweise dem umweltfreundlichen Wasserstoff. So ist eine hohe elektrische Reichweite bei einem geringen Fahrzeuggewicht möglich – ein Kunststück, das derzeit kaum möglich ist. Und so beweist der Mazda „Iconic SP“, dass Vision und Wirklichkeit nicht weit auseinanderliegen müssen und emotionale Sportwagen weiterhin eine Zukunft haben.

GEWINNER
RENAULT 5 E-TECH – REINKARNATION EINER IKONE
Vorreiter und Trendsetter lieben E-Autos, denn es gibt kein besseres Statement für einen dem Fortschritt zugewandten Lebensstil. Doch Early Adopter müssen bei solchen zukunftsweisenden Technologien oft einen hohen Preis dafür bezahlen, bevor diese sich auf dem Massenmarkt durchsetzen. Aber nicht mehr lange. Unter Hochdruck arbeiten große Hersteller daran, auch günstige attraktive E-Autos auf den Markt zu bringen. Dazu gehört die französische Marke Renault. In Frankreich hat man seit jeher eine Affinität zu quirligen Autos wie dem Citroën 2CV, bekannt als die „Ente“. Ebenso hat Renault einen kultigen Kleinwagen in der Historie: den R5 – gebaut von 1972 bis 1996. Sein Design galt als avantgardistisch, mit einer Vorliebe für das Eckige und Schräge. Ein Kleinwagen mit Charakter. Nun kommt die Reinkarnation des R5 als Elektro-Kleinwagen. Damit ist Renault ein wahres Kunststück gelungen. Zum einen wird E-Mobilität endlich für die breite Masse erschwinglich, denn der R5 E-Tech soll ab rund 25.000 Euro zu haben sein. Dafür muss man keine Abstriche bei der Reichweite machen, wie bislang üblich bei kleinen E-Autos. Der R5 schafft nämlich bis zu 400 Kilometer mit einer Batterieladung. Eine reisetaugliche Distanz. Zum anderen hat Renault nicht nur auf die technischen Werte geachtet, sondern auch ein bildschönes Auto geschaffen. Mit einem erstaunlich guten Gespür für Design haben es die Franzosen verstanden, die avantgardistische Ikone wiederzubeleben und sie in die Gegenwart zu transferieren. Heraus kam ein Eyecatcher, der trotz seiner Kompaktheit von nicht mal vier Meter Länge extrem selbstsicher auf der Straße steht. Ein Design-Statement mit minimalistischen LED-Leuchten, klaren Linien und natürlich dem wunderbar schrägen Heck. Wie kaum ein anderes E-Auto verbindet der Renault 5 E-Tech hinreißende Optik mit moderner Technik, effizienter Raumökonomie und einem vernünftigen Preis. So gelingt vielen Menschen der Einstieg in die schöne neue Welt der E-Mobilität. Deswegen ist der Renault 5 E-Tech unser Buddy Car of the Year 2024.
Schlagworte: Audi, Buddy Car of the Year, KIA, Mazda, Mercedes-Benz, Mobility, Renault, VW